Das Leben nach dem Hochwasser - das war damals in Heepen los

Bielefeld. Die Fohlenwiese in Heepen, eine Einfamilienhaus-Siedlung nahe der Lutter. Am 21. Juni 2013 erleben die Bewohner hier einen Schock, den sie so schnell nicht vergessen werden. In der Nacht säuft Heepen ab, die Lutter tritt über die Ufer, die Heeper Straße wird zum reißenden Fluss. Wie schon beim Hochwasser ein Jahr zuvor ist auch die Fohlenwiese stark betroffen. &bdquo;Das Wasser stand bei mir zwei Meter hoch im Keller", erinnert sich Anwohner Wilhelm Westermann (41). &bdquo;Ich möchte diese Zeit nicht noch mal haben." Der Ingenieur hatte im Keller eine Werkstatt, auch Elektro-Geräte standen dort. Alles war nach dem Regen hin. &bdquo;Zum Glück hat die Versicherung gezahlt", sagt er. Aber bis alles wiederhergestellt war, dauerte es ein Jahr. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Westermann hat auch die Bilder der Hochwasser-Katastrophe von vor zwei Wochen in Teilen NRWs und Rheinland-Pfalz gesehen: Mehrere Hundert Tote, viele im eigenen Haus ertrunken, zerstörte Dörfer, Brücken, Bahnlinien, Autobahnen. Das Ausmaß ist immens. Er sagt: &bdquo;Das lässt sich nicht vergleichen mit dem, was wir hatten." Damals seien Freunde sofort zur Stelle gewesen und hätten mit angepackt. In den vom Hochwasser betroffenen Regionen sei das teilweise gar nicht möglich gewesen. &bdquo;Es war einfach jeder betroffen, das war eine viel größere Nummer dort." Auch wenn die Dimension eine andere ist, die Bilder aus den betroffenen Regionen jetzt im Juli haben bei vielen Bielefeldern die Erinnerungen an die überfluteten Keller 2012 und 2013 wieder aufflammen lassen. &bdquo;Man ist ganz klar sensibilisiert, hört sich den Wetterbericht ganz genau an", sagt Westermann. Aber was ist seit den heftigen Gewittergüssen in Heepen passiert? Während der Arbeiten muss die Vogteistraße gesperrt werden Die Stadt hatte direkt nach den Hochwasser-Ereignissen 2012 und 2013 reagiert und den Bewuchs im Abfluss-Profil der Lutter entfernt, auch Kanäle in der Siedlung Fohlenwiese wurden erneuert. Zusätzlich kam 2014 ein Hochwasserschutzwall auf einer Länge von 120 Metern, westlich des Leithenhofs wurde ein Erdwall angelegt. 2016 hat die Stadt den Bürgern dann ein entsprechendes Hochwasserkonzept vorgestellt, erklärt Ulrike Giese-Grohmann, Expertin für Oberflächengewässer beim Umweltamt. Eigentlich sollte 2017 mit dem Gewässerausbau und der Erneuerung des Brückenbauwerks an der Vogteistraße begonnen werden. &bdquo;Wir waren da auch sehr optimistisch", so Giese-Grohmann. Aber damals hatten Verhandlungen über den Kauf von Grundstücken im Bereich der Fohlenwiese den Baustart verzögert. &bdquo;Wir brauchten einiges an Fläche, um die Lutter zu vergrößern", sagt sie. Kurz vor Weihnachten 2018 sei die Förderzusage des Landes gekommen, im September 2020 ging es dann mit den Arbeiten los. Die Heeper atmeten auf. Arbeiten am ersten Bauabschnitt beendet Begonnen wurde mit dem ersten Bauabschnitt zwischen Eckendorfer Straße und Vogteistraße, gut 700 Meter lang. Dort wurde das Bachbett naturnah auf vier Meter verbreitert und die Uferböschung abgeflacht. Alleine dabei seien ganze 5.500 Kubikmeter Boden ausgehoben worden – eine Herausforderung, denn Laster konnten nicht an den Bach fahren, weshalb der Aushub auf Radladern zu den Lkw transportiert werden musste, erklärt Giese-Grohmann. Der Bodenaushub sei dann zum Abdecken einer ehemaligen Mülldeponie genutzt worden. Die Arbeiten am ersten Bauabschnitt sind laut Giese-Grohmann abgeschlossen. Zweiter Bauabschnitt ist die Erneuerung der Brücke an der Vogteistraße. Die Durchflussöffnung soll hier auf neun Meter vergrößert werden. Hier sollen die Arbeiten im kommenden Jahr starten. Das wird dann auch Auswirkungen auf den Verkehr haben, denn während der Bauphase muss die Vogteistraße gesperrt werden. Autofahrer müssen sich auf Umleitungen einstellen. Ende 2023 soll alles fertig sein Der dritte Bauabschnitt ist dann der Bereich zwischen der Heeper Straße und der Straße Am Venn. Dort soll das Wehr an der Brücke am Meyer-Zu-Heepen-Weg abgerissen werden und eine Sohlgleite, eine Rampe aus Natursteinen, eingebaut werden. Darauf warten die Heeper jetzt. Wenn alles gut läuft, so Giese-Grohmann, sollen die Arbeiten Ende 2023 abgeschlossen sein. Insgesamt 3,2 Millionen Euro fließen in den Ausbau der Lutter zwischen Eckendorfer Straße und der Straße Am Venn. Laut Giese-Grohmann gibt es eine Förderzusage in Höhe von 80 Prozent vom Land NRW. Die Anwohner hoffen, nach dem Lutter-Umbau ausreichend gegen Hochwasser geschützt zu sein. Anwohner sorgen sich Sorgen bereitet einigen Heepern allerdings der Bypass zur Lutter am Altenzentrum Leithenhof. Denn der ist von Bäumen, Ästen und Gestrüpp derart voll, dass sich dort binnen kürzester Zeit ein &bdquo;natürlicher Damm" bilden würde, erzählt ein Anwohner nw.de. Solche Dämme haben jetzt beim Hochwasser im Südwesten, als sie brachen, für mehrere Flutwellen und heftige Zerstörungen gesorgt.

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