Mordfall Kadir A.: Betreuer soll Tipps zur Leichenbeseitigung gegeben haben

Bielefeld/Hannover. Der Mord an dem Bielefelder Kadir A. (26) war geprägt von beeindruckender Kaltschnäuzigkeit. Das wird mit dem Verlauf des Gerichtsverfahrens am Landgericht in Hannover immer deutlicher. So soll der Hauptangeklagte (24) am Telefon einen väterlichen Freund nach dem perfekten Mord gefragt haben. Ohne zu wissen, dass bereits ein Mensch tot war, gab der ehrenamtliche Betreuer (60) dem 24-Jährigen Tipps zur Beseitigung der Leiche. Wie berichtet, soll eine Internet-Bekanntschaft (25) aus Hannover den Bielefelder Kadir A. am 5. April 2020 mit ihrem neuen Freund in eine tödliche Falle gelockt haben. Vorausgegangen war 2019 ein Date mit der 25-Jährigen in Bielefeld. Als sich beide trennten, zeigte die Frau den 26-Jährigen wegen einer angeblichen Vergewaltigung an. Rechtsmediziner bezeichnet Tanto-Schwert als "perfekte Waffe" Die Staatsanwaltschaft stellte schon nach der Aussage der Frau die Ermittlungen ein. Kadir A. wusste nichts von den Vorwürfen gegen sich. Am 5. April ermordete das Paar aus Hannover den Bielefelder mit mehr als 100 Stich- und Schnittverletzungen. Das jedenfalls wirft die Staatsanwaltschaft den wegen heimtückischen Mordes Angeklagten vor. Tatwaffe soll ein japanisches Tanto-Schwert gewesen sein. Der Rechtsmediziner bezeichnete in der Verhandlung die 30 Zentimeter kurze, aber außergewöhnlich scharfe Klinge als &bdquo;perfekte Waffe". Wie planmäßig die Tat vorbereitet war, zeigt ein Detail, das am Rande der Verhandlung bekanntwurde: Der Hauptangeklagte hatte sich das Tanto-Schwert bestellt. Nur kurz nach Eintreffen der Waffe lud die 25-Jährige den Supermarktangestellten aus Bielefeld zu sich nach Hannover ein. Das nun wegen Mordes angeklagte Paar lebte bis zur Verhaftung im Mai 2020 in einer Behinderteneinrichtung. Die Leiche mit Säure auflösen, zersägen oder verscharren Der 25-Jährige wimmelte direkt nach der Tat nicht nur die Polizei ab, nachdem er selbst wegen einer Handverletzung den Rettungsdienst gerufen hatte. Er soll auch kurz darauf stundenlang mit seinem Freund und ehrenamtlichen Betreuer telefoniert haben. Thema des Gesprächs: der perfekte Mord. Wie der Zeuge jetzt vor Gericht bestätigte, habe er mit dem 25-Jährigen vor allem darüber philosophiert, wie man am besten eine Leiche verschwinden lassen könne. Sie hätten über die Auflösung des Körpers durch Salzsäure gesprochen, auch Zersägen und ein Abtransport im Koffer waren Aspekte. Schließlich beherzigte der Angeklagte aber lieber die Idee des 60-Jährigen, dass man einen Leichnam gut auf einem Friedhof verschwinden lassen könne. Dazu müsste er sich allerdings noch Spaten und Schaufel im Baumarkt besorgen. Der Betreuer schöpft auch nach dem Leichenfund keinen Verdacht Wie berichtet, fanden Friedhofsgärtner die Leiche von Kadir A. am 15. April halb verscharrt in einer frischen Grab auf einem Friedhof in Hannover-Kirchrode – nur wenige Hundert Meter von der diakonischen Einrichtung entfernt, in der das nun angeklagte Pärchen lebte. Der langjährige Betreuer hatte trotz dieser Telefonate nie einen Verdacht geschöpft – auch nicht nach dem Leichenfund und der intensiven Tätersuche der &bdquo;Mordkommission Zündschnur". Rechtsanwalt Pascal Ackermann, der die Familie des Ermordeten vertritt, zeigte sich angesichts dieser Zeugenaussagen mehr als verwundert. &bdquo;Der Betreuer kannte seinen Schützling nur als liebenswürdigen Menschen." Übrigens hat die wegen heimtückischen Mordes mitangeklagte 25-Jährige über ihren Anwalt doch noch eine Aussage vor Gericht gemacht. Zunächst hatten beide ihre angekündigten Einlassungen zurückgezogen. In der vom Anwalt verlesenen, schriftlichen Erklärung gab die Frau an, dass sie nach dem anfänglichen Einsatz von Pfefferspray in ihrer Wohnung sofort ins Bad gelaufen sei: Während der Tat habe sie sich die ganze Zeit dort befunden, hieß es. Ackermann zweifelt an der Glaubwürdigkeit dieser Erklärung: &bdquo;Ich halte das für eine Schutzbehauptung, die im Verfahren widerlegt werden dürfte." Notwehr? Angeklagter soll zuerst mit der messerscharfen Klinge attackiert worden sein Auch die Argumentation der Verteidigung, wonach sich das Paar in einer Notwehrsituation befunden habe, stehe angesichts von mehr als 100 Verletzungen beim Opfer auf tönernen Füßen. Laut Verteidigung soll Kadir A. zuerst nach dem Tanto-Schwert gegriffen und damit sein Gegenüber attackiert haben. Doch der Angeklagte erlitt nur eine leichte Handverletzung. Ein Hieb mit so einem scharfen Schwert dürfte deutlich schwerere Verletzungen zur Folge haben, glaubt der Nebenklagevertreter. Das Verfahren wird mit dem psychiatrischen Gutachten zu den beiden Angeklagten fortgesetzt.

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