Versuch: Auf der August-Bebel-Straße gilt jetzt Tempo 30

Bielefeld. Wenn man auf der Querungshilfe vor dem Umweltzentrum steht, fällt das freie Atmen mitunter schwer: Zu heftig sind die Abgase der vorbeifahrenden Autos, selbst am Morgen um 11 Uhr, außerhalb der Stoßzeiten und mitten in den Sommerferien. Und laut ist es sowieso. Wer hier stehen bleibt, bekommt einen kleinen Eindruck davon, was die Anwohner tagtäglich erleben. Damit zumindest das Überqueren der Straße sicherer und der Lärm reduziert wird, hat Gabriele Gleisner vom Nachbarschaftsrat des Ostmannturm-Viertels bei der Stadt vor rund zwei Jahren einen Verkehrsversuch an der August-Bebel-Straße mit Tempo 30 beantragt. Der wurde jetzt gestartet. Parkstreifen, schmale Rad- und Gehwege Die August-Bebel-Straße ist eine wichtige Verbindung vom Norden, aus Herford und Schildesche Richtung Innenstadt. Sie ist typisch für die verkehrliche Anordnung vieler größerer Bielefelder Straßen. Die rot gepflasterten Radwege links und rechts sind über 20 Jahre alt und schmal, die Bürgersteige direkt daneben bieten auch nicht viel mehr Platz. Wenn ein Lieferfahrzeug neue Waren zu den angrenzenden kleinen Läden bringt, wird's eng: Dann stehen schon mal meterhohe Wasserkisten-Türme mitten auf dem Weg, ein Vorbeikommen ist weder zu Fuß noch mit dem Rad einfach. Und wer aus den zahlreichen Nebenstraßen mit dem Auto herausfahren möchte, der muss sich langsam vortasten, über Fuß- und Radweg bis zur Fahrbahn, um erkennen zu können, ob er abbiegen kann oder ob ein anderes Kfz naht. Viele Kinder müssen die Straße täglich queren Auf den seitlich angebrachten Parkstreifen stehende Autos machen es für alle Verkehrsteilnehmer noch einmal etwas schwieriger, den Überblick zu behalten. Besonders gefährdet sind die Kinder. Viele müssen die August-Bebel-Straße queren, um zur Schule zu kommen. Die Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt (AWO) "Weltweit" liegt hier, hier stehen gut besuchte Moscheen. Und die Geschäfte. Zwischen Herforder Straße und Kesselbrink Seit Anfang Juli ist zwischen Herforder Straße und Kesselbrink nun zwei Jahre lang statt wie bislang 50 Kilometer pro Stunde nur noch 30 vorgeschrieben. Darüber sind die Menschen im Viertel froh. Ihre Hoffnung ist groß, dass es auch nach Versuchsablauf dabei bleibt. Die positiven Effekte seien bereits spürbar, berichten sie beim Pressetermin am Donnerstagmorgen. Zusammen mit Vertretern vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), AWO und Nachbarschaftsrat malen sie große bunte Tempo-30-Schilder in die Mitte der Fahrbahn, während der Verkehr links und rechts vorbeirollt - und die Polizei die kleine Aktion absichert. Mobiler Blitzer hat zu tun Bei einigen Autofahrern ist die neue Langsamkeit gleichwohl noch nicht angekommen. Auch der vor einigen Tagen von der Stadt aufgestellte mobile Blitzer habe zu tun gehabt, erzählt Stefan Zollondz von der AWO-Quartiersbetreuung. Tempo 30 auf zahlreichen weiteren Straßen vorgesehen Auslöser des Antrags vor zwei Jahren war der Umbau des Jahnplatzes - "die August-Bebel-Straße ist Umleitungsstrecke, seitdem fahren hier wesentlich mehr Autos, auch aus den Nebenstraßen", erklärt Zollondz. Bei anderen Planungen dauert die Umsetzung noch deutlich länger. So sollte bereits vor fünf Jahren Tempo 30 im Rahmen des Lärmaktionsplans an einer ganzen Reihe von Straßen im Stadtgebiet eingeführt werden, berichtet Bernd Küffner vom VCD. Die August-Bebel-Straße gehört dazu, aber auch die Stieghorster, Engersche, Windelsbleicher, Haller und Werther Straße sind dabei. All das ist noch in der Prüfung - "da fehlen noch Lärmberechnungen", sagt Küffner. "Das liegt irgendwo im Amt."

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