Bielefelder Ärztezentrum krachend gescheitert

Bielefeld. &bdquo;In Theesen gibt es eine Lücke", sagt Rainer Wienkamp. Seit Jahren versucht der Allgemeinmediziner im Bielefelder Norden ein medizinisches Versorgungszentrum aufzubauen. Eine Immobilie an der Jöllenbecker Straße war schon gefunden, auch Investoren gab es. Dann scheiterte das Vorhaben. &bdquo;Die Stadt will keine Bürgschaft übernehmen. Deshalb klappt es nicht", bedauert Wienkamp. Sozialdezernent Ingo Nürnberger spricht von einem &bdquo;außergewöhnlich komplizierten" Fall, bei dem es nicht nur um die Bürgschaft geht. Ärzte wollen als Angestellte arbeiten Hausarzt Hellmut Anger ist im Juni 2012 in den Ruhestand getreten. Er hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um einen Nachfolger zu finden. Vergeblich. Seitdem gibt es keinen Hausarzt in einem Stadtteil, der durch das große Neubaugebiet an der Neulandstraße um viele Familien mit Kindern wächst. Rainer Wienkamp gehört zur Initiative Bielefelder Hausärzte (IBH). Diese setzt sich seit Jahren dafür ein, dass Praxen von Netzwerken übernommen werden, um die Versorgungslücken zu schließen. &bdquo;Junge Ärzte wollen heutzutage als Angestellte arbeiten und kein wirtschaftliches Risiko mehr eingehen", sagt der Hausarzt, der seine Praxis an der Werther Straße führt. Bevor er die Planung für ein medizinisches Versorgungszentrum in Theesen übernommen habe, habe er weitere Standorte, wie zum Beispiel in Schröttinghausen oder am Siegfriedplatz, geprüft. Schließlich seien Verhandlungen mit dem Besitzer einer Immobilie an der Jöllenbecker Straße aufgenommen worden. &bdquo;Es gab einen positiven Bauvorentscheid. Im Bauamt wurden die Pläne begrüßt", sagt der Mediziner. Finanzielles Risiko zu groß Um nicht von einem Investor abhängig zu sein, der den Gewinn abschöpfe, sollte die Stadt mit ins Boot geholt werden. Hans-Ulrich Weller von der Initiative Bielefelder Hausärzte (IBH), der auch Wienkamp angehört, spricht von einer &bdquo;hoch komplizierten" Gemengelage. Der Allgemeinmediziner führt das Scheitern nicht in erster Linie auf die fehlende Bürgschaft zurück. Auch liege es nicht an der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), die regelmäßig Bedarfsplanungen für eine Hausärztliche Versorgung erstellt. Pressesprecherin Vanessa Pudlo bestätigt: &bdquo;Wir begrüßen das Vorhaben. Es gibt zurzeit 18 weitere Niederlassungsmöglichkeiten für Hausärzte im Mittelbereich." Dazu gehören neben der Stadt Bielefeld auch angrenzende Gemeinden wie Oerlinghausen, Leopoldshöhe oder Steinhagen. Ärztliche Versorgung sicherstellen &bdquo;Die Finanzierungssituation für Hausärzte war zu unsicher. Deshalb hat es nicht geklappt", glaubt der Mediziner. Niemand habe sich verschulden wollen. Weller ist jedoch davon überzeugt, dass es bald Fördermöglichkeiten in Theesen geben könnte, &bdquo;wenn die 400 Wohnungen bezogen sind." Das Baugebiet an der Neulandstraße wächst – und damit der Bedarf an Hausärzten. &bdquo;Wer sich dort niederlässt, kann locker davon leben", glaubt der Hausarzt. &bdquo;Wir müssen die ärztliche Versorgung in Bielefeld sicherstellen", betont Ingo Nürnberger. Im vorliegenden Fall gebe es &bdquo;außergewöhnlich viele Akteure. Die Prüfung der Bürgschaft habe sich &bdquo;lange hingezogen". Am Ende habe die Bezirksregierung in Detmold die zuständige Behörde der Landesregierung in Düsseldorf eingeschaltet, weil rechtlich nicht klar war, ob die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung eine kommunale Aufgabe ist. &bdquo;Es gab Überlegungen dazu, dass die Stadt als Generalmieter auftritt und die Immobilie an die Gesellschafter weitervermietet", erläutert der Sozialdezernent. Es habe sich jedoch herausgestellt, dass dies auch keine Option sei. &bdquo;Das Modell funktioniert nur bei ureigenen Bedarfen von Städten wie es beispielsweise Schulen sind", sagt Nürnberger. Die Idee für ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) oder eine Gemeinschaftspraxis solle jedoch weiter verfolgt werden: &bdquo;Der Standort rund um Theesen ist hoch attraktiv. Auch sollte man jungen Ärzten die Chance geben, ohne finanzielles Risiko Haus- oder Facharzt sein zu können."

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