Wo gibt es eigentlich noch Toiletten in der City?

Bielefeld. Corona bringt einige City-Besucher in Not. Gaststätten und Cafés sind geschlossen, öffentliche Toiletten fehlen. Da ist mancher verzweifelt. Ein Ausweg: Die Anfrage bei Bäckern, Händlern oder Gastronomen, die noch außer Haus verkaufen. Doch für die wird das zunehmend zum Problem. &bdquo;Wie sollen wir das machen?" fragt Dominik Heuer vom Café Knigge, das im Erdgeschoss Konditorei- und Backwaren anbietet: &bdquo;Die Toiletten sind oben, ich kann die Leute doch nicht einfach dort im Café rumlaufen lassen oder dafür extra Personal abstellen." Außerdem müsste er dafür auch strenge Hygieneauflagen erfüllen. Eine Zumutung Für manche Café- und Gaststätten-Betreiber ist das Thema Nicht-Gäste auf ihren Toiletten auch in Nicht-Corona-Zeiten schon ein Problem. Heuer schätzt die Sachschäden in Filialen auf bis zu 30.000 Euro im Jahr: &bdquo;Da werden Tapeten oder Toilettendeckel abgerissen, Durchlauferhitzer kaputt geschlagen oder automatische Wasserhähne demoliert." Und für die Reinigungskräfte sei es teils eine Zumutung. Was sich sonst auf mehr Gastrobetriebe verteilt, trifft jetzt nur wenige, die außer Haus verkaufen. Auch der Handelsverband hat sich mit einer Anfrage ans Ordnungsamt gewandt, ob die Betriebe überhaupt ihre Toiletten für Kunden öffnen dürften. Christiane Krumbholz vom Ordnungsamt sagt: &bdquo;Das ist statthaft, wenn die Hygienevorschriften eingehalten werden." Das heiße: Abstand, Mund- und Nasenschutz, Desinfektion und häufigere Reinigung. Wie oft? Krumbholz: &bdquo;Genaue Regeln gibt es nicht. Es sollte aber infektionsschutzgerecht sein und sicher öfter als einmal am Tag." Keine Registrierung Eine schriftliche Registrierung, die zuletzt alle Gäste in der Gastronomie ausfüllen mussten, sei aber bei kurzer Toiletten-Nutzung nicht erforderlich. Krumbholz: &bdquo;Das wäre erst bei längeren Aufenthalten von über einer viertel Stunde nötig." Die Sorgen von Gastronomen und Händlern sieht auch Jörg Beyer vom Handelsverband. Größere Geschäfte oder Warenhäuser haben wie das Einkaufszentrum Loom ihre Kundentoiletten, die unter Hygieneregeln und teils bewirtschaftet geöffnet sind. Doch löse das das Problem in der Fußgängerzone nicht. Heuer sieht deshalb auch die Stadt in der Verantwortung: &bdquo;Sie macht sich das zu einfach und kann sich doch nicht nur auf uns verlassen." In drei Stunden habe er allein 20 Anfragen gehabt. Deshalb hält er öffentliche Toiletten für erforderlich, und das kurzfristig, etwa mit mobilen Anlagen wie sonst bei Leineweber- oder Weihnachtsmarkt. Lieber Reklame Nachteilig bemerkbar macht sich jetzt auch, dass der Versuch der Stadt, hochwertige City-Toiletten in der Altstadt zu etablieren, gescheitert ist. Zwei wurden mit dem Werbeunternehmen Stroer aufgestellt, mit modernster Technik und beleuchteten Reklameflächen. Doch beide wurden wenig angenommen, waren oft defekt und sind seit Jahren geschlossen. City-Klos gescheitert Die auf dem Jahnplatz ist wegen des Umbaus schon entfernt, die auf dem Klosterplatz steht noch. Bernd Hellermann vom Amt für Verkehr sagt, es sei mit Stroer besprochen, dass auch dort das City-WC abgebaut wird. Doch von Stroer heißt es, dazu gebe es derzeit keine Pläne, so eine Sprecherin. Als Litfaßsäule dient es weiter. Öffentliche Toiletten gibt es derzeit eigentlich nur am Kesselbrink: Die im Würfel ist sogar täglich geöffnet, im Winter von 11 bis 19 Uhr, samstags wegen des Wochenmarktes schon ab 7 Uhr, erklärt Jürgen Bültmann vom Immobilienservicebetrieb der Stadt. Im Sommer sei zusätzlich die Anlage in der Tiefgarage auf gewesen. Die Praxis habe sich bewährt, allerdings sei der Aufwand von Reinigung und Reparatur hoch. Und zur Einkaufszone ist es recht weit. Mit spitzen Fingern Öffentlich zugänglich sind zudem die Toiletten an der Bürgerberatung im Rathaus am Niederwall. Private Anlagen wie an der Tiefgarage des Wellehauses sind nur mit einem Parkticket zu nutzen. Eine kurzfristige Lösung ist nicht in Sicht, zumal bei neuen Anlagen schnell sechsstellige Beträge im Raum stehen könnten. Hellermann: &bdquo;Da gehen alle mit spitzen Fingern dran." Bleibt, wenn denn Corona vorbei sein sollte, die &bdquo;nette Toilette": Bei der Aktion verpflichten sich gut ein Dutzend Gastronomen, ihre Toiletten auch für Nicht-Gäste anzubieten, mit Hinweisschild.

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