Umstrittener Lebensmittel-Lieferdienst Gorillas kommt nach Bielefeld

Bielefeld. Fahren demnächst auffällig schwarz gekleidete Kuriere auf E-Bikes durch die City und liefern Supermarkt-Ware wie Lebensmittel aus? Höchstwahrscheinlich ja, denn das mittlerweile berühmt-berüchtigte Berliner Startup Gorillas hat Bielefeld offenbar als zukünftigen Standort im Visier. Klar ist: Das finanzstarke Jungunternehmen mit markantem Namen setzt auf Mega-Wachstum in kürzester Zeit und will den Markt revolutionieren. Das sorgt für Schlagzeilen - positive und negative. Einerseits ist der Expansionsdrang ebenso außergewöhnlich wie das Werbeversprechen, bestellte Lieferungen innerhalb von nur zehn Minuten nach Auftragseingang an die Kunden-Haustür zu transportieren. Andererseits sind die Arbeitsbedingungen der Angestellten im Sattel etlichen Medienberichten zufolge schlecht. Es gibt Ausbeuter-Vorwürfe. Was kommt da also mutmaßlich auf Bielefeld zu? Ein kurzer Vorab-Überblick. Das Unternehmen Gorillas (Gorillas Technologies GmbH) wurde 2020 gegründet, hat renommierte Investoren im Boot und beschäftigt bereits rund 10.000 Mitarbeiter. Nur ein Jahr nach dem Start war Gorillas mehr als 1 Milliarde Euro wert, wie das zu Business Insider gehörende Internetportal Gründerszene meldete. In rund 20 Großstädten Deutschlands sowie weiteren im Ausland bringt das Unternehmen Supermarktartikel aus eigenen, zentral gelegenen Lagern zum Kunden. Gorillas ist also kein reiner Lieferservice, sondern baut sich Vertriebsstrukturen auf, um weitgehend autark zu agieren. Bestellt wird online, die in markantem Schwarz gekleideten Kuriere ("Rider") mit rot-weißem Gorillas-Aufdruck an der Kleidung sind auf Rädern unterwegs. Rasend schneller Service, und das nach eigenen Angaben zu Einzelhandelspreisen: Beobachter sagen, dass das Konzept die Supermarktbranche umwälzen könnte. Die Kritik Niedrige Stundenlöhne, lange Probezeiten und schlechte Arbeitsausstattung für die "Rider", ausstehende Gehälter, IT-Sicherheitsprobleme, Betriebsrats-Ärger und Anwohner-Beschwerden wegen Lkw-Lärm sowie Stau am Warenlager: Die Liste der in den vergangenen Wochen veröffentlichten Anschuldigungen ist lang. Unter anderem der Tagesspiegel, das Manager-Magazin, der Deutschlandfunk, der RBB sowie Capital berichteten über die Gemengelage. Sogar Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) schaltete sich in den eskalierenden Streit zwischen Belegschaft und Geschäftsführung ein (nw.de berichtete). Gorillas gab in Pressemitteilungen im eigenen Newsblog Ende Juli die eigene "Haltung zur Bildung eines Betriebsrates" bekannt, wenig später kamen Updates aus einem "Aktionsplan für Rider". Bielefeld Das erfolgreiche Unternehmen will auch abseits der Metropolen wie Berlin und London flächendeckend durchstarten. Gorillas sucht nun laut der Firmenwebsite Angestellte für einen zukünftigen Standort in Bielefeld. Supervisor, Warehouse Picker, Inventory Controller - alles für Bielefeld ausgeschrieben, alles Vollzeitstellen. Für "Rider"-Jobs kann man sich ebenfalls bewerben. In ähnlich großen oder kleineren Städten (Heidelberg, Fürth, Bonn, Augsburg) ist die Firma übrigens schon aktiv - oder sie hat sich zumindest Immobilien gesichert. Details zur geplanten Location in OWL (oder womöglich zu gleich mehreren Locations), zur angestrebten Mitarbeiterzahl in der Niederlassung und auf den Straßen sowie zum angedachten Eröffnungszeitpunkt des Lagers gibt es auf nw.de-Anfrage vom Freitag indes noch nicht. Weitere Informationen zur Gorillas-Expansion folgen. Zum Thema: Im Online-Lebensmittelhandel werden die Karten neu gemischt Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

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