Bielefelder stellt seine Ex-Freundin mit Sex-Videos bloß

Bielefeld. Von einem "psychischen Vernichtungsfeldzug gegen die Familie seiner Ex-Freundin" sprach der Vorsitzende Richter Georg Zimmermann in der Urteilsbegründung: Das Landgericht verurteilte nun einen 45 Jahre alten ehemaligen Bielefelder, der 2015 seine damalige Partnerin bedroht, beleidigt, gestalkt, bloßgestellt und verletzt hatte, zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und vier Monaten. Der Angeklagte reagierte zunehmend aggressiv Redselig hatte sich Xizir M. (Namen aller Betroffenen geändert) während der mehrmonatigen Verhandlung vor der I. Großen Strafkammer des Landgerichts präsentiert. "Dem Gericht gegenüber hatte er merklich Kreide gefressen", sagte Richter Zimmermann in der Urteilsverkündung, doch habe M. keinerlei Bedauern gegenüber seinem Opfer oder dessen Familie erkennen lassen. Ende 2014 oder Anfang 2015 lernten sich die damaligen Nachbarn Xizir M. und Vildan L. kennen. Bald wurden sie ein Paar, doch stellte sich bei der Frau recht rasch die Erkenntnis ein, dass der Angeklagte für sie doch eher nicht für eine feste Beziehung in Frage komme. Doch auf ihr zunehmend abweisendes Verhalten reagierte M. aggressiv. Bielefelder erpresst Sex-Videos von Kindern Bereits im Frühjahr 2015 überschüttete er sie bei einer Gelegenheit mit Feuerzeugbenzin und drohte, sie anzuzünden. Xizir M. suchte seine Freundin mehrfach an ihrem Arbeitsplatz auf, wo er ihr Handy nach etwaigen männlichen Kontakten durchsuchte, ab Herbst 2015 stalkte er die Frau dauerhaft, drohte ihr und ihrem Umfeld, beleidigte sie. Das Opfer der Nachstellungen traute sich kaum noch aus dem Haus und ans Telefon Einmal bedrohte der Angeklagte die Frau mit einem Baseballschläger, bei anderer Gelegenheit verletzte er sie im Gesicht. Besonders perfide: M. präsentierte seine Ex auf einem Prostitutionsportal - etliche potenzielle Freier riefen daraufhin bei der fassungslosen Frau an. Doch setzte ihr insbesondere eine andere Tatenserie zu: In den sozialen Netzwerken veröffentlichte der Angeklagte heimlich aufgenommene Handyvideos des Paars beim Liebesspiel, auf denen war zwar nicht viel zu sehen, dafür aber umso mehr zu hören war. Vildan L. ging schließlich kaum noch aus dem Haus, traute sich auch an ihrem Arbeitsplatz beinahe nicht mehr ans Telefon und trug sich mit Suizidgedanken. Die Nachstellungen endeten erst, als M. in einer anderen Sache am 18. Dezember 2015 verhaftet wurde. Die schwerwiegendste Tat soll sich laut Anklage jedoch im Sommer 2015 ereignet haben: M. war angeklagt, seine Ex gefesselt und vergewaltigt zu haben. Dieser Vorwurf bestätigte sich in der Verhandlung jedoch für die Kammer nicht mit der für eine Verurteilung notwendigen Sicherheit. Vildan L. hatte sich dem Angeklagten gegenüber nämlich durchaus ambivalent verhalten. Auch nach erfolgter Strafanzeige hatte es noch Treffen und wohl auch einvernehmlichen Sex gegeben. Die meisten der angeklagten Taten räumte M. in der Verhandlung ein, die Vergewaltigung jedoch stritt er vehement und wortreich ab - und präsentierte dem Gericht quasi in allerletzter Sekunde ein heimlich aufgenommenes Video, dass ihn mit Vildan L. beim Sex sowie in trauter Zweisamkeit zeigt - und zwar deutlich nach der angeklagten Vergewaltigung. Eine Bewährungsstrafe kam nicht mehr in Betracht Ungeachtet der "abstoßenden Herkunft der Aufnahmen" könne die Kammer jedoch nicht die Augen vor der Aussage der Videos verschließen, sagte Richter Zimmermann: "Es ist absolut möglich, dass Vildan L. in der geschilderten Weise vergewaltigt worden ist - lange Zeit sprach vieles dafür." Die durch das Video aufgekommenen Zweifel hätten sich jedoch nicht überwinden lassen, sodass die Kammer den Angeklagten hinsichtlich des Vergewaltigungsvorwurfs freisprach. Eine bewährungsfähige Strafe, wie von der Staatsanwaltschaft beantragt, kam aus Sicht des Gerichts für den mehrfach vorbestraften M. jedoch nicht in Betracht.

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