Christopher Street Day: 2.000 Teilnehmer feiern bunte Party in Bielefeld

Bielefeld. Wie bestellt, hellte sich der Himmel auf, so dass die vielen Regenbogenfahnen vor dem Rathaus gleich noch einmal bunter strahlten. Dort und auf dem Niederwall feierte die LSBTIQ*-Bewegung in Bielefeld am "Pride Day", dem 2. Oktober, den Christopher Street Day (CSD) nach. Normalerweise wird der CSD im Juni gefeiert, doch coronabedingt hatte er zu dieser Zeit nicht stattfinden können. Einschränkungen gab es auch am Samstag noch: Das traditionell bunte, queere Straßenfest fiel aus, stattdessen gab es einen Demonstrationszug mit geschätzt rund 2.000 Teilnehmern durch die Innenstadt. "Direkter Austausch der Szene hat gefehlt" Der Community war es anzumerken, dass alle froh waren, sich endlich mal wieder in einem größeren Kreis treffen zu können. "Der direkte Austausch und die Kommunikation hat der Szene gefehlt", sagte denn auch Peter Struck, Mitorganisator von "BIEqueer" und Geschäftsführer der Aids-Hilfe. Es sei zudem weiterhin wichtig, die ganz Vielfalt der LSBTIQ-Gemeinde (Lesben, Schwule, Bi-, Trans-, Intersexuelle und queere Menschen) in der Stadtgesellschaft wieder sichtbar zu machen. Zum Thema: Queeres Kino: Die 9 besten LGBTQ-Filme und -Serien Es geht nicht nur ums Partymachen Dass die bunte Vielfalt dazu gehört, war an diesem Tag schon mit Blick auf die Sparrenburg von Weitem zu erkennen. Dort flatterte die Regenbogenfahne im Wind. "Ganz Bielefeld sieht auf diese Weise, dass wir heute CSD in Bielefeld feiern", rief Oberbürgermeister Pit Clausen der fröhlichen Menge zu. Es gehe an diesem Tag, der unter dem Motto "Chancen, Solidarität, Diversität" stand, aber nicht nur ums Partymachen, machte er deutlich. Zum Thema: "So ein Doppelleben kostet Kraft" - Outing im Büro Politische Botschaft des CSD "Wir gedenken heute auch der Verfolgten, Benachteiligten und Diskriminierten. Wir klagen an, dass dies alles auch heute noch geschieht. Und wir fordern mit dem CSD Respekt für unsere Liebe - von jedermann." Zusammen mit Olli Schulte von der Präventionsgruppe "Herzenslust" der Aidshilfe Bielefeld hisste er schließlich die Regenbogenfahne unter einem Trommelwirbel der Gruppe "Les Benitas" vor dem Rathaus. Die politische Botschaft des CSD hatte zuvor noch einmal Sascha Ohnesorge von der Vorbereitungsgruppe auf den Punkt gebracht - allerdings gehandicapt durch Probleme mit der Tonanlage, so dass es für den Großteil schwierig war, seinen Worten und auch denen der übrigen Rednerinnen und Redner zu folgen. Zum Thema: Diese katholische Kirche in OWL hisst die Regenbogenflagge Bestehendes Gesetz ein "Skandal" Zwar habe die LSBTIQ-Gemeinde in den vergangenen Jahren viel Solidarität erfahren und Erfolge erzielen können. Beispielsweise die Ehe für Schwule und Lesben, die Verabschiedung eines Antidiskriminierungsgesetzes und die Änderung des Personenstandsgesetzes, so dass auch divers als Geschlecht ins Geburtsregister eingetragen werden kann. Aber von einer Chancengleichheit sei man dennoch noch weit entfernt. "Der Kampf um Emanzipation ist noch lange nicht zu Ende, wir stecken mittendrin", rief Ohnesorge. Das bestehende Transsexuellengesetz (TSG) sei ein Skandal und gehöre abgeschafft. Unterstützung für Flüchtlinge eingefordert Bevor transgeschlechtliche Menschen ihren Vornamen und ihr rechtliche Geschlecht ändern lassen können, müssen laut TSG Gutachten von mindestens zwei Sachverständigen eingeholt werden. Ein Verfahren, das von vielen als entwürdigend und diskriminierend erachtet wird. "Wir fordern daher Selbstbestimmung", sagte Sascha Ohnesorge. Dass Homo- und Trans-Feindlichkeit in der Gesellschaft immer noch tief verwurzelt seien, zeige sich in der Verunglimpfung von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt als "Genderwahn", aber auch im Verbrennen von Regenbogenflaggen. Ohnesorge: "Wir brauchen die Unterstützung von Politik und Zivilgesellschaft." Unterstützung forderte er auch für queere Flüchtlinge ein. Sollten sie in ihren Herkunftsländern wegen ihrer Identität mit dem Tode bedroht sein, müsse es Schutz und Asyl in Deutschland geben. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista An die eigene Community ging ebenfalls ein Appell: Auch dort seien leider queere Menschen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung, mit Rassismus und Fluchterfahrung sowie ältere und arme Menschen von Ausgrenzung bedroht. "Es braucht daher queere Räume und Freiräume, in denen Vielfalt gelernt und gelebt werden kann." Der CSD Bielefeld wolle auch in diesem Sinne zum solidarischen Zusammenleben beitragen. Nach diesem offiziellen Teil setzte sich der Demonstrationszug für eine Runde durch die Innenstadt - auch über Kesselbrink und Willy-Brandt-Platz - in Bewegung. Im Anschluss gab es im Grünen Würfel auf dem Kesselbrink einen Polit-Talk zum Thema &bdquo;Queere / Lesbische Sichtbarkeit".

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