Bielefeld Taxifahrer kutschiert Stammgast kostenlos - und erlebt böse Überraschung

Bielefeld. Undank ist der Welten Lohn, das weiß schon der Volksmund zu berichten. Dass es für einen Chauffeur-Dienst jedoch statt des sicherlich angebrachten Dankeschöns Hiebe setzt, das hätte sich Fadil P. (45; Namen aller Betroffenen geändert) sicherlich auch nicht träumen lassen. Als der ehemalige Taxifahrer im vergangenen August einen Stammkunden auf freiwilliger Basis zu dessen Wohnanschrift kutschierte, schlugen der Fahrgast und dessen Begleiter auf den Fahrer ein. Der Hergang wurde nun rekonstruiert - und es wurden weitere Details bekannt. Das Amtsgericht verurteilte den aggressiven Fahrgast nun zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten. Der Angeklagte war ein Stammkunde des Fahrers Am 29. August 2020 erhielt Fadil P. am frühen Morgen einen Anruf eines Kollegen. Dieser fragte, ob P. ihn nicht gerade an einer an der Gütersloher Straße gelegenen Tankstelle abholen könne. Also begab sich P. zum genannten Treffpunkt, an dem sein Kollege nebst einem Begleiter ins Auto stiegen. Ebenfalls anwesend war der nun angeklagte Vedat M. (23). Dieser fragte, ob Fadil P. ihn sowie seinen Begleiter ebenfalls nach Hause bringen könne. Da es sich bei Vedat M. um einen Stammkunden des Taxifahrers handelte, willigte dieser ein und nahm auch die beiden unerwarteten Gäste mit. Nachdem P. die zwei erstgenannten Männer an der gewünschten Adresse abgesetzt hatte, begab er sich mit den beiden übrig gebliebenen Insassen zur in Brackwede gelegenen Wohnung des Angeklagten. Dort hielt P. an und wartete darauf, dass die beiden Männer das Auto verlassen. Drei Minuten, fünf Minuten, zehn Minuten. Der hinter P. auf der Rückbank sitzende Vedat M. telefonierte und machte keinerlei Anstalten, das Gespräch zu beenden und das Auto zu verlassen. Mittäter ist wegen Menschenhandels angeklagt "Ich sagte ihm mehrfach, dass ich müde sei und nach Hause wolle. Er antwortete nur immer aggressiver, ich solle die Schnauze halten", berichtete P. vor dem Amtsgericht. Schließlich schlug M. dem Fahrer mit der Faust gegen den Kopf, der auf dem Beifahrersitz sitzende Begleiter des Angeklagten hielt den Fahrer fest. "Ich wusste gar nicht, wie mir geschah", sagte P. weiter aus. Er habe dann aussteigen können, vor dem Auto jedoch sofort einen Faustschlag von M. auf die Nase erhalten. Im anschließenden Gerangel habe auch der Begleiter des Angeklagten zugeschlagen. Bei diesem handelt es sich um den 21-jährigen Bielefelder Nezih B., der sich derzeit wegen deutlich schwerwiegenderer Vorwürfe vor dem Landgericht verantworten muss: B. ist gemeinsam mit drei weiteren Männern angeklagt, eine junge Frau zur Prostitution gezwungen zu haben, bis diese in ihrer verzweifelten Lage aus dem Fenster ihrer Wohnung sprang und dabei lebensgefährliche Verletzungen erlitt. "Ich bin mir sicher, dass wir uns hier wieder sehen" Während der Auseinandersetzung, bei der Fadil P. eine Nasenbeinbruch erlitt, fiel sein Portemonnaie aus der Hosentasche. Den Inhalt - 360 Euro - steckte Nezih B. ein, bevor er vom Tatort floh. Ein Busfahrer, der auf das Geschehen aufmerksam geworden war, verständigte die Polizei. Als die Beamten eintrafen, war von den beiden Tätern jedoch lediglich Vedit M. noch vor Ort. In der Verhandlung vor dem Amtsgericht machte M. durch Gestik, Mimik und Zwischenrufe mehrfach deutlich, dass er den Sachverhalt vollkommen anders in Erinnerung habe als P. und die anderen Zeugen. Vielmehr sei er zuerst geschlagen worden und habe sich lediglich verteidigt. Das Gericht folgte dem Antrag von Staatsanwältin Stefanie Ernst und verurteilte M. zu der genannten Bewährungsstrafe. "Wenn ich jedoch sehe, wie Sie sich hier verhalten, bin ich mir sicher, dass wir uns hier wiedersehen werden", gab Ernst ihm mit auf den Weg.

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