66 Infizierte, acht Tote: Corona-Drama in Bielefelder Seniorenheim

Bielefeld. Die schlimme Corona-Lage im Wilhelm-Augusta-Stift hat sich drastisch verschärft: Mittlerweile sind in der Senioreneinrichtung am Lipper Hellweg laut Gesundheitsamt 66 Personen positiv auf das Corona-Virus getestet worden: 47 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 19 Mitarbeitende. In sieben weiteren Fällen gibt es positive Schnelltests. In der Zeit vom 23. bis 27. Dezember sind acht Bewohner verstorben, vier unmittelbar an Covid-19, vier weitere in Verbindung mit Covid und zusätzlichen schweren Erkrankungen. Die AWO hat das Altenheim komplett geschlossen. Nur noch in Ausnahmefällen dürfen Besucher ins Haus. !function(){"use strict";window.addEventListener("message",(function(a){if(void 0!==a.data["datawrapper-height"])for(var e in a.data["datawrapper-height"]){var t=document.getElementById("datawrapper-chart-"+e)||document.querySelector("iframe[src*='"+e+"']");t&&(t.style.height=a.data["datawrapper-height"][e]+"px")}}))}();Bis zum 19. Dezember hatte es noch keine bekannte Corona-Infektion gegeben. Erst als eine Bewohnerin ins Krankenhaus musste, war sie dort als positiv getestet worden. Sofort durchgeführte Schnelltests hatten bei 25 Bewohnern und elf Pflegekräften das Virus nachgewiesen. Die in der Folge durchgeführten PCR-Test haben die weiteren Infektionen zu Tage gebracht. Christina Schulte, Sprecherin der AWO, bezeichnet die Lage selbst als &bdquo;dramatisch", personell stehe man &bdquo;mit dem Rücken an der Wand". Weitergehende Notfallpläne Der AWO-Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe betreibt acht Senioreneinrichtungen, darunter drei Heime in Bielefeld. &bdquo;In keinem anderen Haus gibt es ein derartiges Infektionsgeschehen", so Schulte. Es sei nötig, Personal aus anderen Einrichtungen einzusetzen. &bdquo;Bisher können wir die Versorgung unserer Bewohner im Wilhelm-Augusta-Stift sicherstellen", betont Christina Schulte. Sie hofft, dass es so bleibt. Notfallpläne sehen vor, dass gegebenenfalls Mitarbeiter aus anderen Abteilungen, wie beispielsweise der Verwaltung, die eine pflegerische Fachausbildung haben, einspringen müssen. Viele stationäre Einrichtungen betroffen Das Wilhelm-Augusta-Stift ist laut Gesundheitsamt mit großem Abstand die am stärksten betroffene Einrichtung in Bielefeld. Allerdings gibt es (Stand Montag) Fälle in zwölf Pflegeheimen. !function(){"use strict";window.addEventListener("message",(function(a){if(void 0!==a.data["datawrapper-height"])for(var e in a.data["datawrapper-height"]){var t=document.getElementById("datawrapper-chart-"+e)||document.querySelector("iframe[src*='"+e+"']");t&&(t.style.height=a.data["datawrapper-height"][e]+"px")}}))}();Betroffen sind insgesamt 143 Bewohner und 50 Mitarbeiter. Darüber hinaus gibt es in stationären Einrichtungen der Alten- und der Eingliederungshilfe 14 weitere Einzelfälle (zehn Bewohner, vier Mitarbeiter). Das Team &bdquo;Pflege" in der Corona-Abteilung im Gesundheitsamt sei in enger Abstimmung mit den betroffenen Heimen. Ursache unbekannt Warum ausgerechnet im Wilhelm-Augusta-Stift mit seinen 120 Plätzen die Lage in kurzer Zeit so dramatisch geworden ist, kann sich die AWO nicht erklären. Bereits nach dem ersten Lockdown habe man ab Mai nur unter hohen Schutzmaßnahmen wieder geöffnet. &bdquo;Die Besucher werden sogar mit textilen Schutzkitteln ausgerüstet", sagt Christina Schulte. Das Gesundheitsamt erklärt, dass alle Heime über genehmigte, jeweils spezifische Besuchs-, Test- und Hygienekonzepte verfügen. Die meisten Besucher würden sich auch an die pandemiebedingten Regelungen halten. Allerdings hatte der AWO-Vorstandsvorsitzende Thorsten Klute vor Weihnachten beklagt, dass einzelne Abstandsregel und Maskenpflicht, gerade auf den Zimmern, bewusst nicht einhalten würden. Besucher debattieren übers Kurzscreening Solche Diskussion kennt auch Bodo de Vries, stellvertretender Geschäftsführer des Ev. Johanneswerkes. Ganz hautnah hat er sie nach eigenen Worten an Weihnachten mitbekommen, als er an zwei Tagen an der Pforte eines Heimes ausgeholfen hat, um Besuchern Kurzscreenings zu unterziehen und deren Daten aufzunehmen. Die am 23. Dezember plötzlich in Kraft getretene Landesverordnung, wonach sich alle Heimbesucher verpflichtend und nicht mehr nur freiwillig testen lassen oder einen maximal 72 Stunden alten Test vorweisen müssen, sei ein &bdquo;riesengroße, eigentlich sogar unzumutbare Herausforderung" gewesen. Zukünftig biete das Johanneswerk in der Woche drei Zeitkorridore an, in denen sich Besucher testen lassen können, so Bodo de Vries. Ehrenamtsnotdienst stemmt neue Verordnung Im Johanneswerk mit seinen insgesamt 37 Einrichtungen in OWL und im Ruhrgebiet mit 3.500 Bewohnern sei dies an Weihnachten nur dank des ehrenamtlichen Einsatzes von Mitarbeitern aus der Zentrale und den regionalen Büros weitestgehend gelungen. 95 Prozent der Besucher seien kooperativ gewesen, &bdquo;aber es gab eine kleine Gruppe, die versucht haben, um den Schnelltest herumzukommen". Letztlich hätten die Diskussionen aber immer zum Test geführt, der nach de Vries Worten &bdquo;sehr verlässlich ist". Bielefeld ein Ausnahmefall Die Mitarbeiter müssen sich alle drei Tage einem Schnelltest unterziehen. In den fünf Bielefelder Einrichtungen des Johanneswerkes gibt es laut des stellvertretenden Geschäftsführers aktuell nur einen infizierten Mitarbeiter. Über alle Häuser hinweg gebe es 104 infizierte Bewohner und 61 infizierte Mitarbeiter. Bodo de Vries ist nur froh, dass es bereits zahlreiche Impftermine für die Senioreneinrichtungen des Johanneswerkes gibt.

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