Brandopfer leben nach zerstörerischem Brand neben ihrer Ruine im Wohnmobil

Bielefeld. &bdquo;Du bist mein Sonnenschein", sagt Detlef Wasmuth und drückt seiner Frau Ursula einen dicken Schmatzer auf die Wange. Neben ihm greift mit lautem Getöse die Baggerschaufel gefräßig in ihr ehemaliges Zuhause im Giraffenweg und reißt das ein, was sie vor 25 Jahren bezogen hatten. &bdquo;Wir haben bescheiden gebaut, wir wollten es nie groß und protzig. Am 5. Oktober 1995 wurde das massive Holzhaus aus Österreich errichtet, dann kamen Elektriker, Klempner, und 10 Tage später sind wir in unserer neues Heim eingezogen", erinnert sich Wasmuth. Flammen in tiefer Nacht Am frühen Samstagmorgen, 27. Februar, kurz vor 3 Uhr bemerkt Detlef Wasmuth, dass seine Uhr nicht wie gewohnt die Zeit in roten Ziffern an die Decke wirft. Er steht auf, um nach der ursache zu sehen und stellt fest, dass die Sicherung herausgeflogen ist. Beim weiteren Erkunden des Hauses öffnet er die Luke zum Dachgeschoss und schaut in ein Flammeninferno. Nur leicht bekleidet flüchtet das Ehepaar aus ihrem Haus. Es war die letzte Nacht in ihrem Eigenheim. Trotz aller Bemühungen kann die Feuerwehr das Gebäude nicht retten. Brandursache ist vermutlich ein Kurzschluss in den elektrischen Anlagen. Ihr kleines Glück ist das Wohnmobil, das sie sich vor einem Jahr angeschafft haben und das seit zwei Monaten ihre Rettung ist. Bagger gibt den Rest &bdquo;Wir stehen zwischen 8 und 9 Uhr auf, frühstücken und warten, was der neue Tag für Überraschungen bringt. Wir leben mitten in Trümmern, das Haus wird jetzt abgerissen.Wir haben keinen Einfluss mehr drauf, was geschieht. Was wir tun konnten, haben wir getan. Die Auseinandersetzung mit der Versicherung läuft. Wir sind unsicher, ob wir die Entschädigung, die ein Gutachter berechnet hat, akzeptieren sollen. Die Hausratversicherung hat glücklicherweise schon gezahlt", erzählt Detlef Wasmuth. Die Bauanträge für einen Neubau sind in Vorbereitung. Auf der vom Brand verschonten Bodenplatte soll wieder ein Holzhaus errichtet werden. Die Anschlüsse für Wasser und Strom ragen aus dem grauen Boden hervor. Die Bielefelder Architektin ist inzwischen zur Freundin und besten Beraterin geworden. &bdquo;Wir hatten schon eine Reihe von Vorgesprächen, so ganz steht die Planung nicht, weil wir auf das Sagen des Bauamts warten. Von denen war keiner hier, es ist eine Bauvoranfrage gestellt worden", bemerkt Wasmuth mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht. Alles ist verbrannt Aus versicherungstechnischen Gründen müssen die ehemaligen Maße des abgebrannten Heims eingehaltenen werden. Für den Neubau gibt es schon einen Entwurf, die Feinplanung fehlt noch. Es soll wieder ein Holzhaus werden. Doch da gibt es ein Riesenproblem. Die Baustoffe seien gegenwärtig rar, die Preise für hochwertiges Bauholz in schwindelnde Höhen geklettert, beschreibt Wasmuth das Dilemma des Neubaus. &bdquo;Wir schauen trotzdem positiv in die Zukunft. Alle Altlasten sind weg. Jetzt schaffen wir uns nur noch das Notwendigste an. Was brauchen wir noch im letzten Lebensabschnitt?", beschreibt Wasmuth seine Seelenlage. &bdquo;Ich brauche keine zwanzig Hosen oder fünf Fräcke, ich brauche vernünftige Alltagskleidung, eine Ausgehkleidung und Klamotten, wenn wir tanzen gehen. Das kann man jetzt alles im Rahmen halten!" Verbrannt ist alles. Mobiliar, Hausrat, elektrischen Geräte, Kleidung, Dokumente, Bilder, die auf dem Dachboden lagen. Alles weg. Aber es schmerze nicht. Die wichtigsten Dinge des vergangenen Lebens habe man im Kopf. Viel unnötiger Ballast sei in Flammen aufgegangen. Die Vergangenheit sei nicht wichtig, die Zukunft müsse gemeistert werden. &bdquo;Was brauche ich Hochzeitsfotos? Wenn wir morgens gemeinsam aufwachen, gucken wir uns in die Augen und ich denke: meine Frau, die ich vor fast 30 Jahren kennenlernte, ist die Beste. Das kann mir keiner nehmen!" Der Briefkasten neben der Brandruine ist ein Kontakt zur Außenwelt. Ehepaar fürchtet heißen Sommer Die Enge im Wohnmobil, das neben der Brandruine steht, ist auch bei funktionierender Zweisamkeit manchmal eine Herausforderung. Die Hilfsbereitschaft der Nachbarn sei überwältigend gewesen. In den ersten Tagen nach dem Feuer lieferten sie Strom, Wasser, Essen und den Stellplatz für das kleine Wohnmobil. Rund um die Uhr lief und läuft noch die Betreuung. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die fehlen. Die Nachbarn helfen aus. &bdquo;Ich wünsche mir, dass das ganze Verfahren, Versicherung und Bauantrag schnell abgeschlossen werden. Wir wollen wieder ein festes Dach über dem Kopf haben. Ein paar Möbel haben wir schon bestellt, die Lieferzeiten sind lang. Gekocht wird im Wohnmobil. Manchmal lassen wir uns von der Gastronomie beliefern. Unsere Sorge ist, dass es wärmer wird und wir demnächst in einem Backofen sitzen", beschreibt Ehefrau Ulrike Wasmuth die Lage im Wohnmobil. Die in der Brandnacht geflüchtete Hauskatze wartet auf bessere Zeiten. Sie kehrt dann und wann zur alten Wohnadresse zurück, lässt sich beköstigen und geht dann wieder ihres Weges.

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