Mega-Stau in OWL: Polizei rät "dringend ab, die A2 zu benutzen"

Bielefeld. Klirrende Kälte, Schneemassen und Wind haben dem Verkehr auf der Autobahn 2 und angrenzenden Straßen in Ostwestfalen-Lippe sowie Südniedersachsen hart zugesetzt. Lkw stellten sich auf spiegelglatter Fahrbahn quer, etwa ab Mitternacht ging in beide Fahrtrichtungen vom Bielefelder Berg aus gesehen jeweils für 30 Kilometer nichts mehr. Die Lage ist zur Zeit weiter angespannt. "Wir raten dringend davon ab, die A2 zu benutzen", sagt Fabian Rickel, Sprecher der Bielefelder Autobahnpolizei auf Anfrage von nw.de. Dieser Appell gelte "bis auf Weiteres". Am späten Vormittag hatte ein Polizeihubschrauber die Autobahntrasse abgeflogen. "Da steht noch viel", beschreibt Rickel die Bilder. Die Lkw kämen weiter nur im Schneckentempo voran. "Das Problem ist, dass die Fahrbahndecken nicht freigeräumt werden konnten", so Rickel. Unter der oberen Schneeschicht sei es zudem spiegelglatt. "Unvernunft von Lkw-Fahrern" hat nach Aussage von Elfriede Sauerwein-Braksiek, Leiterin der Niederlassung Hamm der Autobahn GmbH des Bundes, zur Zuspitzung der Verkehrslage am späten Montagnachmittag entscheidend beigetragen. Trotz eines in Bielefeld bis 22 Uhr von der Behörde verhängten Fahrverbots für Lkw ab 7,5 Tonnen seien einige schon viel früher wieder auf die Autobahn aufgefahren. "Einige haben sogar Räumfahrzeuge überholt", beschreibt Sauerwein-Braksiek die Situation. Auch diese hätten sich dann wenig später festgefahren. Ab 18 Uhr seien einige Lkw-Fahrer trotz Verbots unterwegs gewesen, auch wenn sich die Mehrzahl von ihnen an das Fahrverbot gehalten habe. Dies reichte offenbar aus, um speziell an Steigungsstrecken wie dem Bielefelder Berg für regelrechtes Verkehrschaos zu sorgen. "Der Bielefelder Berg ist ein kritischer Bereich", sagt Sauerwein-Braksiek. Die Taumittelsprühanlage, die dort am Fahrbahnrand installiert sei, könne bei solchen Wetterbedingungen nichts ausrichten. "Der Pflug muss erst die Fahrbahn räumen", sagt die Expertin. Sie rügt zudem das Verhalten vieler Kraftfahrer, die trotz des Staus keine Rettungsgasse gebildet hätten. "Die Rettungsgasse ist auch für Räumdienste einzuhalten", sagt die Autobahnchefin. Wegen der sich nachts bei bitterer Kälte zuspitzenden Situation rückten Einsatzkräfte der Bielefelder Hilfsorganisationen ASB, DRK und JUH aus der Schnelleinsatzgruppe zur Autobahn aus. 40 Helferinnen und Helfern waren auf der A2 unterwegs. Unimog bringt Tee und Brötchen "Es gab Tee und belegte Brötchen durch Unimog und sogar einem Quad, da man auf der tief verschneiten und vereisten Standspur nicht mehr weiter kam und bis zu drei Fahrspuren mit Lkw blockiert waren - teils quer stehend", berichtet Geschäftsführer Heiner Hofmann. !function(){"use strict";window.addEventListener("message",(function(a){if(void 0!==a.data["datawrapper-height"])for(var e in a.data["datawrapper-height"]){var t=document.getElementById("datawrapper-chart-"+e)||document.querySelector("iframe[src*='"+e+"']");t&&(t.style.height=a.data["datawrapper-height"][e]+"px")}}))}();"Ich mache seit 1979 Rettungsdienst. Aber so etwas habe ich noch nicht erlebt", berichtet Hofmann im Gespräch mit nw.de. Gegen Mitternacht habe die Einsatzzentrale des Bielefelder Feuerwehramtes Alarm ausgelöst. "Da war die Lage klar: Die A2 war komplett verschlossen durch quer stehende Lkw auf allen drei Spuren", berichtet Hofmann. "Jetzt müssen alle anpacken" Die Experten der Schnelleinsatzgruppe wurde alarmiert. "Wir haben für solche Situationen eine Nummer bei einem Lebensmittelunternehmen", erzählt Hofmann. Brötchen wurden geschmiert und Tee gekocht. "Wir sind mit Gerätewagen und Bullis der Johanniter im Einsatz." Sie haben Schneeketten. Einer der Unimogs sei seit Sonntag auch in Bielefeld unterwegs, um in medizinischen Notsituationen als Rettungswagen eingesetzt werden zu können. Tee und Brötchen wurden dann an Menschen in eingeschlossenen Fahrzeugen ausgegeben. "Das einzige, was mich optimistisch stimmt, ist die aktuelle Wettersituation", sagt Hofmann. "Jetzt müssen alle mit anpacken", ist seine Forderung. Denn in den Stunden, in denen nun kein Neuschnee falle, müsse es gelingen, das Straßennetz auch bis in die kleineren Wohnstraßen freizuräumen. "48 Stunden Schneefall in dieser Intensität. Darauf konnte sich keiner vorbereiten", ist seine aktuelle Analyse der Lage. Unfassbar: 70 Kilometer Stau Trotz einer Umleitung hatte sich der Stau in den frühen Morgenstunden kaum verkürzt. Die Polizei empfiehlt, das Gebiet zwischen der Anschlussstelle Gütersloh bis zur niedersächsischen Landesgrenze weiträumig zu umfahren. Das Chaos wirkt sich auch auf die Zufahrten aus. "Auf der B66n stauen sich die Lkw bis in den Stadtbereich zurück", sagt ein Sprecher der Autobahnpolizei am frühen Morgen. !function(){"use strict";window.addEventListener("message",(function(a){if(void 0!==a.data["datawrapper-height"])for(var e in a.data["datawrapper-height"]){var t=document.getElementById("datawrapper-chart-"+e)||document.querySelector("iframe[src*='"+e+"']");t&&(t.style.height=a.data["datawrapper-height"][e]+"px")}}))}();Gegen 1 Uhr war der Stau in beiden Richtungen auf insgesamt knapp 70 Kilometer angewachsen - je Richtung mehr als 30 Kilometer. Grund: Trotz Vollsperrung bei Bielefeld fahren weiter Autos an die Stauenden heran. Die Polizei bittet Autofahrer, nicht mehr auf die A2 im Großraum Bielefeld aufzufahren. Wegen Schnee und Eis reichen die Staus mittlerweile von der Grenze des Ruhrgebiets bis zur niedersächsischen Landesgrenze und weiter bis Bad Eilsen. Das Technische Hilfswerk spricht von "absolutem Chaos". Immer wieder rutschen Autos und Lkw quer über die Fahrbahn. Mit den Gruppen Brückenbau, Notversorgung/Notinstandsetzung sowie der Bergungsgruppe waren auch rund 15 Mitglieder der THW Ortsgruppe Bielefeld nachts im Einsatz, wie deren Sprecherin Amelie Möbus berichtet. "Das war schon ein außergewöhnlicher Einsatz, weil wir schon seit langer Zeit nicht mehr so viel Schnee hatten", berichtet Möbus im Gespräch mit nw.de. "Das war ein Ausnahmezustand für alle vor Ort, die davon betroffen sind. " Aber: "Wir waren gut vorbereitet mit Schneeketten und Frostschutzmittel." Doch auch die leichteren THW-Fahrzeuge hätten mitunter Hilfe gebraucht, um in den Schneemassen wieder auf Kurs zu kommen. Im Wesentlichen bestand die Aufgabe des THW darin, Fahrzeuge an die Seite zu ziehen und Schneeverwehungen mittels Radladern zu beseitigen. Räumdienst kommt nicht durch Das Problem ist laut Polizei, dass die Räumdienste mit ihren Fahrzeugen nicht durchkommen. Teilweise haben die Räumfahrzeuge die Arbeit eingestellt, um Schäden an eigenen Fahrzeugen zu vermeiden. !function(){"use strict";window.addEventListener("message",(function(a){if(void 0!==a.data["datawrapper-height"])for(var e in a.data["datawrapper-height"]){var t=document.getElementById("datawrapper-chart-"+e)||document.querySelector("iframe[src*='"+e+"']");t&&(t.style.height=a.data["datawrapper-height"][e]+"px")}}))}();Ein großes Problem sind die extrem kalten Temperaturen - die Fahrbahn gefriert zu einer einzigen Eisfläche. Streusalz wirke nur bei bis zu etwa -7 Grad. Alles, was tagsüber zu Sulz aufgetaut war, wird nun zu einer spiegelglatten Rutschpiste. Im betroffenen Gebiet besteht ein Lkw-Fahrverbot Um den ausharrenden Verkehrsteilnehmern das Leben etwas zu erleichtern, verteilen andere Hilfsorganisationen heiße Getränke und Decken. Für die A2 gilt in dem betroffenen Gebiet ein Lkw-Fahrverbot, damit der Stau nicht noch länger wird. Medienberichten zufolge haben sich teils Lkw mit osteuropäischen Kennzeichen nicht an das Verbot gehalten. Womöglich haben die Fahrer das Verbot schlichtweg nicht verstanden - oder nichts davon gewusst. Am Abend befürchteten die Einsatzkräfte angesichts der gefühlt ausweglosen Lage, dass viele Autofahrer mutmaßlich die gesamte Nacht auf der Autobahn ausharren müssen. Arktische Temperaturen Die arktischen Temperaturen setzen den Pkw bereits mächtig zu - hinzu käme dann die Gefahr, dass etlichen Fahrzeugen schlichtweg der Sprit ausgeht und somit die Heizung nicht mehr funktioniert. Es geht auf der Strecke nur langsam voran und es kommt immer wieder zu Vollsperrungen des Autobahnabschnitts, weil unter anderem Fahrzeuge geborgen werden müssen. "Wir versuchen gerade, das Knäuel zu entwirren", sagte ein Polizeisprecher am Abend. Unfälle habe es nicht gegeben. Auto- und Lastwagenfahrer harrten jedoch seit Stunden in der Kälte aus und würden von Feuerwehr und THW versorgt. Die Polizei warnte beim Kurznachrichtendienst Twitter davor, die A2 in Richtung Oberhausen zu befahren. Mit Material der dpa.

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