Entsetzen über "gewaltige Kostensteigerung" beim Jahnplatz-Umbau

Bielefeld. Die Kostenexplosion um 60 Prozent auf 22 Millionen Euro beim Jahnplatz-Umbau wird noch Nachspiele haben. In der Bezirksvertretung Mitte zeigen sich viele Politiker geschockt von dem fehlenden Kosten-Controlling. Die CDU stellt der Verwaltung unangenehme Fragen – auch mit dem Verdacht, dass die Kommunalwahl 2020 eine Rolle gespielt haben könnte. &bdquo;Betroffen" zeigt sich André Langeworth (CDU) angesichts der &bdquo;gewaltigen" Kostensteigerung. Dass über die erst ein Jahr nach Auftragsvergabe zum ersten Mal informiert werde, sei höchst verwunderlich: &bdquo;Bisher gab es von der Verwaltung keine Hinweise auf solche Risiken". Die Posten, die so viel teurer wurden, seien nicht nachvollziehbar. So habe die angebliche Umbau-Ausweitung plötzlich 5,3 Millionen Euro mehr verschlungen, obwohl die Flächen gegenüber den Entwürfen Anfang 2019 gleich geblieben seien, merkt Langeworth an: &bdquo;Wie kann das passieren?" Die Haltestellendächer würden mit 2,8 Millionen Euro plötzlich weit mehr als das Doppelte kosten, die Beleuchtung gar das Dreifache. &bdquo;Kostenabgleich ist auf der Strecke geblieben" Der CDU-Politiker wirft der Verwaltung auch vor, die Arbeitsgruppe mit Politikern, die der Stadtrat für den Jahnplatz-Umbau eingesetzt hatte, seit 1,5 Jahren nicht einberufen zu haben. Spätestens dort hätte über die Finanzprobleme aufgeklärt werden können. Zuletzt habe die AG im November 2019 beraten. 2020 aber nicht mehr. Langeworth: &bdquo;Da macht man sich schon so seine Gedanken, warum ausgerechnet im Jahr der Kommunalwahl nicht. So hat das eine ganz andere Dimension. Das macht deutlich genauere Erläuterungen notwendig." Statt Bau- und Verkehrsdezernent Gregor Moss (CDU) musste sich Dirk Vahrson, stellvertretender Leiter des Amtes für Verkehr und mittlerweile Gesicht des Projekts der Kritik der Bezirkspolitiker stellen. Er versuchte, Verständnis zu wecken: &bdquo;Es ist klar, dass wir nicht glänzen können. Bei anderen Projekten mit ähnlichem Verlauf würde auch ich wohl den Kopf schütteln." "Hoher Termindruck" Doch Vahrson nennt eine ganze Reihe von Gründen, die zum Debakel führten: &bdquo;Vor allem der hohe Termindruck. Unser oberstes Ziel war stets, die Förderfrist 30. Juni 2022 einzuhalten." Aus seiner Sicht ist die umgebaute Fläche erheblich größer geworden, sei der Untergrund wegen der vielen Leitungen deutlich schwerer zu bearbeiten gewesen als gedacht und hätten neue Beschlüsse und technische Probleme zu Änderungen geführt – die schließlich auch Mehrkosten nach sich zogen. Der Verkehrsexperte räumt aber auch ein: &bdquo;Bei den häufigen Anpassungen sind nicht immer die Kosten abgeglichen worden." Unter dem Druck habe man dazu &bdquo;keine Luft" gehabt: &bdquo;Das ist auf der Strecke geblieben". Bei den Dächern hätten die geplante Kunststoffmembranen nicht genügt und sei schwerer Stahlbau nötig gewesen – mit entsprechend aufwendigeren Fundamenten. Bei der Beleuchtung waren die ersten Hängeleuchten zu schwer. "Wir mussten die Zahlen massiv korrigieren" &bdquo;Deshalb mussten wir Pläne und Zahlen massiv korrigieren", erklärt Vahrson. Erleichtert sei er, dass am Mittwoch der erste Bauabschnitt abgenommen worden sei. Der stellvertretende Amtsleiter verwahrt sich aber gegen Vorwürfe und Andeutungen, dass die Verwaltung absichtlich Informationen zurückgehalten habe: &bdquo;Wir haben nichts zu verbergen. Das war keine Taktik." Die Mehrheit der Politiker überzeugt er damit nicht. Veronika Rosenbohm (SPD): &bdquo;Ich bin entsetzt. Dass es kein Kostencontrolling gab, ist nicht akzeptabel. Es kann doch nicht sein, dass die Fachbüros das nicht merken." Die SPD-Politikerin bedauert auch, dass die Akzeptanz bei den Bürgern sinkt: Schon bei den Plänen zum Jahnplatz-Umbau habe sie viel Kritik gehört, &bdquo;doch jetzt angesichts der Kosten werde ich beschimpft." "Reihe von Pleiten, Pech und Pannen" Peter Ridder-Wilkens (Linke) sieht das Jahnplatz-Kostenproblem in einer &bdquo;Reihe von Pleiten, Pech und Pannen" wie beim Kesselbrink-Umbau. Der Linke schiebt dem Bau- und Verkehrsdezernenten Verantwortung zu: Es würden immer wieder Projekte schnell durchgezogen, weil Zuschüsse winken: &bdquo;Das ist ein Skandal." Zurück hielten sich die Grünen. Nur Bezirksbürgermeisterin Gudrun Hennke verabschiedete Vahrson mit der Hoffnung auf ein gutes Gelingen des Jahnplatz-Umbaus.

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