Forstamt stinksauer: Waldwege in Bielefeld gesperrt

Bielefeld. Zwischen dem Parkplatz der Gaststätte Zweischlingen und der Hünenburg in Quelle erstreckt sich ein weitläufiges Waldareal, das sowohl unter die europäische Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als auch unter Naturschutz fällt. Dort gelten strenge Regeln - besonders die, auf ausgewiesenen Wegen zu bleiben. Das ist offenbar nicht jedem klar oder wird mitunter bewusst ignoriert. Und so sind dort im Laufe der Jahre neben den legalen immer mehr ausgetretene illegale Wege entstanden. Die hat das Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe nun in mühseliger Kleinarbeit dichtgemacht. Spannender Waldpfad vorbei am Steinbruch ebenfalls geschlossen Seit über einer Woche sei das Areal "Sperrgebiet", berichtet ein Leser. "Viele Zuwege hoch zur Hünenburg sind mit dicken Brettern und der Aufschrift ,Kein Durchgang' oder ,Durchgang verboten' blockiert." Der alte Sandsteinbruch sei ringsum sogar mit einem Metallzaun abgesperrt: "Was ich noch verstehen kann, da dort seltene Vogelarten vorkommen sollen." Warum aber der "direkte, steile und spannende Waldpfad vorbei am Steinbruch hoch zur Hünenburg" ebenfalls geschlossen worden sei, kann sich der Bielefelder nicht erklären. "Ich bin ihn jahrelang mit großem Vergnügen gegangen - und jetzt soll es plötzlich nicht mehr möglich sein?" Er fragt sich, ob das rechtens sei - ein erklärendes Schild habe er vergeblich gesucht. Aufklärung seit Jahren über sämtliche Medien, mit Schildern und Flyern Allein die Frage lässt Gerhard Oehle, Revierförster des Landesbetriebs Wald und Holz NRW, richtig zornig werden. Und fassungslos. "Die Bürger sollten sich doch wohl mit ihrer Heimat so auseinandersetzen, dass sie wissen, wie sie sich wo verhalten müssen", meint er. Und: Über das, was im Wald erlaubt ist und was nicht, werde seit Jahren immer wieder über sämtliche Medien breit aufgeklärt. Auch Infloflyer würden regelmäßig verteilt, zudem ständen überall an Waldeingängen Schilder inklusive kleiner grafischer Bilder für diejenigen, die kein oder nicht so gut Deutsch verständen. Und man könne sich den Flyer auch im Internet ansehen. Grillen, zelten und kleine Feuerchen anzünden An vielen Erholungssuchenden im Wald - und die haben sich durch Corona mehr als verdoppelt - gehen diese Aufklärungskampagnen gleichwohl vorbei. Und was noch dazukommt: "Heute gibt es ein völlig anderes Verhalten im Wald als noch vor zehn Jahren", sagt Oehle. "Damals gingen die Leute hier nur spazieren". Heute dagegen liefen sie querfeldein, es werde ein "Feuerchen gemacht", gegrillt, gezeltet oder, gern an offeneren Bereichen, ausgiebig kampiert. Oehle: "Man fragt sich, was sie sagen würden, wenn sich jemand in ihrem eigenen Garten so verhielte." Am Südhang des Teutos unterhalb der Hünenburg seien so über die vergangenen Jahre hinweg breitere, aber rechtlich illegale Wege entstanden, die nun ausnahmslos gesperrt worden seien. Wie auch der alte Steinbruch. Östlicher Teuto steht unter Naturschutz und ist seit 2004 FFH-Gebiet Das gesamte Gebiet unterhalb der Hünenburg sei bereits seit 2004 als EU-Schutzgebiet Flora-Fauna-Habitat ausgewiesen, erklärt der Revierförster - zusammengefasst unter dem Namen "Östlicher Teutoburger Wald", rund 1.009 Hektar groß, zwischen Dornberger und Osnabrücker Straße, mit seltenen Biotopen wie Waldmeister-Buchenwald, Hainsimsen-Buchenwald und Kalkmagerrasen. Das zweite Bielefelder FFH-Gebiet ist die Sparrenburg (rund 6 Hektar) mit der dort lebenden Bechsteinfledermaus, dem Großen Mausohr und der Teichfledermaus. Beide FFH-Bereiche stehen laut Stadt darüber hinaus unter Naturschutz. "Traurig", optisch so ein Zeichen setzen zu müssen Der Waldfachmann weist darauf hin, dass es gerade jetzt im Frühjahr, wo der Brut- und Legebetrieb von Vögeln und Kleintieren begonnen habe, wichtig sei, die Regeln einzuhalten. Im Östlichen Teutoburger Wald lebe beispielsweise der extrem geschützte Uhu. "Wir freuen uns über alle Waldbesucher", sagt Oehle. "Aber sie müssen sich an den vorgegebenen Wegen halten." Es sei schon traurig, "dass wir zu solchen Maßnahmen greifen, Zeit und Material einsetzen müssen, um optisch so ein Zeichen zu setzen."

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