Bielefeld bekommt einen neuen Supermarkt - aber anders als gedacht

Bielefeld. In der Senne ist man dabei, sinnbildlich einen Scherbenhaufen aufzukehren und neuen Anlauf zu nehmen für das Nahversorgungszentrum in der Ortsmitte. Mit einer Lösung, die ein starkes Signal an alle Investoren senden würde, die großflächigen Einzelhandel in der Stadt planen. Hinter den Kulissen wird hart darum gerungen, einen Weg für die Ansiedlung eines Rewe-Marktes zu finden, die im Januar auf so besondere Weise im letzten Moment gescheitert war. Dieses Mal jedoch mit aufgesattelter Wohnbebauung. Anfang April wird es voraussichtlich dazu eine Sondersitzung geben. Der Bebauungsplan, der an der Windelsbleicher Straße/Ecke Friedrichsdorfer Straße besagtes Nahversorgungszentrum mit Rewe, Sparkassenneubau, Gebäude für Optiker, Musikschule, Bäcker und Kreisverkehr vorsieht, war nach jahrelanger Vorplanung nach der Kommunalwahl durch ein Patt in der Bezirksvertretung Senne plötzlich abgelehnt worden. Grüne, SPD und Linke stimmten gegen die Sonderbaufläche für den großflächigen Einzelhandel, so dass bei Stimmengleichheit mit CDU und FDP aus einer vermeintlichen Formsache ein Politikum wurde. Kampf gegen Wohnungsnot Streitpunkt ist die fehlende Wohnbebauung. Die Stadt, in der große Wohnungsnot herrscht, hat die Leitlinie ausgegeben, dass großflächige Märkte um weitere Nutzungen ergänzt werden müssen, damit der Flächenfraß noch etwas Gutes hat. Von dieser Leitlinie war man bei der Planung des Nahversorgungszentrums abgewichen. Einerseits um den ursprünglich als Mieter angedachten Discounter Aldi im Senner Zentrum zu halten (der dann absprang), andererseits um die angrenzenden Wohnhäuser bei einer Zweigeschossigkeit nicht zu verschatten. Grüne auch gegen Kompromiss Das lehnte die rot-rot-grüne Opposition in Senne ab. Während die Grünen gänzlich gegen großflächigen Einzelhandel waren und sind, stattdessen ausschließlich Wohnbebauung an der Stelle möchten, bestehen SPD und Linke gemäß der Leitlinie auf eine Verbindung von Einkaufen und Wohnen. Auch im Stadtentwicklungsausschuss wäre die Ursprungsplanung wohl durchgefallen, vorsorglich wurde das Thema von der Tagesordnung genommen. Und nun sind SPD und Linke zuversichtlich, mit dem Investor einen Kompromiss finden zu können. Dabei handelt es sich um die Halsdorfer + Ingenieure Projekt GmbH aus Burgdorf an der Weser. Auch die CDU-Mehrheitsfraktion, die im Januar sehr erbost über die Ablehnung war und den Ruf der Stadt als verlässlicher Partner für Investoren beschädigt sah, sieht wieder Land. Politik ist zuversichtlich &bdquo;Wir sind sehr zuversichtlich", sagt Fraktionschef Joscha Conze auf Nachfrage. Es habe mehrere Male &bdquo;gute, konstruktive Gespräche gegeben". Man müsse glücklich sein, mit den Burgdorfern so &bdquo;tolle Partner zu haben". Wie denn der Konsens aussehen könnte, verrät SPD-Sprecher Ridvan Çiftçi der NW. In der Vorwoche habe der Investor bereits erste Pläne vorgestellt, die auf dem Rewe-Markt mit 1.400 Quadratmetern Nutzfläche eine Teilbebauung von 450 bis 480 Quadratmetern vorsieht. Einen Verzicht auf den Markt und reine Wohnbebauung habe der Investor abgelehnt. 600 Quadratmeter Wohnraum &bdquo;Wir haben deutlich gemacht, dass Bielefeld keinen Mangel an Einzelhandel hat, sondern an Wohnraum", sagt der SPD-Sprecher. Daher habe man mindestens 600 Quadratmeter Wohnfläche auf dem Markt gefordert. Sechs bis acht Wohnungen, von denen zwei für Familien konzipiert sein sollen. &bdquo;Die Hälfte soll geförderter Wohnraum sein", sagt Çiftçi . &bdquo;Mit diesem Kompromiss könnten sich SPD und Linke auf Bezirksebene zufrieden geben." Die restliche Planung soll nach Informationen der NW unberührt bleiben und umgesetzt werden - inklusive Kreisverkehr. Keinem sei daran gelegen, eine langjährige Brache in der Ortsmitte zu haben, nachdem der Investor das Gelände bereits freigemacht hat, so Çiftçi. Projektentwickler Christian Rohde bestätigt die Gespräche mit den Fraktionen, mehr aber auch nicht. Nur so viel: &bdquo;Wir sind an einer Lösung interessiert. Ob es klappt, kann ich nicht sagen." Sondersitzung im April Über die Änderung des Bebauungsplans soll jedoch nach den Worten des SPD-Sprechers in einer Sondersitzung im April beraten werden. Die normalerweise geltende Beratungssperre von sechs Monate für gleichlautenden Themen werde nicht eingehalten werden müssen, da sich Sachverhalt und Bebauungsplan noch einmal deutlich ändern würden. Wenn man sich einige, könnte im Juni/Juli der Satzungsbeschluss stehen, so Çiftçi – auch im Stadtentwicklungsausschuss. "Andernorts härter verhandeln" Er geht nicht davon aus, dass das Senner Nahversorgungszentrum unter diesen Prämissen zu einem &bdquo;Knackpunkt für die neue rot-rot-grüne Koalition in Bielefeld" werden könnte. Aber Jurist Çiftçi sieht die Auseinandersetzung in Senne als &bdquo;Stellvertreter-Kampf" für andere Stadtbezirke. &bdquo;Anderenorts sollte zukünftig härter verhandelt werden", meint der Sozialdemokrat. Als Beispiel nennt er Quelle, wo die Stadt aktuell mit Lidl um die Bebauung des Kampmann-Geländes ringt.

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