"Bleibt allein zuhause": Dringende Warnung vor Weihnachtsbesuchen

Bielefeld. Weihnachten ist nicht nur das Fest der Familie, sondern auch der vielen Kontakte. Das gilt auch dieses Jahr, mit allen Gefahren, die das in Coronazeiten birgt. Die Pandemie-Regelungen, die von der Politik für die Festtage erlassen wurden, sind weit gefasst. Was für die Menschen ein Grund zur Freude ist - aber auch für das kontaktfreudige Coronavirus, wenn es denn zu einer Gefühlsregung fähig wäre -, treibt den Wohlfahrtsverbänden den Schweiß auf die Stirn. Sie appellieren an alle Bielefelder, ob jung, älter, Single oder Familien, nur im kleinsten Kreis zu feiern und alle anderen Kontakte zu vermeiden. Weihnachtsfest Die über die Weihnachtsfeiertage geltenden Kontaktbeschränkungen bereiten den Wohlfahrtsverbänden große Sorgen. "Wenn Weihnachten im trauten Familienkreis nur fünf bis sechs Menschen zusammenkommen, am ersten Tag dann nur acht und am zweiten Feiertag nur zehn, vorsichtig gerechnet" - dann seien das gleichwohl zusammen sehr, sehr viele. "Bei einem Krankheitsfall müssten alle über eine Quarantäne nachdenken oder in Quarantäne gehen", sagt Ulrich Paus, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Er bittet daher alle Bielefelder, "möglichst allein und zu Hause zu bleiben". Denn nach allem, was bekannt sei, übertrage sich das Virus am stärksten in geschlossenen Räumen, durch ungeschützte, längere, direkte Kontakte - wie es sie klassischerweise an den Weihnachtstagen mit Oma, Opa, Schwiegerfamilie sowie mit Geschwistern und ihren Familien gebe. Alten- und Pflegeheime Bewohner von Alten- und Pflegeheimen dürfen zwei Besuche pro Tag empfangen, jeweils maximal zwei Personen. Trotz aller vorgeschriebenen Hygieneregeln - "das sind in einem Altenheim mit 100 Bewohnern bis zu 400 Besucher pro Tag und 1.200 in drei Tagen", rechnet Björn Neßler, Geschäftsführer des Diakonieverbands Brackwede, vor. Er kritisiert die Politik scharf. "Der Minister kümmert sich überhaupt nicht." Er bittet alle Bielefelder, daran zu denken, dass es auch alle anderen Tage - der 28. oder 29 Dezember oder die Januartage - nur einmal im Jahr gebe; und ihre Besuche entsprechend zu "strecken". Ambulante Pflege "Wir können nicht sagen, wir verschieben unsere Termine auf nächste Woche. Unsere Patienten sind darauf angewiesen, dass wir kommen - jeden Tag", sagt Ulrich Paus. Das gelte auch für die Pflegebedürftigen, die positiv getestet seien. Durch einen Kontaktverzicht über die Feiertage würden nicht nur die Angehörigen, sondern auch die Pflegekräfte geschützt, betont er.!function(){"use strict";window.addEventListener("message",(function(a){if(void 0!==a.data["datawrapper-height"])for(var e in a.data["datawrapper-height"]){var t=document.getElementById("datawrapper-chart-"+e)||document.querySelector("iframe[src*='"+e+"']");t&&(t.style.height=a.data["datawrapper-height"][e]+"px")}}))}();"Unsere Mitarbeiter haben selbst - systemimmanent - viele Kontakte: Sie müssen nicht nur einen Menschen pro Tag pflegen, sondern 10 bis 15", ergänzt Kirsten Hopster, Vorstandsvorsitzende des Arbeiterwohlfahrt-Kreisverbands Bielefeld. "Und wir können ihnen ja nicht raten, pflegt doch einfach mal im Homeoffice." Behördliche Vorschriften Ein Problem seien auch die Pflegevorschriften durch die Behörden, sagt Paus. Jeden Tag sei jeder Patient auf Coronasymptome zu untersuchen und das zu dokumentieren. Gearbeitet werde fast nur noch mit FFP2-Maske. Bei infizierten Personen müsse unter Vollschutz gearbeitet werden. "Das An- und Ausziehen kostet viel Zeit, und die Pflege darin ist auch kein Spaß." Alle Pflegekräfte seien alle drei Tage durch Schnelltestes zu testen. Bei einem Infektionsverdacht müsse der Betroffene für mindestens zehn Tage in Quarantäne. Und falle so lange ersatzlos aus. Impfung Auch die jetzt anlaufenden Impfungen tragen zur Belastung der Pflegekräfte bei. Paus: "Unsere Mitarbeiter sehen sich natürlich besonders aufgefordert, sich zu melden." Gleichzeitig aber müsse die eigentliche Arbeit geleistet werden. Bei ambulant gepflegten Patienten, bei denen die Pfleger mitunter die einzigen sind, die einen Schlüssel zur Wohnung hätten, müssten diese dann auch die ganze Zeit dabeibleiben und am Ende wieder abschließen. Darüber hinaus könnten Patienten mit bestimmten körperlichen oder psychischen Behinderungen nicht allein ins Impfzentrum. Kitas Für Kindergärten und Kindertagesstätten gelte ein Ge-, aber kein Verbot, erklärt Matthias Rotter, Kreisgruppengeschäftsführer der Bielefelder Paritätischen. "Die Belegung beträgt bei uns derzeit durchschnittlich 40 Prozent, das geht von null bis 90 Prozent. Da kann man nicht mehr von einer Notbetreuung sprechen." Die Verantwortung werde von den Politikern voll auf die Träger abgeschoben. "Sie haben es sich sehr leicht gemacht mit einem Gebot." Er appelliert an die Eltern sich zu überlegen, ob sie ihre Kinder nicht doch zu Hause behalten könnten. Erschwerend komme hinzu: Zwar sei es den Mitarbeitern erlaubt, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Doch gerade im U-3-Bereich würden viele zugunsten einer guten Beziehung zu den Kindern darauf verzichten. Gemeinsames Ziel Um all das zu schaffen, müsse der Kranken- und Quarantänestand der Mitarbeiter möglichst niedrig gehalten werden, unterstreicht Paus. In dieser zweiten Pandemiewelle sei er bereits spürbar gestiegen. "Ja, wir können das alles noch schaffen", bekräftigt Paus gleichwohl, "aber unsere Mitarbeiter gehen derzeit bereits über ihre Grenzen hinaus. Und das wird langfristige Folgen haben."

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