"Das kann nicht wahr sein": Mutter und Lehrerin rechnet mit Gesundheitsamt ab

Bielefeld. "Das kann echt nicht wahr sein": Seit Tagen könne keiner sagen, ob ihre jüngste Tochter nun nach einem Coronafall in ihrer Klasse in Quarantäne muss oder nicht. Aber auch nicht, ob sie – fit und negativ getestet – wieder kommen darf. &bdquo;Es ist alles so widersprüchlich und chaotisch", sagt Stephanie D., Mutter von vier schulpflichtigen Kindern und selbst Lehrerin. Gerade eingeschult, schon wieder zuhause Gerade eingeschult, musste die jüngste Tochter nach vier Tagen Präsenzunterricht schon wieder zuhause bleiben, weil die Pooltestung ihrer Klasse positiv war. &bdquo;Die Einzeltestung am Freitagmorgen war dann glücklicherweise negativ, sie saß allerdings unglücklicherweise in der Nähe des infizierten Kindes", berichtet D. Ob sie in Quarantäne muss, entscheidet das Gesundheitsamt. Aber das lasse Familien und Schulen seit Tagen im Ungewissen. &bdquo;Keiner weiß, wie man sich korrekt zu verhalten hat", sagt D. Die Schulleitung könne Eltern, deren Kinder direkte Sitznachbarn von infizierten Kindern sind, nur darüber informieren, aber keine weiteren Schritte einleiten. &bdquo;Wir Eltern haben so kein Dokument in der Hand, mit dem wir zu unserem Arbeitgeber gehen und um Betreuung unserer Kinder bitten können", ergänzt D. Ist das Gesundheitsamt schlichtweg überfordert? Gilt der Sitznachbar ums Eck als direkte Kontaktperson und muss in Quarantäne? Da sei sich der Mitarbeiter im Gesundheitsamt unsicher gewesen. Eigentlich müsse das so sein – und somit für die Tochter gelten. Welche Voraussetzungen ein Kind mitbringen müsse, um als direkter Sitznachbar zu gelten, wisse er allerdings nicht ganz konkret. &bdquo;Ich habe am Freitag mehrmals mit der Schule meiner Tochter, meiner Eigenen, dem Gesundheits- und dem Schulamt telefoniert, weil keiner genau weiß, wie er sich zu verhalten hat und immer auf die jeweils andere Institution verweist", berichtet D. Alle seien sich einig, dass das Gesundheitsamt im Zugzwang sei und die Quarantäne verordnen müsse. Sie habe den Eindruck, dass das Gesundheitsamt mit den vielen neuen Infektionen absolut überfordert sei, mit den Verordnungen nicht mehr hinterherkomme und nicht, wie von Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger am Freitag mitgeteilt, genügend Kapazitäten dafür habe. 14 Tage Quarantäne trotz negativem PCR-Test und Impfung Auch, dass Schüler als Kontaktpersonen – anders als in anderen Bereichen – jetzt trotz negativem PCR-Test für 14 Tage in Quarantäne müssen und sich nicht früher freitesten können, können viele Eltern &bdquo;absolut nicht nachvollziehen." Sogar dann, wenn man als Schüler bereits doppelt geimpft ist", berichtet eine Mutter. Warum werde dann überhaupt getestet? Ihre Tochter könne das alles nicht nachvollziehen, so D.. Sie kenne das erkrankte Kind, welches ihr mit Maske schräg gegenübersitzt, nicht einmal mit Namen, habe keine Berührungspunkte. Die Spielpartner, mit denen es ohne Maske in den Pausen draußen spiele, dürften hingegen weiterhin zum Präsenzunterricht. &bdquo;Zudem bleiben Grundschulkinder nicht 45 Minuten ruhig auf ihrem Platz sitzen", ergänzt D.. &bdquo;Wir sollen mit den Kindern wieder Gruppen- und Partnerarbeiten durchführen, ebenso Muntermachspiele zwischendurch einfließen lassen, klassenübergreifende Förderbänder anbieten." Werde das alles bei der Rückverfolgung mit berechnet? &bdquo;Dann wundert es mich nicht, dass das Gesundheitsamt nicht hinterherkommt." Nach Kritik und Problemen wird jetzt an den Grundschulen anders verfahren Habe sich die Stadt schon einmal überlegt, welche Schuldgefühle Kinder hätten, weil sie zufällig neben dem positiv getesteten Kind gesessen haben, die Eltern nun deswegen Stress mit ihrem Arbeitgeber hätten, vielleicht in finanzielle Nöte gerieten? Nach Kritik und Problemen wird seit Montag an den Bielefelder Grundschulen jetzt anders verfahren. Wer seinen Einzel-PCR-Test nach einem positiven Pool-Test negativ hat, darf in die Schule zurück – zumindest vorerst. Dann setzt die Kontaktverfolgung ein. Risiko: Ist das positive Kind das, was seinen Test erst spät abgibt, sind vielleicht Sitznachbarn schon wieder in der Schule. Das Risiko geht die Stadt ein – für möglichst viel Präsenzunterricht. Auch müssten nicht mehr automatisch alle vier unmittelbaren Sitznachbarn – vorne, hinten, rechts und links, so die Definition vom Land – in Quarantäne. &bdquo;Hier werden wir noch stärker einsteigen in die Einzelfallprüfung und die hygienischen Umstände wie Maske, Abstand und Belüftung weiter beleuchten", sagt Nürnberger. Dahinter stehe die Erkenntnis: &bdquo;Die Fälle an Grundschulen sind zu 95 Prozent Einzelfälle, die Schulen sind keine Treiber der Infektion."

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