Bielefelder Nachtleben tot: Pandemie übertrifft schlimmste Befürchtungen der Disko-Betreiber

Bielefeld. Seit mehr als zehn Monaten liegt das Nachtleben in Bielefeld auf Eis. Mit einer baldigen Wiedereröffnung ist angesichts des hohen Covid-Infektionsgeschehens nicht zu rechnen. Gleichzeitig sind Mieten für die großen Hallen fällig, auch Personal muss zum Teil weiter bezahlt werden. Droht also bald das große Club-Sterben? "Die Lage ist angespannt, aktuell mangelt es an Perspektiven", sagt Ivo Klumpp, Geschäftsführer des Stereo am Boulevard. Denn die staatlichen Finanzhilfen, die seitens der Bundesregierung versprochen wurden, sind bis dato nur in kleinen Teilen ausgezahlt worden. "Da scheitert es an der Bürokratie." Aber wenn die Hilfszahlungen nicht kommen, wie sie angekündigt waren, sehe es für die gesamte Branche dunkel aus. Optimismus bleibt "Von uns allen wird gerade Solidarität gefordert, indem wir unsere Betriebe geschlossen halten. Natürlich unterstützen wir geltende Regeln und halten uns an Vorgaben. Aber dann können wir auch Solidarität fordern, insbesondere wenn sie von oberster Stelle als Ausgleich in Aussicht gestellt wurde", mahnt Klumpp. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Grundsätzlich sei er allerdings positiv eingestellt: "Wenn wir wieder öffnen dürfen, glaube ich schon, dass es einen allgemeinen Nachholbedarf geben wird." T-Shirts als Nachtclub-Unterstützung Auch in anderen Diskotheken zeigt man sich positiv. "Wir planen fest weiter, dass wir das Cafe Europa nach der Krise wiedereröffnen", sagt Peter Daletzki, Mit-Betreiber der Discothek am Jahnplatz. "Vor Corona lief es bei uns sehr gut, das kommt uns jetzt zugute." Bisher sei die finanzielle Lage bis zum Spätsommer nicht gefährdet, so Daletzki. Beim Movie hat sich die Lage im Vergleich zum Sommer sogar etwas entspannt. Aktuell sei es "Plan und Wunsch", das Movie wieder aufzumachen, sagt Betreiber Christoph Hülsewede. Corona hatte den Club am Bahnhofsplatz zuvor schwer getroffen. "Nicht ganz schwarz" Im Sommer, noch bevor die Finanzhilfen des Bundes kamen, wandte sich das Movie mit der Bitte um Unterstützung an seine Gäste. Mit Erwerb eines T-Shirts konnten sie dem Nachtclub finanziell unter die Arme greifen. "Die Aktion hatte also definitiv einen guten Effekt für uns", berichtet Hülsewede. Auch im Forum in der alten Boge-Fabrik an der Meller Straße werde "nicht ganz schwarz" in die Zukunft gesehen, so Uwe Kreft. Der Verein, der das Forum betreibt, habe auch Überbrückungshilfen bekommen. "Dadurch müssen wir nicht zu sehr an unsere Rücklagen gehen", sagt der Geschäftsführer. "Unsere Hoffnung liegt auf einer Wiedereröffnung im Herbst, bis dahin ist die Lage bei uns gesichert." Pandemie übertrifft Worst-Case-Szenarien Im Lokschuppen wird der Lockdown für Renovierungsarbeiten genutzt. Dank Rücklagen sei die Gastronomie an der Stadtheider Straße solide durch die Krise gekommen, doch die Pandemie übertreffe viele Worst-Case-Szenarien. "Man rechnet vielleicht mal mit zwei Jahren 30 Prozent weniger Umsatz, doch das Ausmaß jetzt ist ein ganz anderes." !function(){"use strict";window.addEventListener("message",(function(a){if(void 0!==a.data["datawrapper-height"])for(var e in a.data["datawrapper-height"]){var t=document.getElementById("datawrapper-chart-"+e)||document.querySelector("iframe[src*='"+e+"']");t&&(t.style.height=a.data["datawrapper-height"][e]+"px")}}))}();Auf eine Wiedereröffnung sei das Team mit unterschiedlichen Konzepten vorbereitet, sagt Geschäftsführer Sascha Berg. "Sobald wir dürfen, werden wir also wieder loslegen", berichtet Berg. Und wenn das Nachtleben wieder öffnen darf? "Wir rechnen mit einem Ansturm, die Leute wollen tanzen und ausrasten", meint Peter Daletzki. Denn der Wunsch, sich mal wieder außerhalb der eigenen vier Wände zu bewegen, sei derzeit groß. Und derzeit scheint es so, als könnte dieser Wunsch in Zukunft auch Realität werden - mit den altbekannten Größen im Bielefelder Nachtleben. Lesen Sie auch: "Alles ist wie tot": Bielefelds Gastronomen kämpfen ohne Hilfsgelder ums Überleben | NW+ Corona verändert das Studentenleben in OWL dramatisch | NW+

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