Täglich landet ein Zentner Hundekot mehr auf Bielefelds Straßen

Bielefeld. Die Strecke zwischen Hillegossen und Ubbedissen: Ein Slalomparcours. Der Botanische Garten: Ein einziges Minenfeld. Und auch sonst scheint auf Bielefelds Straßen zurzeit höchste Achtsamkeit gefordert - sonst droht der Tritt in den Hundehaufen. Nach der Schneeschmelze hatten sich zahlreiche Leserinnen und Leser bei der Lokalredaktion gemeldet und ihren Unmut darüber kundgetan, dass auf Bürgersteigen und in Grünanlagen deutlich mehr Hundekot liegt als noch vor ein paar Wochen. Doch stimmt das? Und was kann gegen die Häufung des Problems unternommen werden? Wer sich uneinsichtig zeigt, wird zur Kasse gebeten Seitens der Stadt Bielefeld: Herzlich wenig, gleichwohl die Rechtslage eindeutig ist. Hundehalter sind gesetzlich dazu verpflichtet, die Hinterlassenschaften ihrer Tiere auf öffentlichen Flächen zu beseitigen. Um das zu ahnden, müssen das säumige Herrchen oder Frauchen auf frischer Tat ertappt werden – und das gestaltet sich äußerst schwierig. &bdquo;Sobald Hundehalter merken, dass Mitarbeiter des Ordnungsamtes in der Nähe sind, werden die Haufen sofort beseitigt“, teilt das Ordnungsamt auf Anfrage der NW mit. Und auch sonst würde eher auf das Gespräch als auf die Strafe gesetzt. Erst wenn sich ein Hundehalter uneinsichtig zeigt und keine Anstalten macht, trotz Ermahnung den Haufen zu entfernen, gibt es eine kostenpflichtige Verwarnung. In Bielefeld schlägt diese mit 50 Euro zu Buche. Wird sie nicht gezahlt, beträgt das dann fällige Bußgeld 100 Euro zuzüglich 28,50 Euro Kosten und Gebühren. 2020 gab es nur sieben Verfahren wegen liegengelassenem Hundekot Und auch wenn es derzeit einigen Mitbürgern an vielen Ecken und Straßen der Stadt derart stinkt, dass sie sich beim Amt beschweren oder gar den Behörden vermeintliche Hundekot-Halunken melden, sind den Ordnungshütern die Hände gebunden: &bdquo;Eine Ahndung ist uns nur möglich, wenn die Verursacher namentlich benannt werden können.“ Und selbst dann ist es nicht sicher, dass der lange Arm des Gesetzes zugreift. So wurde in Bielefeld 2019 lediglich gegen acht Hundehalter wegen eines Verstoßes gegen die &bdquo;Ordnungsbehördliche Verordnung zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung im Gebiet der Stadt Bielefeld“ – kurz OBVO – ein Verfahren angestrengt, 2020 waren es sogar nur sieben. Drei Mal so hoher Anstieg als im Vorjahr Aber liegen derzeit nun tatsächlich mehr Hundehaufen auf Bielefelds Bürgersteigen? Rein statistisch gesehen müsste das so sein: Seit Beginn der Corona-Pandemie haben sich deutlich mehr Bielefelder einen Hund zugelegt, am 30. Dezember 2020 waren bei der Stadt 14.286 Hunde registriert. Das sind 426 Tiere mehr als im Vorjahr – und ein mehr als drei Mal so hoher Anstieg wie im Jahr zuvor. Legt man hier nun die Berechnungen der &bdquo;Initiative gegen Hundekot in Deutschland“ (ighid) zugrunde (jeder Hund pro Tag zwei Haufen à 60 Gramm), landen somit theoretisch täglich 1,7 Tonnen Hundekot auf Bielefelds Straßen. Durch den Zuwachs im Jahr 2020 wäre das ein Zentner täglich mehr. Ein ganz schöner Haufen. "Wir haben keine Hotspots festgestellt" Dass dieser Zentner aber nun tatsächlich liegen bleibt und einige Stellen im Stadtgebiet nahezu unpassierbar werden, haben die Mitarbeiter der Stadtreinigung so nicht beobachtet. &bdquo;Wir haben keine Hotspots festgestellt“, sagt Michael Koch vom Umweltbetrieb. Tatsächlich habe die Schneeschmelze dazu beigetragen, dass kurzfristig mehr Verunreinigungen vorlagen. Und womöglich habe auch der spürbare Drang der Menschen in die Natur und an gleicher Stelle der natürliche Drang des Hundes dafür gesorgt, dass viele Menschen das Problem deutlicher als sonst wahrgenommen haben. &bdquo;Normalerweise verschwindet das aber sehr schnell, sobald es regnet“, sagt Koch. Nichtsdestotrotz sei und bleibe das Thema ein Dauerbrenner und zumeist auch schwierig. Denn letztlich könne man nur an die Hundehalter appellieren, die Haufen mit Beuteln aus Spendern oder mit mitgebrachten Tüten zu beseitigen. &bdquo;Einfach die Beutel, die man beim Einkauf von Obst nutzt, mitnehmen“, rät NW-Leserin Rosemarie Neumann aus Brackwede. &bdquo;Das hat sich bei mir in 25 Jahren Hundehaltung sehr bewährt.“

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