Der kleinste Wochenmarkt in Bielefeld - hier steht er viermal wöchentlich

Bielefeld. Er will es einfach noch einmal wissen. Mehr als sechs Jahre war Markthändler Jörg Breder für seine Kundschaft von der Bildfläche verschwunden, jetzt ist der ausgewiesene Fachmann für Obst- und Gemüse mit seinem Stand zurückgekehrt. Allerdings nicht wie bis 2015 auf dem Kesselbrink oder gar vor dem Rathaus, sondern deutlich weiter außerhalb der City – praktisch auf der Grenze zwischen Sieker und Stieghorst auf dem Parkplatz der Bäckerei Stenner. Vier Tage in der Woche steht der 58-Jährige direkt vor dem Café an der Detmolder Straße 339 und verkauft mittwochs bis freitags von 12 bis 18 Uhr sowie samstags von 8 bis 13 Uhr &bdquo;möglichst regionale und qualitativ hochwertige Produkte", wie er betont. Zusammen mit dem Angebot des Handwerksbäckers könnte man somit die ungewöhnliche Symbiose aus Marktstand und Backstube als Bielefelds wohl kleinsten Wochenmarkt bezeichnen. Regionale Produkte Denn genau mit dem, was den Einkauf auf dem Wochenmarkt ausmacht, will Breder seine Kunden gewinnen. Mit Qualität, Expertenwissen und auch Tipps zur Zubereitung oder Lagerung will er auch dem Supermarkt und dem Discounter in unmittelbarer Nachbarschaft die Stirn bieten. &bdquo;Ich lebe davon, die Leute zu begeistern", sagt der Händler. &bdquo;Wenn mir das gelingt, dann funktioniert das hier auch." Boom: Immer mehr Bielefelder kaufen ihre Lebensmittel im Netz Mit &bdquo;das hier" bezeichnet Jörg Breder einen Neustart, mit dem er auch einer über 100-jährigen Tradition wieder Leben einhaucht. Denn das Familienunternehmen Breder war 1903 in Brake gegründet worden, über Jahrzehnte gehörte die Familie zur Stammbesetzung des Bielefelder Wochenmarktes auf dem Kesselbrink. Jörg Breder war sogar Sprecher der Händler – ehe der Vater erkrankte und sich die Mutter um ihn kümmern musste. Einzelhandel war nichts für Jörg Breder &bdquo;Da funktionierte das Konstrukt ,Familienbetrieb auf einmal nicht mehr", erinnert sich Jörg Breder an das Frühjahr 2015 und an den schweren Abschied vom eigenen Marktstand. Er blieb dem Obst- und Gemüsehandel aber treu, wechselte zunächst in den Groß-, später dann in den Einzelhandel. &bdquo;Ich habe gelernt, wie die dort ticken." Glücklich ist er allerdings nicht geworden. &bdquo;Die Arbeit dort hat mir nicht so die Räume gelassen. Die angebotenen Artikel waren fest vorgeschrieben, man konnte fast nichts selbst gestalten." Diese Freiheit hat er sich jetzt zurück erobert. Aus einer mehr oder weniger spontanen Idee heraus hatte er Axel Stenner, bei dem er seit Jahren sein Brot kauft, &bdquo;über den Tresen hinweg" gefragt, ob er sich einen Obst- und Gemüsestand auf seinem Parkplatz vorstellen könnte. Der stimmte der Idee nicht minder spontan zu. &bdquo;Die Kombination Obst, Gemüse und Brot passt doch sehr gut", sagt der Bäckermeister. 40 bis 50 handverlesene Produkte werden nun von Jörg Breder angeboten, wenn möglich – wie etwa Kürbisse oder Blumen – vom heimischen Acker und von der inzwischen 82-jährigen Mutter geerntet. Anderes wird hinzugekauft, auch hier vorzugsweise direkt aus der Region oder maximal einem Umkreis von wenigen Hundert Kilometern. &bdquo;Die einzigen Ausnahmen sind hier die Bananen aus Panama und die Weintrauben aus Italien", sagt Breder. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Die Kunden, die seit dem Beginn des Mini-Wochenmarktes ihren Weg an die Detmolder Straße gefunden haben, sind durchaus angetan von dem Angebot. &bdquo;Aktuell sind es noch hauptsächlich Leute, die hier in der Umgebung wohnen", sagt Jörg Breder. Inzwischen seien aber auch einige alte Stammkunden wieder aufgetaucht. Auch viele Kunden der Bäckerei hätten die zusätzliche Einkaufsmöglichkeit für sich entdeckt. Millionen-Projekt: Bielefeld bekommt noch in diesem Jahr eine Markthalle &bdquo;Wir haben bereits viele positive Rückmeldungen erhalten", sagt Axel Stenner. Jörg Breder hofft, dass sein Stand durch Mundpropaganda bekannter und noch stärker frequentiert wird. &bdquo;Das große Geschäft werde ich hier sicher nicht machen", sagt der 58-Jährige. Er hofft aber, dass er mit seiner Leidenschaft ein Auskommen erwirtschaften kann. &bdquo;Und es ersetzt das Fitnessstudio."

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