Junge Zuhälter machen 27-jähriger Frau das Leben zur Hölle

Bielefeld. Zur Prostitution gezwungen, in der Wohnung misshandelt und eingesperrt. Im März 2020 wusste sich eine Bielefelderin (27) nur durch einen lebensgefährlichen Sprung aus dem Fenster aus ihrer Lage zu befreien. Seit Mittwoch müssen sich vier 21 Jahre alte Bielefelder vor der IV. Großen Strafkammer des Landgerichts für diese Taten verantworten. Der Vorwurf: Sie sollen die 27-jährige Hermine M. (Namen aller Betroffenen geändert) mittels massiver Drohungen und Gewalt gezwungen haben, für sie anschaffen zu gehen. Sie sollen der Frau das Leben zur Hölle gemacht haben. Aus Angst vor den Männern ergriff sie die Flucht. M. gelang es schließlich, sich zwei Wochen lang den Männern zu entziehen. Doch am 12. März 2020 kam es dann zu einem folgenreichen Wiedersehen. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft sollen die Zuhälter Nezih B. und Jahangir F. in die Wohnung der Frau geplatzt sein und die 27-Jährige mit einem Schlagstock schwer misshandelt haben. Misshandlung mit Schlagstock und Schlagring Dann bedrohten sie die Frau mit einer Schreckschusspistole, verschleppten sie nach Baumheide, steuerten schließlich einen Parkplatz in Schildesche an. Dort misshandelten B. und F. die Frau massiv mit Faustschlägen, der Letztgenannte hatte darüber hinaus einen Schlagring dabei. Sie nahmen M. zwei Handys, eine EC-Karte sowie ihre Schlüssel ab und sperrten sie in ihrer Wohnung. Am Folgemorgen statteten sie ihr abermals einen Besuch ab, um M. dazu zu bringen, wieder für die Männer anzuschaffen. Kurz darauf sprang Hermine M. aus dem zweiten Obergeschoss. Einer der Angeklagten kündigt ein Geständnis an Zum Prozessauftakt kündigte Verteidiger Georg Schulze an, dass sich sein Mandant, Nezih B., gegen den noch zwei weitere Anklagen wegen Körperverletzungs- und Eigentumsdelikten vorliegen, am folgenden Verhandlungstag geständig einlassen werde. Auch die Anwälte Peter Wüller und Jerrit Schöll stellten Erklärungen ihrer Mandanten in Aussicht. Lediglich Songül L., der der Prostituierten vorgespielt haben soll, in sie verliebt zu sein, werde vorerst schweigen, so Verteidiger Sven Karsten. Prostituierte arbeitete aus Liebe für die Männer Hermine M., die zum Prozessauftakt nicht im Gericht erschien und somit ihren Peinigern noch nicht begegnen musste, hatte nach Ansicht der Staatsanwaltschaft schon vorher Liebesdienste angeboten. Im Juli 2019 lernte die Prostituierte allerdings die beiden nun angeklagten Julind C. und Songül L. kennen. Diese schlugen vor, dass sie die Frau doch zu ihren Freiern begleiten und darüber hinaus Termine für sie vereinbaren könnten. Songül L. spielte der kognitiv eingeschränkten Frau vor, in sie verliebt zu sein – sie ließ sich deshalb zunächst freiwillig auf das Geschäftsmodell ein. In der Folgezeit boten die Angeklagten die Dienste der 27-Jährigen im Internet an, vermittelten sie mehrmals täglich. Als das Geld knapp wurde, wollte sie aussteigen Da sie all ihre Einnahmen abgeben musste, konnte M. aber bald ihren Lebensunterhalt kaum noch finanzieren und kündigte an, aus dem Agreement aussteigen zu wollen. Dies ließen C. und L. jedoch nicht zu – sie drohten, sie würden die illegale Tätigkeit der Frau bei ihrem Arbeitgeber sowie dem Ordnungsamt melden. M. schaffte deshalb noch bis zum Februar 2020 mindestens 20.000 Euro für die beiden Männer an. Ende Februar 2020 verkauften B. und L. die Frau an den vierten nun angeklagten Mann, Jahangir F., zu einem Preis von 5.000 Euro. Nur eine Not-OP rettete der Frau das Leben Doch Hermine M. entzog sich dem Zugriff der Männer. Bis zum 12. März 2020 – da stürmten B. und F. mit drei weiteren Männern in die Wohnung. Es war der Tag, an dem die 27-Jährige fast ihr Leben verloren hätte. Nur eine Not-OP rettete ihr Leben. Der Prozess wird am 26. Mai fortgesetzt. Zum Thema: Zwangsprostitution statt Neubeginn: Eine Betroffene berichtet

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