Familie im Kreis Gütersloh kämpft um Existenz: Machte der Handwerker einen Fehler?

Halle. Familie Schock ist verzweifelt. Im Zuge von Elektro-Installationen an ihrem frisch sanierten Wohnhaus in Halle im Kreis Gütersloh war es im November vergangenen Jahres zu einem Brand gekommen. Seitdem kämpfen die Eltern zweier junger Töchter (vier und sieben Jahre alt) mit den Folgen – und den Versicherungen. Die Schocks berichten von einer Odyssee, die von Existenzängsten und dem Gefühl der Demütigung geprägt ist. Rückblick: Eigentlich hatte sich Familie Schock am Freitag, 22. November des vergangenen Jahres, aufs Wochenende gefreut. Zuvor jedoch sollte ein Elektriker noch Änderungen am Sicherungskasten vornehmen. Ein Zwischenzähler sollte eingebaut werden. Dann die Katastrophe: Durch eine Überspannung auf den Leitungen gaben alle elektrischen Geräte im Haus ihren Geist auf. Aber damit nicht genug: Überhitzte Dachfensterrollos fingen Feuer, dessen Flammen schnell auf die Holzbalken des Hausdaches übergingen. Aufmerksame Nachbarskinder verhinderten Schlimmeres Aufmerksame Nachbarskinder machten Familie Schock, die gerade den Schaden an den elektrischen Geräten überprüfte, auf das Feuer aufmerksam und verhinderten so Schlimmeres. Den alarmierten Löschzügen gelang es, das Feuer in Schach zu halten und schließlich zu löschen. Durch die entstandenen Schäden an der Elektrik sowie die Schäden durch Feuer und Löschwasser ist das Haus seitdem jedoch unbewohnbar. Es hätte allerdings noch deutlich schlimmer kommen können, das wissen die Schocks. Dennoch blicken sie mit reichlich Wut im Bauch auf diesen Tag zurück – und erheben Vorwürfe gegen die Eva Group, den Dienstleister, der für die Elektro-Installationen verantwortlich ist. Lesen Sie auch: Familie nach Brand ohne Wohnung: Neues Zuhause im Kreis Gütersloh dringend gesucht &bdquo;Unser Architekt hatte die Firma empfohlen, weil er gute Erfahrungen mit ihr gemacht hatte“, erinnert sich Jan Schock. Noch im Beisein des Elektrikers sei es dann aber zu Stromspannungen gekommen. &bdquo;Ich hatte Geräusche gehört. Es roch plötzlich eigenartig, und das Licht flackerte.“ Verhalten von Unternehmen sorgt für Ärger Der Elektriker habe in der Folge den herausgeflogenen Schutzschalter mehrfach wieder reingedrückt und dabei selbst einen Stromschlag abbekommen, fährt Schock fort. &bdquo;Der Sicherungskasten hätte von der Firma Eva vergrößert werden müssen, damit dieser keinen Baumangel darstellt“, weiß er inzwischen. Vorsichtshalber machte Jan Schock Videoaufnahmen von den Geschehnissen im Haus. Ein zweiter Mitarbeiter der Eva Group sei in der Folge aus Augustdorf zur Verstärkung angerückt. Gemeinsam mit Jan Schock habe der die elektronischen Geräte des Hauses überprüft. Ergebnis: flächendeckender Totalschaden. Noch während Jan Schock mit Mark Eva, dem Geschäftsführer der Eva Group, telefonierte, klingelte es an der Haustür. Seit diesem Telefonat habe die Familie nichts mehr von der Eva Group gehört, fährt Jan Schock fort. &bdquo;Es kam nicht ein Wort der Entschuldigung“, sagt er. Ihm missfällt das Verhalten der Augustdorfer Firma, die sich in der Folge auch mit Aussagen zum Vorfall gegenüber ihrer Versicherung zurückgehalten habe. Ermittlungen zur Schadensursache laufen noch Auf Anfrage dieser Zeitung teilt das Unternehmen mit, seine Berufshaftpflichtversicherung über die beschädigten Elektrogeräte der Schocks in Kenntnis gesetzt zu haben. Die wiederum sei im Austausch mit dem Anwalt der Familie Schock. &bdquo;Wir bedauern äußerst, was die Familie Schock erfahren musste, und wünschen ihr eine schnellstmögliche Wiedergewinnung ihres Zuhauses“, heißt es. Es handele sich allerdings um ein laufendes Verfahren, daher könne das Unternehmen keine Angaben zum Hergang des Schadens machen. Die Ermittlungen sowohl zur Schadensursache als auch zur Schadenshöhe seien noch nicht abgeschlossen. Man stehe &bdquo;im ständigen Austausch mit den Gutachtern“. Tipps: Familien im Kreis Gütersloh verlieren alles bei Brand – lohnt sich eine Versicherung? Das sagt der Rechtsanwalt der Familie aus dem Kreis Gütersloh Vertreten wird die Familie Schock in dieser Angelegenheit von Rechtsanwalt Christian Felix Meißner. Der bestätigt den Kontakt zur Versicherung der Elektro-Firma. &bdquo;Die Versicherung hatte zunächst auf einen eigenen Gutachter verzichtet, weil die Gebäudeversicherung der Schocks bereits einen beauftragt hatte“, erklärt er. Inzwischen habe sie aber doch einen eingeschaltet, um das Gutachten gegenzuprüfen. &bdquo;Das ist ein widersprüchliches Verhalten für mich“, sagt der Rechtsanwalt, der der Versicherung bereits mit rechtlichen Schritten gedroht hat, sollte der Schaden nicht von ihr gedeckt werden. Dass der Schaden tatsächlich durch den verantwortlichen Elektroinstallateur verursacht wurde, suggeriert das von der Gebäudeversicherung in Auftrag gegebene Gutachten. Darin heißt es, es müsse durch einen Klemmfehler zu einer Unterbrechung des Neutralleiters gekommen sein. Das jedenfalls sei &bdquo;die einzige Möglichkeit, eine Überspannung zu verursachen“. Diese &bdquo;dauerhaften Überspannungen von bis zu 400 Volt“ hätten &bdquo;unabdingbar Schäden an den elektrischen Geräten verursacht“. Der verantwortliche Handwerker habe sich aus &bdquo;prozesstaktischen Gründen“ allerdings bisher nicht zum Vorfall geäußert, berichtet Rechtsanwalt Meißner. Familie muss mehrere 100.000 Euro vorschießen Die Ungewissheit, ob und wann die Versicherung des Dienstleisters für den Schaden aufkommt, bereitet dem Ehepaar Schock schlaflose Nächte, auch weil die Familie bereits einen Kredit für die Sanierung ihres Wohnhauses mit dazugehörigem Anbau abbezahlt. &bdquo;Wir müssen jetzt erst mal mehrere 100.000 Euro vorschießen und einen weiteren Kredit aufnehmen, damit die Elektrik instandgesetzt wird und wir wieder in unser Haus können“, ärgert sich Jan Schock. Das sei frühestens Ende Mai realistisch. &bdquo;Aber auch dann werden wir auf eine Baustelle ziehen“, sagt er, ohne sich Illusionen zu machen. Bis es so weit ist, lebt die Familie gemeinsam mit der Mutter von Emilie Schock in einer Ferienwohnung des Hotels Hollmann. Jan Schocks Schwiegermutter hatte in einer separaten Wohnung ebenfalls im Haus gewohnt. Zu fünft bestreitet die Familie ihren Alltag nun auf engem Raum – die Kinder schlafen auf einem Sofa. Zuvor hatten die Schocks es drei Tage lang in einer Monteurswohnung versucht, den Zustand dort aber als unzumutbar empfunden. &bdquo;Wir fühlen uns wie Bettler, obwohl wir Verträge abgeschlossen haben“, Die Unterkunftskosten übernimmt derweil die Hausratversicherung der Schocks. Nachdem der Hausrat der Familie eingelagert und saniert war, hatte die Versicherung den Schocks zwischenzeitlich mitgeteilt, nicht länger für die Unterkunft aufzukommen, auf Drängen der Familie aber letztlich doch nachgegeben. Die Diskussionen und Verhandlungen mit den Versicherungen zerren sichtlich an den Nerven der jungen Eltern. &bdquo;Wir fühlen uns wie Bettler, obwohl wir Verträge abgeschlossen haben“, klagt Jan Schock, der es leid ist, um Hilfe zu bitten. &bdquo;Das mache ich jetzt jeden Tag, und ich habe auch noch anderes zu tun.“ Arbeiten zum Beispiel. Jan Schock und seine Frau Emilie betreiben in Steinhagen eine Praxis für Physiotherapie. Durch den Organisationsaufwand, den die Situation mit sich bringt, kann das Ehepaar weniger Patienten behandeln. &bdquo;Wir haben einen erheblichen Verdienstausfall“, sagt Jan Schock. Bei der Vorstellung, dass alles in wenigen Monaten zerstört wird, was sie und ihr Mann sich über Jahre mühsam aufgebaut haben, kommen Emilie Schock die Tränen. &bdquo;Wir haben Angst um unsere Existenz. Wir wollen unser Leben wieder haben.“ Auch Spielsachen der Kinder sind zerstört worden Und selbst wenn sie den entstandenen Schaden erstattet kriegt, so wird Familie Schock die Zeit, in der sie von jetzt auf gleich ohne Heim dastand, wohl kaum vergessen. &bdquo;Bei dem Feuer sind durch Rauch und Löschwasser auch Spielsachen der Kinder zerstört worden. Dinge mit emotionalem Wert sind verloren gegangen, die keiner ersetzen kann“, sagt Jan Schock, als er sich im Dachgeschosszimmer umsieht, in dem vor ein paar Monaten das Feuer ausbrach. &bdquo;Wir hatten uns hier ein Lesezimmer eingerichtet“, sagt er nachdenklich. &bdquo;Wir haben bisher noch kein einziges Mal drin gesessen.“

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