Böse Überraschung: Bielefelder Freibad schließt für immer

Jöllenbeck. Während überall sonst Freibäder der Stadt geöffnet haben, Corona-Beschränkungen gefallen sind, ist das Jöllenbecker Bad immer noch dicht. Politiker und Anwohner sind verärgert und enttäuscht. Jetzt endlich gab es eine Begründung der Bielefelder Bäder. Und die bedeutet nichts Gutes für Zukunft des Stadtteil-Bads. Eigentlich fehlten nur noch Rettungsschwimmer &bdquo;Wir hätten den Jöllenbeckern in diesem und dem nächsten Jahr gern noch einmal Freibadspaß angeboten, bevor wir mit dem Ersatzneubau anfangen", betonte Geschäftsführer Jürgen Athmer jüngst im Ishara. Das angejahrte Bad, gebaut 1955 noch von der Gemeinde Jöllenbeck, sei wie alle anderen sieben in Bielefeld für den Schwimmbetrieb vorbereitet worden. Eigentlich fehlten nur noch ein paar Rettungsschwimmer. Doch dann kam das vergangene Wochenende. 200.000 Liter Wasser waren einfach weg Irgendwann während dieser beiden Tage wurde aus dem kontinuierlichen Wasserverlust, den die Bielefelder Bäder seit langem &bdquo;in einem tolerablen Bereich" aus dem System des großen Beckens beobachteten, ein riesiger Schwall. Athmer: &bdquo;Da waren dann auf einmal 200.000 Liter Wasser weg." Irgendwo im Rohrwirrwarr des Schwimmerbeckens war das Nass im Erdboden versickert. &bdquo;Und wir wissen ja in diesen Tagen nur zu gut, was unkontrolliert austretendes Wasser anrichten kann", betont der Geschäftsführer. Eine Inbetriebnahme ohne umfassende Fehlersuche und Reparatur wäre daher unverantwortlich. &bdquo;Da bestände wirklich Gefahr für Leib und Leben." Niemand wisse, wo das Wasser Platten unterspült, gar Hohlräume im Erdreich verursacht habe. Auch aus finanziellen und zudem ökologischen Gründen sei ein solcher Schwund nicht zu ignorieren. Chlormengen sind kaum nachweisbar Die Chemikalien, in erster Linie Chlor, machen den Verantwortlichen dabei eher geringe Sorgen. &bdquo;Das sind verschwindend geringe Mengen, die kaum nachzuweisen sind", erklärt Betriebsleiter Hans-Jürgen Stern. Und nicht gesundheitsschädlich. Im Ruhrgebiet werde sogar das Trinkwasser gechlort. &bdquo;Wir haben Glück, dass unser Wasser so rein ist, dass wir das hier nicht müssen." Reparatur würde wahrscheinlich Millionenbetrag kosten Und eine Reparatur? Dafür müsste zunächst festgestellt werden, wo überhaupt Wasser entweicht. Möglich ist dies überall, Rohre und Technik sind rund 65 Jahre alt – erneuert wurde 1999 nur das Planschbecken, 2004 das Gebäude saniert, 20112 gab’s eine neue Heizanlage. Und es müsste viel Geld ausgegeben werden – die Betreiber gehen von einem &bdquo;wahrscheinlich sechsstelligen" Bereich aus. Außerdem: Selbst bei einem &bdquo;optimalen Ablauf", was derzeit im Baubereich nicht sehr wahrscheinlich sei, wäre der Schaden nicht vor September zu beheben, sagt Athmer. Dann ist die Badesaison vorbei. Für eine Öffnungszeit von maximal vier Monaten im nächsten Jahr aber – bei einem Bad, das selbst im Supersommer 2019 weniger als 21.000 Badegäste anlockte – wäre eine so hohe Investitionssumme schlicht nicht mehr vertretbar. Großer Wasserlust durch Pumpbetrieb Um für den unwahrscheinlichen Fall, dass aus dem neuen Kombibad doch nichts wird, aber doch gewappnet zu sein, soll das alte Bad betriebsbereit, das Wasser vorerst in Becken und Rohrbetrieb bleiben. Das ist laut Einschätzung der Fachleute gefahrlos möglich. Denn das viele Wasser sei offenbar erst durch den Umwälzbetrieb, den Druck der Pumpen, herausgepresst worden, erklärt Stern. &bdquo;Unsere Hoffnung ist, dass wir den Wasserstand so halten können, wenn die Pumpen abgestellt bleiben." Neubau ist noch nicht voll gesichert Sobald dann der Weg für den Neubau klar ist, werden die maroden Anlagen abgerissen. Alle Zustimmungen liegen bereits vor, ebenso konkrete Planungen. Die Stadt will 13 Millionen Euro bereitstellen, 3 weitere hat der Bund reserviert. Um das Geld endgültig zu sichern, müssen die Bielefelder Bäder nun eine detailliertere Planung nachreichen inklusive genauerer Kostenschätzung. Bislang läuft auch das Bebauungsplanverfahren noch. Athmer: &bdquo;Erst danach können wir eine Baugenehmigung beantragen." Klappt alles wie erwartet, rollen ab 2022 die Bagger. 2025 könnte das Kombibad eröffnen. Bis dahin bleibt den Jöllenbeckern nur, in andere Bielefelder Bäder auszuweichen: ins fünf Kilometer entfernte Schröttinghausen oder zehn Kilometer weiter nach Dornberg. Oder ins Wiesenbad.

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