Halbes Jahr Zwangspause: Bielefelder Kult-Koch sorgt sich um die Zukunft

Bielefeld. Die Angst geht um in der Gastronomie, die Angst vor einer Pleitewelle. Der erste Corona-Lockdown im vergangenen Frühjahr und die erneute inzwischen sechs Monate dauernde Schließung machen der Branche einen dicken Strich durch die Rechnung. Einer von denen, die es besonders hart trifft, ist Costas Kuruklides, der bekannte Bielefelder Kult-Gastronom. Ein Neustart sollte es werden, als Kuruklides und seine Frau Yvonne Hermann am 24. Januar 2020 &bdquo;Costas Bistro" auf der Anlage des Tennisclubs SuS am Haller Weg eröffnen. Zuvor hatte das Paar 13 Jahre die &bdquo;Weinbar" am Oberntorwall geführt, bevor sich der Koch aufmachte eine Zeitlang in fremden Töpfen zu rühren, auch außerhalb der Region. "Dann kam plötzlich dieser Schlag" Die Freude über den neuen Standort währte nur kurz. &bdquo;Dann kam plötzlich dieser Schlag", erinnert sich der Gastronom. Der erste corona-bedingte Lockdown beginnt am 17. März 2020. Mitte Mai dürfen die Gastronomen wieder öffnen – müssen allerdings strenge Hygieneauflagen einhalten. &bdquo;Wir haben auf Plexiglas-Trennscheibe verzichtet und stattdessen den Abstand zwischen den Gästen vergrößert", beschreibt Hermann ihr Konzept. Statt wie zuvor 35 kann sie noch knapp 20 Gäste aufnehmen. Das Paar gibt Gas, trotz aller Einschränkungen. 4.000 Flyer verteilen beide im Viertel. &bdquo;Das hat uns enorm viel gebracht", so Costas. Die Nachbarschaft wird aufmerksam, auch mit den Tennisspielern läuft es bestens. Das Bistro brummt. Vor allem September und Oktober bleiben als &bdquo;richtig gute Monate" in Erinnerungen. Anmeldungen für die Weihnachtszeit füllen das Reservierungsbuch. &bdquo;Wir träumten schon davon, nach den Feiertagen mal wieder richtig schön Urlaub auf Mallorca zu machen", erzählt der Gastronom. Der Traum zerplatzt Doch der Traum zerplatzt. Am 1. November folgt der zweite Lockdown. &bdquo;Seitdem ist fast ein halbes Jahr vergangen, und wir sitzen immer noch herum und warten", sagt Costas und schaut auf seine Hände. Doch will er sich nicht beklagen, bezeichnet die Zeit, die er seitdem mit seiner Frau und der zwölfjährigen Tochter gemeinsam verbracht hat, als &bdquo;Geschenk Gottes". Das allein kann die Familie nicht ernähren. Langsam wird’s eng. Nach der Soforthilfe des Bundes im Frühjahr 2020 folgt verspätet, wie bei den meisten Gastronomen auch, die November- und Dezemberhilfe erst im März 2021. Seitdem wartet die gesamte Branche auf staatliche Hilfe für das erste Quartal 2021, verharrt weiterhin in Schockstarre. Tatenlos abzuwarten ist Costas Sache nicht. Er bereitet sich vor auf diesen einen Tag, an dem er wieder die ersten Gäste begrüßen kann. Mit seiner Frau gemeinsam dekoriert er das Lokal um, verpasst den Toiletten einen frischen Anstrich und - typisch Costa - tüftelt an einer neuen Speisekarte. Am heimischen Herd brutzelt er schon erste Kostproben. Und nebenbei hält er auch Ausschau nach einem neuen Koch. »Öffnung ab Juli? So lange noch? Dann gehen wir kaputt.« Sein Traum-Menü? Eine mediterrane Kompositionen, die Produkte aus dem Meer und vom Land miteinander vereint. Der Koch mit der grauen Künstlermähne hat die Zutaten schon gedanklich bereit, Sepia und Pulpo, Maishähnchen und Pastinaken. Unter anderem. Seine Begeisterung – ein kurzes Aufflackern nur. Selbstzweifel quälen ihn. &bdquo;Ein halbes Jahr bin ich nun raus. Ich frage mich häufig, ob ich überhaupt noch ein Menü mit allen Vorbereitungen und Abläufen so hinbekomme wie früher. Kann ich das überhaupt noch?" Costas wird’s wohl können. Da steckt noch sehr viel Energie in dem Mann, der sich beim Probekochen und Häppchenverkosten am Herd zu Hause so manches Kilo zugelegt hat. Er hat angefangen zu laufen, zweimal am Tag. Manchmal schafft er 14 Kilometer. Und zum Abendessen hat sich der Grieche frisches Obst verordnet. Die Waage soll bereits erste Erfolge zeigen. Es wird bald weitergehen, damit sprechen sich Costas und Yvonne immer wieder gegenseitig Mut zu. Doch wann werden sie ihr Restaurant, für das sie aktuell keine Pacht bezahlen müssen, wieder öffnen können? Das schätzen beide unterschiedlich ein. Mitte Mai, hofft der Ehemann. Seine Frau winkt ab: &bdquo;Vor Juli wird das wohl nichts." Seine Antwort darauf: &bdquo;So lange noch? Dann gehen wir kaputt."

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