Experiment: So soll Tempo 30 auf Bielefelder Hauptstraßen erlaubt werden

Bielefeld. Auf wichtigen Verbindungsstraßen dürfen Autos in der Regel 50 Kilometer pro Stunde fahren. Das führt zu Konflikten im Umfeld. Ein Beispiel ist die nördliche August-Bebel-Straße, an die das Ostmannturm-Wohnviertel grenzt. Schulen, Kirchen und Geschäfte liegen aber auf der anderen Seite der trennenden Straße. Der Nachbarschaftsrat sorgt sich um die Sicherheit. Die Stadt will hier jetzt Tempo 30 testen – stößt aber auf hohe Hürden. Und das nicht nur hier. Schon 2020 habe der Nachbarschaftsrat sich mit der Bitte an die Stadt gewandt, das gesamte Viertel besser erreichbar zu machen, so das Amt für Verkehr. Größtes Hindernis dabei, die August-Bebel-Straße für Radfahrer und Fußgänger sicherer zu machen, seien Tempo 50 sowie die Trennungswirkung der Strecke. Die Sperrung des Jahnplatzes für den Umbau wirke sich zusätzlich negativ aus. Ein Experimentierfeld Die Straßenverkehrsordnung lässt aber auf solchen Verbindungsstraßen eine Begrenzung der Geschwindigkeit auf 30 nur an Gefahrenstellen, Schulen und Kitas zu. Diese strenge Regel blockiert auch bisher etwa an der Wertherstraße eine Temporeduktion auf dem gesamten innerstädtischen Abschnitt, der vor Ort von vielen gefordert wird. Für eine dauerhafte Senkung des Tempolimits auf der August-Bebel-Straße gebe es derzeit deshalb keine Rechtsgrundlage, sagen die Verkehrsplaner. Aber die Straßenverkehrsordnung enthalte seit 2020 eine &bdquo;Experimentierklausel“ – und die lasse einen Verkehrsversuch zu, bei dem bestimmte Aspekte erprobt werden könnten. Für die August-Bebel-Straße zwischen Kesselbrink und Herforder Straße könne so überprüft werden, ob Umleitungsverkehr vom Jahnplatz hierher rollt, Fahrradfahrer so geleitet werden könnten, dass sie nicht mehr überholt werden können (mit Hilfe von Einbauten in der Straßenmitte) und die Lärmbelastung bei Tempo 30 reduziert würde. Wichtiger Test Um genauere Aussagen zu erhalten, errechne die Stadt vor und nach dem Versuch die Verkehrsmengen, um Verlagerungen erkennen zu können, heißt es in einer Vorlage für die Bezirksvertretung Mitte. Auswirkungen könnte auch der Umbau der Friedrich-Ebert-Straße haben, der noch 2021 geplant ist. Verkehrszähler sollen die Geschwindigkeit messen. Wenn der Verkehr zu sehr gestört werde, würde die Verwaltung schnellstmöglich reagieren. Wenn die Bezirksvertretung am Donnerstag zustimmt, könne der Verkehrsversuch im Mai starten, kündigt das Amt für Verkehr an. Er soll erst einmal 1,5 Jahre laufen. Über ihn soll kontinuierlich berichtet werden. Denn die Experten sehen ihn auch als wichtigen Test, um auf anderen Straßen ähnlich zu verfahren. Auf der Wertherstraße zum Beispiel steht die Straßenverkehrsordnung dem Wunsch von Anliegern und Bezirkspolitikern nach Tempo 30 ebenfalls entgegen. Hier gibt es den Alternativvorschlag, die Wertherstraße mit in das Tempo-30-Gebiet Bielefelder Westen einzubeziehen. Aber auch das ist umstritten. Auf der südlichen August-Bebel-Straße zwischen Nikolaus-Dürkopp- und Oelmühlenstraße gilt bereits Tempo 30. Dort ist die Besonderheit, dass hier auch die Stadtbahnlinie 3 fährt und sich die einzige Fahrspur mit Autos und Radfahren teilen muss. Eine Gestaltung, die gerade bei Radfahrern wenig beliebt ist.

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