Texas im Senner Sand: 21-Jähriger züchtet Original-Longhorn-Rinder

Bielefeld. Recht lässig schreitet Rouven Hoomann über die Weide, die Sonne steht tief und drückt ihre Strahlen in sein Gesicht; es ist warm, Insekten schwirren durch die Luft. Rouven schiebt eine Karre mit Heu vor sich her. Er kommt an dem Gehege seiner südafrikanischen Burenziegen und den beiden wenige Monate jungen Pyrenäen-Hütehunden vorbei; es gibt Futter für die Tiere; dann dreht er sich eine Zigarette, raucht; nimmt die Karre in die Hände und geht es weiter zur nächsten Weide. Dort stehen drei Original-Texas-Longhorn-Rinder, die auf ihr Abendessen warten. Rouven Hoomann baut eine Herde dieser in Europa seltenen, edlen Tiere auf. Der 21-Jährige ist der jüngste Longhorn-Rinder-Züchter Deutschlands, wahrscheinlich Europas. Seine Weiden und seine "Ranch" befinden sich in Senne, dem idealen Ort für diese besonderen Tiere. Sie mögen das gemäßigte Klima, sie können das ganze Jahr auf der Weide bleiben. "Die haben hier den Himmel auf Erden", sagt Rouvens Vater Burckhard Hoomann (61). Er hilft seinem Sohn. "Die haben hier den Himmel auf Erden" Rouven öffnet das Gatter der Weide, jetzt steht er zwischen den Rindern mit ihren überdimensionierten Hörnern. Bis zu 3,5 Meter Spannbreite erreichen die, wenn die Rinder ausgewachsen sind. Der Züchter begrüßt die Tiere streichelnd, dann nimmt er sich den Heukarren und schiebt zur Futterstelle, die Rinder folgen ihm brav. "Die ersten vier Monate verbringen sie im Stall in Boxen, wo wir sie jeden Tag berühren, sie an uns riechen lassen und sie so an uns gewöhnen", erklärt derweil Vater Burckhard. Dieser Prozess ist wichtig für das Vertrauen. Longhorn-Rinder brauchen das. Dann sind sie friedlich. Ansonsten können sie auch gefährlich werden. Fremde Menschen sollten sich hüten, auf ihre Weiden zu gehen. 3.500 bis 4.500 Euro kostet ein Original-Longhorn-Kalb. Die Hoomanns kaufen sie bei einer Züchterin nahe Bremen. Die hat die echten Longhorn-Rinder, die es sonst nur in Kanada oder Texas gibt. Deswegen ist es auch wichtig, immer von "Original" zu sprechen. Nur die haben einen sauberen Stammbaum, zertifiziert und bestätigt von der "International Texas Longhorn Association", dem Amerikanischen Zuchtverband, bei dem die Hoomanns Mitglied sind. "Wir kreuzen die ältere Substanz der Tiere, die noch aus dem 18. Jahrhundert stammt, mit neuem Longhorn-Blut", sagt der Vater. Das Ergebnis sollen gesunde, kräftige Tiere werden. "Die Rinder mögen Berührung, sie sind wie Kinder" Rouven hat zur Abendstunde auf der Weide schon einen ganzen Arbeitstag hinter sich. Er ist tagsüber Zimmermann. Vorher, frühmorgens, steht er im Stall und auf der Wiese, nach Feierabend auch. "14 bis manchmal 18 Stunden", sagt er, arbeite er täglich; 365 Tage im Jahr. Urlaub geht nicht. Niemand kann die Pflege der Rinder einfach so übernehmen. Hoomann junior macht das gerne, mit Herzblut. Seine Oma hilft ihm finanziell, damit er seine Herde aufbauen kann. 30 Tiere müssen es schon sein, damit er selbst Original-Texas-Longhorn-Rinder verkaufen kann. Erst dann verdient er Geld damit. Ein Longhorn-Bulle hat den Job, die Kühe zu schwängern. Ein Zweiter kommt demnächst dazu. Vater und Sohn Hoomann sind stolz auf die prächtigen Tiere. Gezüchtet werden sie mit Zuneigung, ja Zärtlichkeit. "Sie mögen das, sie sind wie Kinder", sagt Vater Burckhard. Rouven stimmt schweigend zu und dreht sich noch eine Zigarette. Die Longhorn-Rinder werden bei den Hoomanns nicht geschlachtet. Was die Käufer in der Zukunft mit ihnen vorhaben, wird sich aber ihrem Einfluss entziehen. Manche kaufen sich ein Original-Texas-Longhorn-Rind als Prestigeobjekt, sagt Burckhard Hoomann. Andere machen aus ihnen eines der besten Fleischsorten weltweit. Entsprechend teuer sind Longhorn-Steaks, sie sind was für Edel-Restaurants. Etwa vier Jahre braucht Rouven, um Herdenstärke zu erreichen. Reichlich Weidegründe für die ausgewachsenen Tiere hat er gepachtet an der Waterboer. Für 20 Jahre. Die Zucht ist schließlich eine Lebensaufgabe. An den Weidegründen wird ein gut drei Quadratmeter großes Schild angebracht mit dem Hinweis auf das, was die Menschen dort Besonderers beobachten können: ein Stück Texas im Senner Sand. Passend dazu nennen die Hoomanns das Ganze "Yellow Sand Ranch". "Weil der Sand hier gelb ist", sagt Burckhard Hoomann, wie sein Sohn lässig auf der Oberkante des Schildes gelehnt. Gleich gucken sie noch nach ihren Pferden und den Hasen und Kaninchen in den eigenen Ställen, und dann ist auch langsam Feierabend auf ihrem Hof, der jetzt eine Ranch ist. Lesen Sie auch: Acht Verletzte in einer einzigen Nacht: Kesselbrink wird zur No-go-Area Altstadt-Test: Stadt entfernt verspottete Bäumchen von Parkplätzen Wer steckt eigentlich in Bielefeld hinter Extinction Rebellion?

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