Schutzbedürftige Frau im Kinderschutzhaus krankenhausreif geschlagen

Bielefeld. Ausgerechnet im Kinderschutzhaus hatte sich im April dieses Jahres ein Gewaltausbruch ereignet, der bundesweit durch die Medien ging: Ein 43 Jahre alter Mann aus Frankfurt war in der Einrichtung nach einem Streit auf seine getrennt von ihm lebende Ehefrau losgegangen, trat, schlug und würgte sie. Nun muss sich der Täter wegen dieses Vorfalls vor dem hiesigen Amtsgericht verantworten. "Psychisch nicht bereit, ihn wiederzusehen" In kargen Worten legte der nun Angeklagte Paul S. (Namen aller Betroffenen geändert) gleich zu Beginn der Verhandlung ein Geständnis ab: Die Anklage, so der nach eigenen Angaben als Promoter tätige Mann, sei zutreffend. Als er gemerkt habe, was er getan habe, habe er von seiner Frau abgelassen. Was an jenem 7. April dieses Jahrs geschah, schilderte im Anschluss die Noch-Ehefrau des Angeklagten. Während ihrer Vernehmung schloss das Schöffengericht unter dem Vorsitz von Richterin Kirsten Reichmann den Angeklagten von der Sitzung aus. "Ich bin psychisch nicht bereit, ihn wiederzusehen", hatte die 35 Jahre alte Bailee S., die vor Gericht von Rechtsanwältin Heidi Saarmann vertreten wird, zuvor angegeben. Mit der Schwangerschaft begannen die Probleme Im Folgenden berichtete Bailee S. von der kurzen, aber unheilvollen Beziehung, die sie mit dem Angeklagten geführt hatte. Demnach hatten sich die beiden Ende 2018 in Irland kennengelernt. Bailee S. studierte dort zu jener Zeit, der Angeklagte war dort beruflich im Auftrag seiner Firma tätig. Bald lebten die beiden zusammen, die Hochzeit erfolgte 2019. Im selben Jahr zogen sie gemeinsam zurück nach Frankfurt, wo Paul S. fortan wieder arbeitete. Er verbot ihr den Kontakt zu Freunden Doch war die Beziehung zu jener Zeit offenbar schon sehr angespannt: Bailee S. war im dritten Monat schwanger, als ihr Ehemann begann, sie wegen Nichtigkeiten und Äußerlichkeiten zu kritisieren und ihr den Kontakt mit ihren irischen Freunden verbot. Schließlich habe er sie im Herbst 2019 aus der Wohnung werfen wollen, sagte die Frau vor Gericht. Als die gemeinsame Tochter zur Welt gekommen sei, habe der Mann das Kind abgelehnt und sich auch nicht um das Baby gekümmert. Vielmehr habe er ihr, so die 35-Jährige, immer wieder zu verstehen gegeben, dass sie ohne ihn in Deutschland aufgeschmissen sei. Mit dem Messer und dem Kind ging er fort Als sie ihm schließlich eröffnete, dass sie sich trennen wolle, habe er sie gewürgt, habe ein Messer genommen und sei mit dem Kind in ein anderes Zimmer gegangen. Bailee S. rief die Polizei, die den Mann der Wohnung verwies. Sie flüchtete sich in ein Frauenhaus, wo ihr Mann sie jedoch aufspürte. Die Frau zog weiter nach Nordrhein-Westfalen und fand schließlich eine Wohnung im Großraum Bielefeld. Der Täter ließ sich widerstandslos festnehmen Doch erwirkte Paul S. vor dem Familiengericht den Umgang mit dem Kind. Als Ort des Wiedersehens vereinbarten die Parteien das an der Ernst-Rein-Straße gelegene Kinderschutzhaus. Doch endete das Wiedersehen blutig: Nachdem es offenbar schon vier Tage zuvor einen telefonischen Streit der Noch-Eheleute gegeben hatte, setzte sich dieser am 7. April am Treffpunkt fort. Paul S. war schließlich so außer sich, dass er seine Frau mit Fäusten und einem Kinderstuhl schlug, auf Bailee S. eintrat und sie würgte. Dabei soll er nach Angaben der Frau geäußert haben, der werde das, was er in Frankfurt begonnen habe, nun zu Ende bringen. Mitarbeiterinnen im Schutzhaus retten Kind und Mutter Mitarbeiterinnen des Kinderschutzbundes gelang es schließlich, den Mann von seinem Opfer wegzuziehen. Paul S. ließ sich wenig später widerstandslos am Tatort festnehmen. Bailee S. erlitt unter anderem eine Gehirnerschütterung. Bis heute hat sie auf dem rechten Auge Sehstörungen. Der Prozess wird am 2. September fortgesetzt.

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