Die Stadtbahn fährt wieder – und die MoBiel-Kunden sind wütend

Bielefeld. Die katastrophalen Zustände nach dem heftigen Wintereinbruch haben vielerorts zum Stillstand, zu Ausfällen oder zu massiven Verzögerungen geführt. Wie auch bei anderen Unternehmen und Dienstleistern stieß der komplette Stillstand der Busse und Bahnen von MoBiel auf Verständnis. Als die Stadtwerke-Tochter dann aber ankündigte, dass voraussichtlich bis Sonntag keine Stadtbahnen und vorerst nur auf wenigen Hauptverkehrsstraßen Busse verkehren würden, platzte vielen Bielefeldern der Kragen. Dass dann gestern Nachmittag zumindest die Linie 2 zwischen den Haltestellen Sieker und Beckhausstraße wieder fuhr und weitere Busse eingesetzt werden (siehe Info-Kasten), konnte den Ärger nur bedingt besänftigen. !function(){"use strict";window.addEventListener("message",(function(a){if(void 0!==a.data["datawrapper-height"])for(var e in a.data["datawrapper-height"]){var t=document.getElementById("datawrapper-chart-"+e)||document.querySelector("iframe[src*='"+e+"']");t&&(t.style.height=a.data["datawrapper-height"][e]+"px")}}))}(); "War da was mit Daseinsvorsorge?" &bdquo;Bis Sonntag kein Betrieb! Unglaublich!", ärgert sich NW-Leser Markus Falkenhagen. Während der Corona-Pandemie seien die öffentlichen Verkehrsmittel für viele systemrelevant Beschäftigten die letzte Chance, zur Arbeit zu gelangen. Doch die fielen nun dauerhaft aus. &bdquo;War da was mit Daseinsvorsorge?", so Falkenhagen. Das Problem, dass sich in bündig in den Straßen verlegten Schienen Eis bilden und so die Gefahr einer Entgleisung entstehen könne, sei so alt wie die Straßenbahn selbst. Auch dass Flugschnee bei Freilandstrecken wie denen nach Milse oder Senne die Gleise bedecken kann, sei nachzuvollziehen. &bdquo;Aber das muss doch in einer Großstadt mit vermeintlich modernem Betrieb nicht zum Ausfall bis zum Wochenende einhergehen", sagt Falkenhagen. Winterdienstwagen und Schneepflug wurden nach Polen verkauft Wie er erinnerten sich auch andere Leser, dass vor Jahren in Bielefeld bei schwerem Winterwetter auch schweres Gerät auf den Schienen unterwegs war. Doch ein Winterdienstwagen und ein Schneepflug seien vor rund 20 Jahren nach Polen verkauft worden, ohne dass Ersatz dafür angeschafft worden sei. Stattdessen würde darauf gesetzt, dass die Schienen bei Schneefall von Bahnen &bdquo;freigefahren" werden – was in der Nacht zum Sonntag gründlich schiefgegangen ist. Diese Taktik und der Verzicht auf schwere Schneeräumtechnik stößt ebenfalls auf Kritik, und das nicht nur aktuell bei den NW-Lesern. Bereits 2019 schrieb das im Münchner GeraMond-Verlag erscheinende Straßenbahn-Magazin, dass die Bielefelder Stadtwerke ohne entsprechende Gerätschaften im Extremfall Betriebsunterbrechungen in Kauf nehmen würden. Und das sei mit Blick auf die Bedürfnisse der Kunden, die sich grade bei heftigem Schneefall statt auf das eigene Auto lieber auf die Stadtbahn zählen würden, &bdquo;keine Option". "So starke Schneefälle kommen nur einmal im Vierteljahrhundert vor" Bei MoBiel wird die Kritik nach dem kompletten Stillstand etwas zerknirscht entgegengenommen. Doch der Vorwurf, fahrlässig oder zumindest blauäugig gehandelt zu haben, wird entschieden zurückgewiesen. &bdquo;Die Schneemassen haben unsere Vorbereitungen und Bemühungen zunichtegemacht", sagt MoBiel-Geschäftsführer Martin Uekmann, der darauf verweist, dass in Bielefeld so starke Schneefälle nur einmal im Vierteljahrhundert vorkämen. &bdquo;In Bayern hat man sich auf solche Situationen eingestellt", so Uekmann. &bdquo;Wenn wir die städtischen Betriebe für diese Ausnahmesituationen aufrüsten wollten, wäre das mit hohen Kosten verbunden." Zudem sei man in den vergangenen Jahrzehnten mit der Taktik des &bdquo;Freifahrens" äußerst gut gefahren. Einen längeren Totalausfall habe es zuletzt nach dem verheerenden Eisregen am Rosenmontag 1987 gegeben, danach standen die Bahnen praktisch nicht mehr still. Selbst die starken Schneefälle im Jahr 2010 hätten keine Probleme bereitet. &bdquo;Damals hat sich der Niederschlag auch auf einen längeren Zeitraum erstreckt", erläutert MoBiel-Sprecherin Yvonne Liebold. Der Kritikpunkt eines Lesers, dass der 2002 nach Polen verkaufte Winterdienstwagen und Schneepflug doch noch gut in Schuss gewesen sei und im Depot &bdquo;kein Brot gefressen" hätte, weist sie zurück: Die Fahrzeuge stammten aus den 50er/60er Jahren und waren durch den Zahn der Zeit und aggressives Streusalz arg lädiert. &bdquo;Sie hätten für viel Geld aufgearbeitet werden müssen", so Liebold. Taxikosten werden erstattet Für die Bielefelder, die auf Bus und Bahn angewiesen sind und trotz der Fortschritte weiter nicht wissen, wie sie von A nach B kommen können, hat MoBiel ein Trostpflaster: Seitdem die Unwetterwarnstufe 3 aufgehoben worden ist, gilt wieder die Mobilitätsgarantie – auch und vor allem an den Strecken, an denen zurzeit überhaupt kein Bus fährt. &bdquo;Das heißt, dass wir nach 20 Minuten Wartezeit die Taxikosten erstatten, bei Abo-Kunden sogar nach 10 Minuten", sagt Uekmann. Erstattet werden gegen Vorlage der Quittung 30 Euro pro Tag und Person.

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