
Bielefeld. „Vor 38 Jahren ist hier zuletzt gestrichen worden", berichtet Kathrin Meyer zu Wendischhoff . Deshalb seien die Arbeiten an ihrem Hof nun dringend nötig. Und die Hofbesitzer des Engelhofs im Stadtbezirk Dornberg haben Glück. Weil sich die Förderrichtlinien geändert haben, übernimmt das Land Nordrhein-Westfalen 50 Prozent der Kosten. „Bis jetzt sind es 43.000 Euro", sagt die gelernte Familienpflegerin. Wahrscheinlich wird es aber noch mehr.
Vorsichtig stellt Kathrin Meyer zu Wendischhoff den Karton auf den Küchentisch. Ein wahrer Schatz befindet sich darin. „Wir haben in der Außenwand eine alte Bibel gefunden", erzählt die Hofbesitzerin. Zwar ist das Buch schon stark zerfallen, auf größeren Papierstücken lassen sich aber noch Sätze erkennen. Überraschungen wie diese sind nicht selten. Seit Ende Juli restauriert die Familie den Hof. Wenn das Gerüst abgebaut ist, fängt die 56-Jährige mit dem Ausmalen des Torbogens an, auf dem sich geschnitzte Engel befinden.
Mit dem Denkmalamt abgestimmt
Jeder Schritt der Restaurierung muss mit dem Denkmalamt abgestimmt werden. Zwei Mitarbeiter der Zimmerei Heinrichs waren in den vergangenen vier Monaten am Engelhof beschäftigt. Architekt Klaus Becker plante die Sanierung.
„Im unteren Bereich war das Fachwerk nur aufgemalt. Die Firma hat aus dem Sauerland zwölf Jahre alte Eichenbalken geholt, um den Ursprungszustand wieder herzustellen", erzählt Meyer zu Wendischhoff. Gemeinsam mit ihrer Tochter Johanna habe sie die Gefache mit Lehmziegeln neu ausgemauert. Um das Projekt zu einem guten Abschluss zu bringen, hilft die gesamte Familie mit. „Auch Freundinnen sind dabei", freut sich die Bauherrin.
Weil einer der Sprüche am Rahmen nicht mehr lesbar gewesen sei, habe ihre Schwester viel Energie darauf verwendet, etwas über den Inhalt zu erfahren. In einem Aufsatzheft bei der benachbarten Familie Meyer zur Müdehorst sei sie schließlich fündig geworden.
Stammbaum geht bis 1550 zurück

Ausgetauscht worden seien auch sämtliche Holznägel. Früher waren in dem Gebäude Stallungen für Schweine untergebracht, heute wird es für Trecker und landwirtschaftliche Geräte genutzt. Zum Hof gehören 46 Hektar Ackerland und Wald, 30 Hektar sind verpachtet. „Unser Stammbaum geht bis 1550 zurück", erzählt die Mutter dreier Töchter, die den Hof von ihrem Vater geerbt hat.
Aus Büchern und Schriftstücken geht hervor, dass die Hofanlage von „außerordentlicher historischer Bedeutung" ist. Als einer von insgesamt 49 Sattelmeyerhöfen in der Grafschaft Ravensberg geht die Gründung der Sage nach bis in die Zeit von Widukind zurück. Erstmalig erwähnt wurde der Hof zwischen 1150 und 1180. Damals hieß er der „Wendesche Hof". 1796 wird das Hofgebäude neu errichtet, 1805 die seitlich angeordnete Scheune, die auch unter Denkmalschutz steht. Sechs Kotten gehörten zum Anwesen. Das Haupthaus, ein Vierständerbau, hat eine Gesamtlänge von 49 Metern und eine Breite von 16,50 Metern.

Am Torbogen präsentieren sich die Engel rank und schlank. Bekleidet sind sie mit einem Lendenschurz. Dreibeintöpfe bilden die Grundlage des Rankwerks mit Trauben, einem Vogel und Blättern. Die fünf Knaggen sind gleich groß, die mittlere ziert eine Uhr, flankiert von Kopf-Flügel-Engeln, wie sie häufig auf Grabsteinen zu finden sind. Ilse Uffmann, die jedes Jahr einen Kalender mit Texten und Bildern von Ravensberger Engelhöfen herausbringt, hat zur Geschichte recherchiert.
Im Torbogen befinden sich Löwen
Sie hat sich auch die Scheune angesehen. In ihrem Torbogen befinden sich keine Engel, sondern Tiere: „Sie könnten Löwen darstellen, aber auch Fabeltiere, die im Raum Herford auf den Torständern häufiger zu finden sind."
Kathrin Meyer zu Wendischhoff fühlt sich behütet – in ihrem Engelhof: „Wir haben Gottvertrauen." Am liebsten wäre ihr, wenn noch dieses Jahr alles in neuem Glanz erstrahlen könnte. „Die Fassadenfarbe braucht aber mindestens 5 Grad und für die Schrift sind 10 Grad notwendig. Das ginge wahrscheinlich nur, wenn wir hinter einer Plane arbeiten würden." Zumindest ein Engel erstrahlt schon in neuem Glanz.
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