Corona-Impfzentrum im Überblick: Das erwartet die Bielefelder

Bielefeld. Theodor Windhorst war bis November 2019 Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Längst hat der Bielefelder Chirurg aber wieder neue Aufgaben übernommen. So plant er die neue Krankenhauslandschaft und die künftige Notfall- und Impfmedizin im Land NRW. &bdquo;Ich bin noch voll im Geschäft", sagt der 70-Jährige. Trotzdem hat er eine weitere Aufgabe übernommen: die des medizinischen Leiters des Corona-Impfzentrums in Bielefeld, das in den nächsten Wochen neben der Stadthalle entsteht. Im Gespräch mit der NW erklärt er seine Ziele. Viele Fachleute Was wird die Bielefelder in diesem Impfzentrum erwarten? &bdquo;Es werden sich viele Fachleute um die Abläufe kümmern. Wir benötigen Ärzte, Apotheken-Fachkräfte, Medizinische Fachangestellte, Helfer bei der Registrierung." Und dann brauche es auch Wartezimmer, Schleusen und Pufferkapazitäten, Schutzanzüge und Masken. All diese Logistik soll in den nächsten Tagen vorbereitet und das Personal eingespielt werden. Testläufe In Testläufen (&bdquo;noch ohne Piksen") sollen die geplanten Abläufe Mitte Dezember dann auf die Alltagstauglichkeit hin geprüft werden: &bdquo;Ich möchte nichts dem Zufall überlassen. Da wird eine ganze Menge an Personal nötig sein." Wie viel, sei erst nach den Tests sicher zu beziffern, sagt Windhorst. &bdquo;Ich stehe mit meinem Namen für hoch qualifizierte und gute Medizin. Die Menschen sollen merken, dass hier keine Behelfsgruppe tätig ist. Ich denke, dass die Bielefelder durch meinen Namen auch Vertrauen gewinnen. Wir werden hier keine Impfroboter installieren." Woher kommen die Ärzte? Das sei Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) in Dortmund, so Windhorst. &bdquo;Sie muss zusehen, dass genug Ärzte da sind." Das Ziel sei, in der Ausstellungshalle der Stadthalle 2.000 Impfdosen pro Tag zu verabreichen. In zwei Sechs-Stunden-Schichten sollen parallel neun Ärzte arbeiten, so lautet das Ziel für die Hochphase. Vorherige Beratung Windhorst hat allerdings auch den Anspruch, die Bürger zu beraten: &bdquo;Es wird Menschen geben, die einfach nur die Spritze haben wollen. Es wird aber auch Fragen geben. Für die möchte ich Antworten und Beratung ermöglichen." Sollte sich derjenige danach gegen die Impfung entscheiden, so geht er wieder nach Hause. Deshalb sei auch die Zahl 2.000 nur ein Ziel, kein Muss. Schwierige Rekrutierung Die KVWL hat zur Registrierung potenzieller Helfer in den Impfzentren (Ärzte, medizinisches Fachpersonal, Juristen, Sachbearbeiter) eigens eine Registrierungsseite eingerichtet. Doch noch seien nicht genug Bewerber vorhanden, weiß Windhorst: &bdquo;Wir benötigen auch künftig für Pandemien eine vorhandene ärztliche Bereitschaft." Die Bewerber seien in der Regel niedergelassene Ärzte, ihre fachliche Kompetenz werde geprüft, ihre Arbeit vergütet. &bdquo;Sollte die Zahl der Ärzte hier nicht reichen, müssen wir auf das Freiwilligenregister des Landes NRW zurückgreifen", sagt der 70-jährige Chirurg. Hier haben sich bereits mehr als 1.000 Ärzte registriert, um im Kampf gegen die Corona-Pandemie mitzuhelfen. Neun Impfstraßen Wie viele Ärzte, Apotheker und Medizinische Fachangestellte für den Betrieb des Bielefelder Zentrums genau nötig sein werden, sei noch unklar, sagt Windhorst. &bdquo;Ich habe am Mittwoch das erste Mal das geplante Ablaufschema der Feuerwehr gesehen und habe noch einige Fragen dazu." Laut Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger plane man aktuell mit neun Impfstraßen in der Ausstellungshalle. An jeder dieser &bdquo;Straßen" werde ein Arzt bereitstehen. Und das zweimal sechs Stunden pro Tag. &bdquo;Wenn man davon ausgeht, dass jeder Arzt in einer Stunde 20 Impfungen durchführt, dann sind bis zu 2.160 Impfdosen pro Tag möglich. Nutzungsdauer Wie lange das Impfzentrum in der Ausstellungshalle neben der Bielefelder Stadthalle tatsächlich gebraucht wird, hängt übrigens vom Fortschritt der Wissenschaft ab. Bielefelds Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger erklärt, dass es zu einem Strategiewechsel kommen wird, sobald der Impfstoff nicht mehr bei minus 70 Grad Celsius aufbewahrt werden muss. Das sei von der Hausärzteschaft nicht zu leisten. Zumal die Impfdosen am Anfang noch angerührt werden müssen und nicht so lange haltbar seien. Windhorst wird deshalb immer einen Apotheker zur Seite haben, der die Impf-Chargen und Vorräte überprüft und ihren Einsatz plant. Junge Leute werden vielleicht gar nicht kommen Sollten später haltbarere Impfstoffe entwickelt sein, die nicht mehr so kompliziert gekühlt werden müssen, könne es auch sein, dass die jüngeren Bürger alle bei ihrem Hausarzt geimpft werden, vermutet Nürnberger. Doch niemand weiß, wann das sein wird. Theodor Windhorst will bis dahin für Bielefeld vollen Einsatz leisten – zusammen mit einem großen Team aus Ärzten, Fachpersonal, Krisenstab, städtischen und freiwilligen Helfern. &bdquo;&bdquo;Als ehemaliger Präsident aller Ärzte will ich, dass wir uns alle zusammenraufen, um diese Aufgabe zu bewältigen", sagt der 70-Jährige. Denn die Aufgabe ist keine kleine. Impf-Ziel Für den Erfolg der Impfstrategie sei es wichtig, dass am Ende mindestens 60 Prozent der Menschen dafür sind, sagt Windhorst. &bdquo;Deshalb brauchen wir eine allgemeine positive Stimmung in der Sache", betont er. Wann geht es genau los? Logistik und Personal sollen nach den Testläufen vor Weihnachten bereitstehen. &bdquo;Mit den ersten Impfdosen ist realistisch gesehen Anfang 2021 zu rechnen", so Nürnberger. &bdquo;Kommen sie früher, wollen wir darauf vorbereitet sein." Anfangs Hausbesuche Die allerersten Impfungen werden aber voraussichtlich eher per &bdquo;Hausbesuch" durch mobile Teams in den Krankenhäusern sowie den Pflege- und Behinderteneinrichtungen verabreicht. &bdquo;Wir werden das Impfzentrum nicht von Anfang voll benötigen. Erst in der zweiten Frühphase werden die ersten Bürger dorthin kommen." Dazu gehören laut Nürnberger Vorerkrankte wie Diabetiker, Herzpatienten, oder Asthmatiker. &bdquo;Aber wenn es dann um die hohe Altersgruppe geht, werden es schon sehr viele werden." Nur mit Termin! Eines ist jetzt schon klar: Niemand darf einfach so im Impfzentrum vorbeischauen. Welche Gruppen zu welchem Zeitpunkt geimpft werden, legt das Land fest. Der Hausarzt muss dann die Zugehörigkeit zu dieser Impfgruppe bescheinigen. Erst dann geht es zur telefonischen oder Online-Anmeldung. &bdquo;Nur wer einen konkreten Termin hat, darf erscheinen", sagt Nürnberger. Dadurch sollen lange Schlangen, aber auch ein Verkehrschaos rund um den Hauptbahnhof vermieden werden.

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