Bielefelder Security-Mitarbeiter hilft Einbrechern: 66.000 Euro Schaden

Bielefeld. Sicherlich könne man, so Richter Lars Herzog in der Urteilsbegründung, für jede Annahme und Theorie irgendwie eine Erklärung konstruieren – doch müsse man manchmal einfach von dem ausgehen, was der Lebenswirklichkeit am nächsten komme: Das Amtsgericht hat den Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt. Der 37-jährige Bielefelder hatte sich im Januar an einem Einbruch in eine Borgholzhausener Firma beteiligt. Der Schaden: 66.000 Euro. Dass er in der Nacht auf den 22. Januar dieses Jahres seine Kontrollrunde gefahren war und dass diese auch zwei Firmen im Borgholzhausener Industriegebiet an der Straße Steinbrink umfasste, gestand Binyamin P. (Name geändert) ohne Umschweife zu. Allerdings blieb dem Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes auch nicht viel anderes übrig, war sein am Straßenrand abgestelltes Auto doch eindeutig auf den Aufzeichnungen der Überwachungskameras einer der Firmen zu erkennen. Seinen dortigen Kontrollgang verrichtete er offenbar vorschriftsmäßig, doch galt das Interesse des Bielefelders in jener Nacht nicht nur dem von ihm zu schützenden Objekt, sondern auch der Lagerhalle eines auf einem Nachbargrundstück gelegenen Heizungsbauunternehmens. Das zeigt die Überwachungskamera Auf den Bildern der Überwachungskamera ist zu sehen, dass kurz darauf ein Auto für etwa eine halbe Minute schräg vor dem Pkw von Binyamin P. anhält. Eine Stunde später entfernt sich der Angeklagte in seinem Auto in Richtung eines Wendehammers, ihm folgt ein Lkw. Nach einer Weile kehrt der Lkw zurück, nunmehr mit dem Auto von P. im Schlepptau.Was nicht zu sehen ist: Ausgerechnet in jener Nacht hebelten unbekannte Personen das Tor zum Gelände des Heizungsbauers auf, begaben sich zur Rückseite der Lagerhalle und schlugen dort ein Fenster ein. Aus der Halle entwendeten die Täter sodann Kupfer und Messing im Wert von rund 66.000 Euro. Lesen Sie auch: 500 Brötchen, Pommes und Currysauce: Einbrecher räumen Bielefelder Imbiss aus Die Staatsanwaltschaft warf Binyamin P. nun vor, ausgekundschaftet zu haben, ob sich Personen auf dem Gelände des Heizungsbauunternehmens befanden und im Anschluss seine Komplizen informiert sowie in seinem Auto mit Blick auf die Straße während des Einbruchs Schmiere gestanden zu haben. Etliche Widersprüche bei der Vernehmung Dies stritt der Angeklagte in der Verhandlung vor dem Schöffengericht ab. Allerdings hatte bereits seine vorangegangene Vernehmung bei der Polizei etliche Widersprüche zutage gefördert, die darüber hinaus nicht mit den Erklärungsversuchen vor Gericht in Einklang zu bringen waren. So hatte P. ausweislich der Videoaufnahmen mehr als eine Stunde mit seinem Auto vor den Borgholzhausener Firmen gestanden. Bei der Polizei hatte er noch angegeben, er sei sich sicher, in jener Nacht seine Pause in Bielefeld-Quelle verbracht zu haben. Lesen Sie auch: Profi-Einbrecher plündern E-Bike-Lager einer Bielefelder Traditionsmarke Auch sei ihm in der Tatnacht im Borgholzhausener Industriegebiet kein Auto aufgefallen – eine Aussage, die er vor Gericht wiederholte. Dies mochten ihm weder das Gericht noch Staatsanwältin Miriam Haller glauben: &bdquo;Sie sind dort für die Sicherheit zuständig und bemerken weder das schräg vor Ihnen haltende Auto noch den vor und hinter Ihnen fahrenden Lkw?“ lautete die rhetorische Frage der Staatsanwältin an den Angeklagten. &bdquo;Sie waren für die Sicherheit der Firmen zuständig und haben das Gegenteil getan“, sagte Haller in ihrem Plädoyer. Richter folgt der Staatsanwaltschaft Das Schöffengericht verurteilte den bislang nicht vorbestraften Binyamin P. schließlich wegen Diebstahls zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr. Das Gericht machte es ihm zur Auflage, 1.500 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zu zahlen. Das Geschehen habe sich so abgespielt, wie es von der Staatsanwaltschaft angeklagt gewesen sei, sagte Richter Herzog in der Urteilsbegründung, durchgreifende Zweifel daran habe das Gericht nicht gehabt: &bdquo;Dann hätten einfach zu viele Zufälle zusammenkommen müssen.“

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