Filialen müssen schließen: Bielefelder Bäcker finden keine Mitarbeiter mehr

Bielefeld. Personalmangel überall. Händeringend suchen auch Bäcker schon lange nach Mitarbeitern. Mancher Laden musste schon schließen. Dauerhaft dicht ist das Lechtermann-Markenhaus an der Piggenstraße direkt am Alten Markt. Fünfeinhalb Jahre lief der Laden als &bdquo;Erlebnisbäckerei" erfolgreich. Jetzt wird bis zum Ende des Monats die Fläche im Crüwell-Haus komplett leegeräumt. Als Grund für den Entschluss nennt Thomas Pollmeier, Geschäftsführer des Unternehmens Pollmeier Lechtermann, zunächst die lange Umbauphase der Lampe-Bank gegenüber. Nachbarn trauern um Bielefelder Kult-Konditor Das Geschäft erschwert habe zuletzt auch die Corona-Schutzmaßnahme, die eine Trennwand am Tresen vorschreibt. Eine Verkaufstheke gab es allerdings nie in diesem Laden, wo, so sah es das Konzept vor, das Verkaufsteam die Kunden beim Einkauf von Regal zu Regal begleitete. Letztlich den Ausschlag zur Schließung gegeben habe die veränderte Verkehrsführung in der Altstadt: &bdquo;Das Parkhaus Welle wird weniger angefahren." Dauerhaft sehe er für diesen Standort deshalb keine Perspektive. Gesichert sei allerdings die Zukunft der im Markenhaus beschäftigten Verkäuferinnen. Sie erhielten im Unternehmen an anderer Stelle eine neue Aufgabe. Auf die Personalsituation in seinem Betrieb angesprochen, spricht Pollmeier von einer Herausforderung. Obwohl sämtliche 39 Standorte mit insgesamt 500 Mitarbeitern durch langfristigen Teamaufbau und die eigene Schulungsakademie keine massiven Einbrüche zu verzeichnen hätten, gebe es &bdquo;immer mal wieder Vakanzen". Viele Beschäftigte haben sich seit Corona umorientiert Nicht ganz so glimpflich sind andere Betriebe davongekommen. &bdquo;Den Arbeitskräftemangel spüren nahezu alle meine Kollegen", sagt Marcus Wulfhorst. Der 44-Jährige ist neuer Obermeister seiner Innung und kennt wie kaum ein anderer die Probleme der Bielefelder Bäcker. In dieser stark von der Pandemie betroffenen Branche hätten sich viele Beschäftigte umorientiert und einen neuen Job gefunden. Sieben Stellen waren bei ihm im Sommer unbesetzt. Die Folge: In seinen acht Filialen hat Wulfhorst die Öffnungszeiten unterschiedlich &bdquo;anpassen" müssen, die Läden mit Cafébetrieb hält er bis heute nur halbtags offen. Betroffen sind die drei Standorte an der Rathaus- und Turnerstraße sowie in Schildesche an der Beckhausstraße. Back-Factory eröffnet 300 Quadratmeter großen Laden in Bielefeld Als &bdquo;ziemlich angespannt" bezeichnet auch Thomas Rolf die aktuelle Situation. 30 Jahre sei er bereits im Geschäft, &bdquo;doch so schwierig war es noch nie", sagt der Bäckermeister, zu dessen Unternehmen neun Filialen, davon drei mit Café, gehören. Vorübergehend habe er schon mal &bdquo;den einen oder anderen Laden" schließen müssen. Insgesamt 100 Mitarbeiter beschäftigt Rolf in seinem Betrieb mit neun Filialen in Voll- und Teilzeit. Zehn weitere könnte er noch gut einstellen. Langfristige Perspektive ist das Entscheidende Die Hoffnung auf entspanntere Zeiten geben die Bäcker allerdings nicht auf. Einen Teil der Stellen haben sie inzwischen wieder besetzen können. &bdquo;Wobei wir auf die Findung allein Wert legen, sondern auch auf die langfristige Bindung", beschreibt Wulfhorst seine Strategie. So sollten neue Mitarbeiter selbst herausfinden, wo sie sich wohlfühlen – eher hinter dem Tresen oder im Café. Zum Team der Filialen gehörten neben einigen Quereinsteigern aktuell einige Werkstudenten, mit denen er &bdquo;sehr gute Erfahrungen" mache. Und, eine Tatsache, die selbst Wulfhorst &bdquo;erstaunlich" findet: Erstmals beschäftigt er an einem Standort drei Männer und Frauen. Der Bäckerladen als rein weibliche Domäne - wohl endgültig eine überholte Vorstellung. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Sechs von den ursprünglich sieben freien Stellen seien bereits wieder besetzt, mit zwei weiteren Bewerbern führe man Gespräche. Und zum Ende des Monats werde er auch die letzten Filialen wieder ganztägig öffnen. Aktuell werben Wulfhorst und auch Rolf unabhängig voneinander für ihre Branche, treiben unverdrossen Imagepflege in der Hoffnung auf weitere Mitarbeiter. Wer Brot verkaufen will, sollte kommunikativ sein und der Kundschaft ein angenehmes Einkaufserlebnis schaffen, so Wulfhorst. Und sein Kollege ergänzt: &bdquo;Verkaufstalent allein reicht nicht." Wer in den Filialen arbeite, sollte außerdem Brötchen backen und belegen, in den Cafés gastronomische Aufgaben übernehmen und schließlich auch mit der Kasse klarkommen. &bdquo;Ein anspruchsvoller, attraktiver und zukunftssicherer Beruf", ist Rolf überzeugt.

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