Kostenloser ÖPNV: Aktivisten versuchen, MoBiel zu narren

Bielefeld. Wie bei Katz und Maus ging es am Freitag in der Stadtbahn zwischen Aktivisten und MoBiel-Mitarbeitern zu. Mitglieder des "Aktionsbündnis Klimagerechtigkeit Bielefeld" wollten vom Hauptbahnhof aus Richtung Sieker fahren - und zwar ohne Ticket. Damit wollten sie im Rahmen ihrer Kampagne "Fahrscheinfrei" für einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr demonstrieren. Die Teilnehmer der Aktion haben mehrfach versucht, den MoBiel-Sicherheitskräften aus dem Weg zu gehen. Fast wäre die Aktion von der Polizei aufgelöst worden. Einfordern des Grundrechtes "Bewegungsfreiheit" Mit Flyern und Megafonen ausgerüstet treffen sich die Teilnehmer der Aktion am Nachmittag vor dem Hauptbahnhof. Durchweg junge Menschen, knapp 20 Stück an der Zahl. Ihr Plan: Mit der Stadtbahn nach Sieker fahren, dort für eine Zwischenverkündung aussteigen und dann weiter mit der Bahn – alles ohne ein gültiges Ticket. Sie sehen Bewegungsfreiheit, und damit auch klimagerechte Mobilität, als Grundrecht an, erklärt Lea Büllesbach, Mitglied des Bündnis. Und dieses Grundrecht wollen sie mit der Aktion einfordern. Eine Demonstration hatten die Aktivisten zwar nicht angemeldet, eine Pressemitteilung verschickt allerdings schon - und damit ein einziges Katz-und-Maus-Spiel heraufbeschworen: MoBiel hatte dadurch von der geplanten Aktion mitbekommen und wartete am Hauptbahnhof bereits mit Sicherheitskräften auf die Teilnehmer. Aus Angst, von moBiel von der Aktion abgehalten zu werden machten sich die Teilnehmer zunächst zu Fuß auf, um dann an der Haltestelle Sudbrackstraße zu starten. Auch dort wurden sie bereits von MoBiel erwartet. Unbeeindruckt stiegen sie trotzdem in die nächste Bahn. Nach zwei Stationen war Schluss Ab hier wird es chaotisch: Die Aktivisten hängen Flyer auf, MoBiel hängt sie wieder ab. An der Haltestelle steigt die Truppe zügig in einen anderen Wagen, die Sicherheitskräfte kommen hinterher. Hier stimmen die Teilnehmer in ein paar wenige "Fahrscheinfrei!"-Rufe ein. Damit reicht es dann auch MoBiel: Die Mitarbeiter sind kurz davor, die Polizei zu bitten, die Aktion an der nächsten Station aufzulösen. Als die Aktivisten das mitbekommen, steigen sie - nach insgesamt nur zwei Stationen - freiwillig am Jahnplatz aus. Lagebesprechung am Kesselbrink. Dort lösen die Aktivisten die Aktion auf. Ohne Zwischenverkündung und nach knapp einer Stunde. Sie ziehen für sich ein positives Fazit. Aus ihrer Sicht haben sie ihr Ziel erreicht, öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen. Sie hätten allerdings nicht damit gerechnet, sagt ein Teilnehmer, dass MoBiel so präsent sein würde. Kritik von MoBiel an der Aktion MoBiel möchte das Ganze nicht kommentieren, sagt Sebastian Bauer, Pressesprecher der Stadtwerke Bielefeld. Eine solche Aktion sei nicht der richtige Anlass um über so ein großes Thema wie kostenlosen ÖPNV zu diskutieren. Zumal MoBiel in dieser Sache weder Entscheider noch der richtige Ansprechpartner sei. Dafür seien Stadt, Land und Bund zuständig. Einen Tag vor der Aktion hatte MoBiel versucht, per E-Mail Kontakt mit dem Aktionsbündnis aufzunehmen und keine Antwort bekommen. Die Sicherheitskräfte sollten hauptsächlich der Deeskalation dienen. Sie haben nicht einmal das Bußgeld von 60 Euro erhoben, das normalerweise bei Fahren ohne gültigem Ticket droht. Das "Aktionsbündnis Klimagerechtigkeit Bielefeld" wurde im Frühjahr 2020 gegründet. Mit dabei sind Gruppierungen wie Fridays for Future und BUNDjugend. Nächste Aktion der Kampagne "Fahrscheinfrei" ist eine Podiumsdiskussion am Donnerstag, 9. September, mit Vertretern des städtischen Amtes für Verkehr, des Verkehrsclubs Deutschland und der Initiative "Einfach Einsteigen" aus Bremen. MoBiel hatte zwar eine Einladung zur Diskussion bekommen, lehnte diese aber ab.

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