Große Verwunderung: 62 Temposünder täglich auf der Kreuzstraße geblitzt

Bielefeld. Alle reden über den Altstadtversuch in Bielefeld und die Folgen für den Verkehr in der Stadt. Umso erstaunter waren viele Autofahrer, als das Ordnungsamt ihren mobilen Blitzer Bernhard Anfang August ausgerechnet an der Kreuzstraße zwei Wochen lang positionierte. Trotz noch geltender Ferien und der noch nicht gestarteten Waldhof-Sperrung (seit 18. August) war die Kreuzstraße schon damals zur scheinbar nervigsten Straße in der Innenstadt mutiert: Lange Staus, lange Wartezeiten, wenig Vorankommen. Wie soll man dort zu schnell fahren? Deutlicher Anstieg Doch der Schein trügt. Jetzt liegen die Zahlen der beiden Messungen (27. Juli bis 2. August in Richtung Adenauerplatz und 3. bis 10. August in Richtung Landgericht) vor: Insgesamt 578 Verkehrsteilnehmer hielten trotz des deutlich höheren Verkehrsaufkommens das Tempolimit von 50 km/h nicht ein. Es ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu vorherigen Messungen. Zweimal über 90 km/h 28 unter ihnen waren so viel schneller, dass ihnen nun mindestens ein Bußgeld droht. Fünf Autofahrer sogar für einen Monat auf ihren Führerschein verzichten. Zwei von ihnen hatten mehr als 90 Sachen auf dem Tacho. Meistens tagsüber Wer jetzt glaubt, dass diese Tempoverstöße alle im Schutze der Nacht stattgefunden haben müssen, sieht sich ein zweites Mal getäuscht. Norman Rosenland, Leiter des Geschäftsbereichs Verkehrsordnungswidrigkeiten beim Ordnungsamt, sagt: &bdquo;Die meisten Verstöße haben wir tagsüber – zwischen 6 und 20 Uhr – festgestellt." Die Zahl der Tempoverstöße in den Abend- (20 bis 24 Uhr) und in den Nachtstunden (0 bis 6 Uhr) sei anschließend auf einem ähnlichen Niveau geblieben. Zwar sei der Tageszeitraum deutlich länger (14 Stunden) als die ausgewerteten Abend- und Nachtstunden (zusammen zehn Stunden), betont Rosenland. Doch es widerlegt die These, dass die Kreuzstraße komplett überlastet ist. Das scheint sich nur auf die Stoßzeiten im Schul- und Berufsverkehr zu konzentrieren. Auch die Raser mit den hohen Bußgeldern verteilen sich laut Rosenland auf alle drei Zeitkorridore gleichermaßen: &bdquo;Eine Häufung zu einer bestimmten Uhrzeit lassen die Daten nicht erkennen." Von 22 auf 62 pro Tag Trotzdem ist die Gesamtzahl der Tempo-Knöllchen im Vergleich zu den vorherigen Messungen spürbar angestiegen. Im November 2020 kam der Laser-Anhänger der Stadt noch auf 22,3 Verstöße pro Einsatztag, im Februar/März waren es trotz geltender Lockdown-Regeln schon 31,7 und nun im Sommer 2021 blitzte Bernhard 62,6-mal pro Tag. Zum Vergleich: Vor der Pandemie (2019) wurden etwas weiter stadtauswärts – an der Detmolder Straße kurz vor der Teutoburger Straße – 36 Verstöße pro Tag registriert. Rekord in der 30er-Zone Deutlich höher gehen solche Tagesquoten dann in den berüchtigten Tempo-30-Abschnitten der Stadt. Nach der Einführung des 30er-Limits an der Artur-Ladebeck-Straße gingen dort anfangs 366 Verkehrsteilnehmer pro Tag in die Blitzerfalle. An der Stapenhorststraße waren es 357, an der Babenhauser Straße 255 täglich, an der Herforder 179. Rückgang der Bußgelder Auffällig an der Kreuzstraße hingegen sei, dass sich der Anteil der schweren Verstöße (mehr als 21 km/h zu schnell) spürbar verringert hat, so Rosenland. Lag die Quote der deutlich teureren Bußgeldbescheide unter den Temposündern im November noch bei 13 Prozent und im Frühjahr bei 11 Prozent, so lag die Zahl der Bußgeldbescheide hier im August nur noch bei drei Prozent. Eine Erklärung dafür lasse sich aktuell noch nicht liefern. Kaum Verstöße in der Gegenrichtung Interessant: Erstmals stand im August mit Blitzer-Bernhard ein Laser-Anhänger auch vor dem Naturkundemuseum an der Kreuzstraße – also in Fahrtrichtung Adenauerplatz. Bisher hatte die Stadt nur in der Gegenrichtung gemessen. Dabei ließ sich ein deutliches Ungleichgewicht bei den Verstößen erkennen: In Richtung Landgericht registrierte Blitzer Bernhard in sieben Tagen 438 Verstöße (62,6 pro Tag), in Richtung Adenauerplatz in acht Tagen nur 140 (17,5 pro Tag). Ob das an den Überholmanövern liegt, die kurz vor Landgericht immer wieder zu beobachten sind, um dann doch noch auf die Geradeausspur zu wechseln, lässt sich nur vermuten. Zum Thema: Kommentar: "Aufregung um Sperrungen in der Altstadt völlig übertrieben!" Neue Sperrung in der Bielefelder City sorgt für Verkehrschaos Prominente Unterstützer: Petition gegen Waldhof-Sperrung gestartet

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