Warum bekommen andere Städte Schüler-Selbsttests - aber Bielefeld nicht?

Bielefeld. Die Idee ist gut, da sind sich fast alle einig. In Bergisch Gladbach, wo die Stadt nicht aufs Land warten wollte und sich selbst um Corona-Selbsttests für Schüler gekümmert hat, wurden so am Montag bereits 18 positive Fälle erkannt. In Verl haben alle Schüler sogar schon längst Tests nach Hause geschickt bekommen. Bielefeld hingegen hinkt hinterher. Längst noch nicht überall sind die vom Land angekündigten Tests bisher überhaupt angekommen. An der Sekundarschule Königsbrügge wurde zwar "ein Riesenpaket mit diversen Test-Bestandteilen" am Dienstagmittag geliefert, berichtet Schulleiterin Bettina Fleth. Aber bis dort die ersten Schüler getestet werden, dürfte es noch dauern. Vieles sei noch unklar. "Das sind alles sehr kleine, kniffelige Sachen", beschreibt Fleth die Bestandteile, die das Land für die Schüler-Selbsttests geliefert hat. Aktuell könne sie sich noch schlecht vorstellen, wie ein Kind das alleine einführen soll. Problematisch sei auch, dass die Lehrer die freiwilligen Tests begleiten sollen. Die Kollegen seien da auch keine Experten. Zwar gebe es vom Land Erklärvideos und Infos, aber wenn man die Sache wirklich ernst meine, müsse das doch von Profis begleitet werden. "Tests sind super und wichtig - aber nicht so", ergänzt Fleth. Gefahr von Ausgrenzung oder Mobbing Dass die Selbsttests in der Gruppe stattfinden sollen, sei ebenfalls problematisch. Das sieht auch Tim Seidel aus dem Vorstand des Stadtelternrats so. Unter den Eltern gebe es viele Befürworter, aber auch kritische Stimmen. "Wir vom Stadtelternrat sehen Tests als wichtig und richtig an", sagt Seidel. Allerdings sei es schwierig, dass die Verantwortung auf Kinder und Lehrer übertragen werde. Zudem bestehe mit dem vom Land angedachten Modell Gefahr von Ausgrenzung oder Mobbing. "Die Kinder bekommen mit, wer sich testen lässt und wer nicht - und wer positiv ist", sagt Seidel. Hätte Bielefeld da nicht auch etwas möglich machen können? In Verl ist das kein Problem. Dort haben dank einer Initiative der Schulen, der Stadt und einiger Unternehmen nicht nur alle Schüler der weiterführenden Schulen, sondern auch Grundschüler und Kita-Kinder, die mitmachen wollen, vorm Schulstart am Montag Selbsttests nach Hause geschickt bekommen. "So haben wir eine gute Chance und die Möglichkeit, positive Fälle zu finden", sagt Matthias Geukes, stellvertretender Schulleiter der Gesamtschule Verl. In Ruhe und Zuhause halte er es für besser als die vom Land angedachten Gruppentestungen in der Schule. Zudem seien die angekündigten Selbsttests bisher auch an seiner Schule immer noch nicht eingetroffen. Hätte Bielefeld da nicht auch in Eigeninitiative bereits etwas möglich machen können? Die Stadt hat die Beschaffung von Selbsttests geprüft, so die Antwort auf NW-Nachfrage. "Eine mögliche Lieferung wäre aber ebenfalls erst zum Ende dieser Woche realisierbar gewesen." Aus diesem Grund sei der Beschaffungsvorgang nicht weiterverfolgt worden. Schülervertreter: "Da sollte jedes verfügbare Mittel genutzt werden" "Die Landesregierung hat beschlossen, uns in die Schule zu schicken, ohne ein richtiges Konzept zu haben", sagt David Nalimov von der Bezirksschülervertretung und selbst Schüler der Q1 am Ceciliengymnasium. Selbsttests könnten jetzt helfen - "je früher, desto besser". Dabei gehe es nicht nur um die Schüler, sondern auch um deren Familie. "Da sollte jedes verfügbare Mittel genutzt werden", ergänzt der 17-Jährige. Schulträger und Landesregierung müssten zusammenarbeiten, um schnell alles Machbare möglich zu machen. Das habe in der Vergangenheit nicht immer gut geklappt, aus Fehlern sollte man lernen. Jetzt müssten wieder die Schüler ausbaden, was versäumt wurde. "So schwer ist das nicht", schätzt Sechstklässler Max die Durchführung der Selbsttests ein. Er war bereits einmal bei einem Schnelltest bei den Johannitern an der Artur-Ladebeck-Straße und hat dort gesehen, wie's geht. Auch, den Test in der Gruppe zu machen, finde er nicht schlimm. "Falls er dann positiv ausfällt, stecke ich zumindest niemanden in der Schule an", sagt er. Verstehen, warum die Tests denn jetzt am Montag noch nicht da waren, kann er nicht. Gute Vorbereitung und Eigeninitiative seien doch wichtig, wenn man erfolgreich sein wolle. Das gelte doch nicht nur für Tests und Klassenarbeiten - und nicht nur für Schüler.

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