Bielefelder sollen helfen, dieses bedrohte, kleine Paradies zu retten

Bielefeld. Die Ochsenheide ist Bielefelds wertvollstes Naturschutzgebiet - und vermutlich auch Bielefelds bedrohtestes. Orchideen und Enziane wachsen hier, seltene Insekten leben auf dem mageren Terrain. Mager im Sinne von nährstoffarm. Umso mehr ist da Hundekot ein Problem. Seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Doch es wird besser, ganz langsam. Das sagt Egbert Worms vom Umweltamt. An vielen kleinen Schräubchen haben er und engagierte Biologen der Biologischen Station sowie Förster gedreht: von eindeutigeren und strengeren Park-Regeln am Bauernhausmuseum über Info-Tafeln bis hin zu Besuchen des Rangers auf der Fläche und neuen, attraktiven Sitzmöbeln. Zudem wird seit wenigen Jahren zweimal im Jahr gemäht, so wird Biomasse, die hier niemand braucht, entfernt. "Keine Blockwarte" Damit es klappt auf der Fläche, reichen die städtischen "Augen" aber nicht aus, und so sucht Worms seit Jahren Helfer. Ehrenamtliche Helfer. Und er hatte 2019 eine Handvoll Kontakte. "Doch dann kam Corona." Nun sucht er wieder, "und ich suche wahrlich keine Blockwarte, sondern Menschen, die vor Ort Menschen freundlich aufklären, wenn der Hund nicht angeleint ist oder doch jemand die Wiese als Liegewiese benutzt". Positiv soll die Ansprache sein, so, wie bei den Seepaten am Obersee. Doch Worms weiß, dass der Weg zu solchen Helfern ein weiter ist: "Erst einmal muss ich die überhaupt haben." Dass freundliche Ansprachen aber helfen, hat er über die Jahre auch gespürt, zuletzt war er nach Ostern mit dem Ranger sonntags auf der Wiese - "und so etwas spricht sich dann herum". Genauso wie sich unter Hundehaltern herumspricht, dass das Parken mittlerweile nicht mehr oben direkt an der Wiese erlaubt ist. Verteilte Knöllchen gehörten auch zum Programm. Unten an der Einfahrt zum Bauernhausmuseum werde längst sehr eindeutig auf die Park- und Halteregeln verwiesen. Und so seien die Zeiten, in denen oben Bullis Türen öffneten und vier, fünf Hunde heraussprangen und frei herumtobten, weitgehend vorbei. "Nach den Regeln" Gegen angeleinte Tiere habe ja niemand was, genauso wenig wie gegen Menschen, die das kleine Paradies genießen. "Alles aber nach den Regeln." Die neue Liegebank am oberen Ende der Wiese locke Menschen an, alle anderen Bänke sollen in Kürze erneuert werden. Auch neue Info-Tafeln sollen bald aufgestellt werden. "Wir wollen einladen, das hier zu genießen." Ein Genuss, der Pflege benötigt, und Rücksicht. Die Pflege gibt es zweimal per Mahd, dabei wird immer darauf geachtet, dass ein Mosaik entsteht - nicht alles wird gleichzeitig gemäht. "Das gibt Rückzugsorte für Tiere", sagt Worms. Auch später als andere aussamende Pflanzen würden so geschützt. Insekten fänden immer Bereiche zum Ausweichen. "Nicht verkämpfen" Doch es gebe auch die Menschen, dem versperre sich der Naturschutz nicht, betont Worms. Akzeptiert sei längst der diagonal über das Gelände verlaufene Trampelpfad - "der soll bleiben". Auch werde auf begrenzende Balken und Zäune verzichtet, darauf habe sich die Stadt mit Biologen und der Bezirksregierung verständigt. Aus mehreren Gründen, einer ist auch die Mahd, die durch weitere Hindernisse erschwert werden würde. Für Worms ist wichtig: "Wir dürfen uns hier nicht verkämpfen." Schön sei, dass sich die Besucher längst oft gegenseitig aufklärten - da werde schon einmal auf die Leinenpflicht hingewiesen und darauf, dass das beliebte "Stöckchen werfen" hier sehr schade. Kot düngt, was gerade hier nicht gewollt ist - und auch das Heu wird durch Kot unbrauchbar. Stöckchen zerstören das Mähwerk. Wühllöcher der Hunde schädigten die seltenen Pflanzen. Zu allem geselle sich der Klimawandel, heiße Sommer hätten der Ochsenheide noch mehr geschadet. Die Flächen seien wertvoll, das wüssten mittlerweile immer mehr Besucher. Einfach so mittendurch laufen, das sei nicht gut. Sollten aber keine weiteren, neuen Wege entstehen, könne alles ohne Zäune bleiben. Kontakt für Helfer Helfen könnten der Stadt und dem Naturschutz und der Ochsenheide auf diesem Weg freundliche Ehrenamtliche, sogenannte Wiesen-Paten. Interesse? Egbert Worms: (05 21) - 51 29 62.

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