Von Ostwestfalen nach Ostafrika: Zwei Herforder Zahnärzte behandeln ehrenamtlich in Kenia

Herford/Minden. Fließend Wasser gibt es nicht und gearbeitet werden kann nur bei Tageslicht. Die drei Wochen in dem ostafrikanischen Land Kenia möchten Christian Hampe und Rebecca Mattern dennoch nicht missen. Im Gegenteil: &bdquo;Wir machen es wieder“, sagen die beiden Zahnärzte zurück in der Heimat. Hampe und Mattern waren ehrenamtlich in Afrika und haben auf eigene Kosten Kinder und Erwachsene zahnmedizinisch behandelt. Eine Erfahrung, die demütig macht. &bdquo;Es ist wichtig, der Welt etwas zurückzugeben und die Menschen dort haben es bitternötig“, sagt Rebecca Mattern. Die 28-Jährige ist Zahnärztin und arbeitet in der Herforder Praxis von Christian Hampe, der in Minden eine zweite Zahnarztpraxis unterhält. Mattern wollte solch einen Auslandsaufenthalt schon im Studium absolvieren, das sei aufgrund von Corona damals allerdings nicht möglich gewesen. 2021 hat sie ihr Examen gemacht und in der Zahnarztpraxis von Hampe an der Johannisstraße angefangen. &bdquo;Ich habe es dann Christian erzählt und er fand die Idee top“, erinnert sie sich zurück. Vom 2. bis 22. November des vergangenen Jahres haben sie ihr gewohntes Umfeld hinter sich gelassen und sind für die Organisation &bdquo;Dentists for Africa“ nach Kenia geflogen. Und zwar mitten in die Pampa: &bdquo;Wir wollten dahin, wo unbedingt Hilfe gebraucht wird“, sagt Christian Hampe. Kaplomboi im Kisii County heißt dieser Ort. Im Umkreis von 200 Kilometern gibt es hier keinen einzigen studierten Zahnarzt, erzählen sie. Wenn sich eine Wunde infiziert, kann das tödlich ausgehen Gewohnt und gearbeitet haben sie im Franziskaner Kloster. Ein Raum mit einem Zahnarztstuhl, der &bdquo;tausendfach zusammengeflickt war“, war für drei Wochen ihre Praxis. Hampe: &bdquo;Es war herausfordernd.“ Von montags bis samstags haben sie Kinder, Jugendliche und Erwachsene behandelt. &bdquo;Wir hätten ohne Ende weiterarbeiten können, doch um 18 Uhr schwindet das Tageslicht und Elektrizität gibt es nicht.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Behandelt haben sie rund 150 Menschen: &bdquo;Vor uns war der letzte ehrenamtliche Zahnarzt 2019 hier“, sagt Hampe. Hauptsächlich haben sie Zähne gezogen und Füllungen gemacht. &bdquo;Wir können ja keine Nachbehandlung garantieren.“ Daher galt es beim Erstkontakt die Patienten aufzuklären, dass es bei der einen Behandlung bleiben wird. Zwei, drei größere zahnmedizinische Eingriffe haben Hampe und Mattern dann aber doch als Team durchgeführt - und das ohne Röntgenbilder. Etwa Weisheitszähne entfernt. &bdquo;Wir haben gehofft, dass sich die Wunden nicht infizieren.“ Denn im Zweifelsfall können die Menschen an einer Infektion versterben. Eine flächendeckende medizinische Versorgung ist in der Region nicht gewährleistet. Herforderin bringt afrikanischen Kindern das Zähneputzen bei Lesen Sie auch: Wie eine Löhner Zahnärztin über Grenzen hinweg Gutes tut Neben der praktischen Arbeit ging es auch um Prävention. Mit einem zusätzlichen Koffer vollgepackt mit Materialien und Zahnbürsten sind sie nach Afrika gereist. &bdquo;Die Zahnbürsten haben wir verschenkt und den Menschen Mundhygiene erklärt“, sagt Mattern, die die Kinder spielerisch ans Zähneputzen herangeführt hat. Ein großes Problem stellen für die Kinder die zuckerhaltigen Getränke wie Cola dar. Der Konsum von Softdrinks ist einer der Hauptursachen von Karies, die darin enthaltenen Säuren greifen den Zahnschmelz an. Daher ist Aufklärung besonders wichtig: &bdquo;Es soll ein nachhaltiges Projekt sein und Hilfe zur Selbsthilfe bieten.“ Tipps von Experten: Angst vor dem Zahnarzt? So fällt der nächste Termin leichter Besonders beeindruckt sind die beiden Zahnärzte von der extremen Dankbarkeit, die ihnen die Menschen entgegenbrachten. &bdquo;Ich finde es faszinierend, wie glücklich sie waren, mit den einfachsten Mitteln zu leben“, sagt Mattern, die erzählt, dass sie es geschätzt hat, mittendrin gewesen zu sein. &bdquo;Wir waren quasi hinter den Kulissen, mitten im Dorf, das ist was anderes als Urlaub zu machen.“ Zahnärzte ermuntern Kollegen, sich ebenfalls ehrenamtlich einzusetzen Die Familien leben in einfachen Lehmhütten, duschen am Fluss, trinken Wasser aus einem Wasserloch. &bdquo;Mir hat es das Herz gebrochen, als sie mir den Schlafplatz der Kinder direkt am Feuer zeigten“, sagt die 28-Jährige, die das Erlebte nachhaltig beeindruckt. &bdquo;Ich kam zurück und habe allein in meiner Wohnung mehr als die Menschen im ganzen Dorf.“ Solch ein Einsatz mache demütig, sagen beide Zahnärzte. Sie sind überzeugt, dass das Projekt etwas zum Besseren verändert und wollen andere Zahnärzte ermuntern, sich ebenfalls ehrenamtlich zu beteiligen. &bdquo;Man kann viel geben, aber wir haben noch mehr zurückbekommen.“

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