Seltsamer Müllberg in Bielefeld: Was wurde hier vor 50 Jahren vergraben?

Bielefeld. Auf den ersten Blick handelt es sich nur um eine Böschung, die neben der Deppendorfer Wassermühle bis zum Schwarzbach reicht. Wer einige Zentimeter gräbt, entdeckt jedoch Erstaunliches: Säcke mit Plastikmüll, Autoteile, Holztüren, alte Reifen und vieles mehr. Der frühere Mühlenbesitzer Hans-Georg Baumeister wendete sich vor sechs Jahren mit Fragen zu den Altlasten an das Umweltamt. Die neue Leiterin Tanja Möller bestätigt: &bdquo;Die Thematik ist uns seit 2014 bekannt." Die Behörde kündigte damals eine Untersuchung an: &bdquo;Falls Stoffe angetroffen werden, die eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung verursachen können, sind Sanierungsmaßnahmen angezeigt. In Zusammenhang mit der Untersuchung der Böschung werden abgelagerte Abfälle selbstverständlich beseitigt", heißt es in einer Stellungnahme vom 5. November 2014. Bis Ende der 70er Jahre Müll abgekippt Möller erklärt, dass der genaue Umfang der so genannten &bdquo;Fremdeinlagerungen" nicht klar sei. Während einer Ortsbegehung seien jedoch weder Siekerwasseraustritte noch Verfärbungen des Bodens festgestellt worden. Ältere Anwohner bestätigen gegenüber der NW, dass in das Siek bis Ende der 1970er Jahre Schubkarren voll Bau- und Verpackungsmaterial, Plastik, Hausmüll und Papier gekippt wurden. Auch aus dem benachbarten Werther sei Müll abgeladen worden. Vieles sei verrottet, Teile von Autos und Fahrrädern würden sich aber immer noch im Boden befinden. &bdquo;Der Umweltgedanke stand damals nicht im Vordergrund. Alles wurde später mit Erde verfüllt. Dann hat es niemand mehr gesehen", sagt ein 65-Jähriger, für den der Anblick der Deponie als Kind zum &bdquo;Normalzustand" gehörte. Auf einem verfüllten Teil würden sich heute Stallungen und eine Weide des benachbarten Landwirtes befinden. Streit um das Wasserrecht Das Umweltamt hat vor sieben Jahren eine Fläche von rund 1,8 Hektar entlang des Schwarzbaches mit Fördermitteln des Landes erworben, um neben der Sohlgleite auch den Bachlauf naturnah gestalten zu können. Diese müssen zurückgezahlt werden, wenn sie nicht dem Zweck entsprechend genutzt werden. Tanja Möller kündigt an, dass Untersuchungen des Erdreichs und der Altlasten zeitgleich mit den Arbeiten zur ökologischen Durchgängigkeit des Schwarzbaches stattfinden sollen. Wenn es nötig sei, werde über eine Bodensanierung nachgedacht. Allerdings sind noch viele Fragen offen, so dass in absehbarer Zeit kaum damit gerechnet werden kann, dass die Bagger anrücken. Wie berichtet, ist seit mehr als zwei Jahren ein Gerichtsverfahren anhängig, bei dem geklärt werden soll, ob das historische Wasserrecht noch gültig ist. Hans-Georg Baumeister berichtet, dass es sich schon seit sehr langer Zeit in den Händen seiner Vorfahren befindet: &bdquo;Es wurde 1776 erstmals erwähnt." Das Umweltamt vertritt jedoch die Auffassung, dass das Recht längst erloschen ist. Zudem haben die Denkmalbehörden 2018 die Reste der historischen Anlage und den Bachverlauf unter Schutz gestellt. Für das Umweltamt ist diese Unterschutzstellung unter Ausklammerung der verpflichtenden Planung nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie fragwürdig. &bdquo;Es ist alles miteinander verwoben", sagt die Umweltamtsleiterin. Die Bezirkspolitiker fordern eine ganzheitliche Lösung und wehren sich gegen die Zerstörung eines intakten Systems. Die Stadt hat sich dazu verpflichtet, den Betrieb eines Mühlrades sicherzustellen. Tanja Möller räumt ein, dass dies nur möglich ist, wenn ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Bislang gebe es lediglich ein Vorentwurf der Planung: &bdquo;Es ist noch nichts abschließend geklärt."

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