Millionen-Investition: Bielefeld bekommt eine eigene große Brauerei

Bielefeld. Die Stadt hat so viel zu bieten: eine Burg, einen Fußballerstligisten, eine starke Wirtschaft – aber eines fehlt seit rund 100 Jahren: eine große Bielefelder Brauerei. Das wird Mike Cacic, der 2016 die Ravensberger Brauerei gegründet hat, zusammen mit finanzstarken Investoren nun ändern. Sein Flutlicht-Bier wird ab kommenden Sommer in Brackwede gebraut. Am Dienstagmorgen war im Beisein von Oberbürgermeister Pit Clausen Spatenstich auf dem künftigen Firmengelände direkt an der Brockhagener Straße. Ursprünglich war die Idee, die Brauerei in den Hallen einer ehemaligen Oldtimer-Werkstatt an der Herforder Straße zu errichten. Doch diese Pläne haben sich zerschlagen, worüber Mike Cacic nicht unglücklich ist. Die Ravensberger Brauerei hat ihren Verwaltungssitz in Brackwede, auf dem Gelände der Möller-Group – in unmittelbarer Nachbarschaft zur jetzigen Baustelle. &bdquo;Das es jetzt so gekommen ist, ist der beste Fall überhaupt", sagt der 33-Jährige und strahlt. Noch wird das Flutlichtbier, von dem es bislang fünf Sorten gibt, in der Brauerei Westheim in Marsberg gebraut: das obergärige Flutlicht, das Abendrot-Kellerbier, das Flutlicht Radler und das Ravensberger Helle als Lagerbier sowie das neue Alkoholfreie: &bdquo;Freiheit". Mit der neuen Produktionsstätte in Bielefeld kommt dann noch ein echtes Flutlicht-Pils dazu, wie Mike Cacic verrät. Beides kreiert von seinem neuem Braumeister Sebastian Hinz, der schon in Teilzeit aktiv ist. Und der Bielefeld-Bezug soll weiter wachsen. Die Brautechnik ist in der ersten Ausbaustufe so konfiguriert, dass bis zu 500.000 Liter Bierspezialitäten jährlich gebraut und gelagert werden können. Dies entspricht etwa 63.000 Kisten Bier. Derzeit produziert Ravensberger nach Cacics Worten etwa 130.000 Liter, davon die Hälfte obergäriges Flutlicht. In diesem Jahr habe man den Absatz bereits um 34 Prozent gegenüber dem gesamten Vorjahr steigern können, sagt der geschäftsführende Gesellschafter, der hofft, bis Jahresende auf eine Verdopplung kommen zu können. Nach seinen Worten beliefert Ravensberger mittlerweile mehr als 350 Lebensmitteleinzelhändler und Getränkeabholmärkte in Bielefeld und im Umkreis von 100 Kilometern. Bekannt geworden ist Flutlicht 2017 durch einen Rechtsstreit mit der großen Herforder Brauerei. Mit seinem Werbeslogan &bdquo;Endlich kein Bier mehr aus Herford", hatte sich Mike Cacic mächtig Ärger eingehandelt. Seine Marketing-Strategie hatte die Wettbewerbszentrale auf den Plan gerufen. Das Landgericht befand damals, Cacic habe seinen Kunden einen falschen Produktionsort auf dem Etikett vorgetäuscht und den Bielefelder zu einer saftigen Wettbewerbsstrafe verdonnert. Eigene Abfüllanlage noch Zukunftsmusik Dass der Neubau einer Brauerei mit gläsernem Showroom überhaupt möglich wird, ist mehreren starken Partnern zu verdanken. Als finanzkräftige Gesellschafter sind Christoph Harras-Wolff (Dr. Wolff Bielefeld) und Philipp Streng vor einiger Zeit eingestiegen. Gemeinsam wollen sie nun echtes Bielefelder Bier in großem Stil auf den Markt bringen. Christoph Harras-Wolff nennt keine genauen Zahlen, sagt aber, dass man hoffe, für die notwendige Brautechnik &bdquo;sechsstellig zu bleiben". Eine eigene Abfüllanlage ist allerdings noch Zukunftsmusik, Flutlicht wird daher weiterhin in einem Partnerbetrieb in Flaschen gefüllt. Im Millionen-Bereich liegt auf alle Fälle das Investment der Möller Real Estate, die sich um die Immobilien und Liegenschaften der Möller-Group kümmert und als Bauherr und Vermieter fungiert. Geschäftsführer Denis Rauhut betont, dass der Industriebau mit rund 1.200 Quadratmetern Grundfläche modernstem KfW-40-Standard von Effizienzhäusern entsprechen werde. Dazu gehören die Nutzung regenerativer Energie wie einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und Photovoltaikanlagen auf dem etwa 9 Meter hohen Gebäude. Heizen und Kühlen erfolge über eine Betonkernaktivierung. Dabei wird Gebäudemasse zur Temperaturregulierung genutzt. Kupferkessel gibt es am Kupferhammer dann aber doch nicht Die Fassade des Gebäudes wird nahezu komplett aus Glas sein, so dass bereits von der Straße ein Blick auf die Brautechnik geworfen werden kann. Am Kupferhammer – die Keimzelle der Möller-Group war die Kupferverarbeitung – wird es allerdings keine Kupferkessel geben. Moderne Kessel seien aus Edelstahl, sagt Cacic. Geplant sind natürlich auch Brauereibesichtigungen, und in einem 110 Quadratmeter großen Showroom soll es Verköstigungen der Bierspezialitäten geben. Die Eröffnung soll mit einem zünftigen Brauereifest Ende Juli oder Anfang August 2022 geplant werden.

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