Guck mal wer da gackert: Bielefelder entdecken Liebe zur Hühnerhaltung

Bielefeld. Familie Schlingheide hat sich entschieden: Nach ihren Erfahrungen als &bdquo;Hühnersitter" bei Freunden, die im Urlaub waren, wollen sie es mit eigenem Federvieh probieren. Auch wenn der Nachwuchs – 8, 11, 14 und 18 Jahre alt – eher skeptisch reagiert. Von &bdquo;Ihr spinnt wohl" bis zur Vorfreude auf eigene Eier reichen die Reaktionen, erzählt Silke Schlingheide. Mit ihrem Entschluss liegt die Gadderbaumer Familie (&bdquo;Wir kommen mitten aus Bethel") gleichwohl voll im Trend: Hühner sind in, durch die Coronapandemie erst recht. Und das eigene Ei sowieso. Das erste Ei nach vier Stunden Einig ist sich die Familie darin, dass der Familienzuwachs keine Streichel- sondern Nutztiere sein soll. &bdquo;Wir haben ja auch schon zwei Hunde", sagt Silke Schlingheide, die aufgrund von Magenproblemen lange Jahre keine Eier gegessen hat – bis sie dann von Bekannten welche bekam. &bdquo;Damit habe ich keine Beschwerden." Durch die positiven Homesitting-Erfahrungen – Körner streuen, Wasser geben, Eier einsammeln und freuen – keimte die Idee, selbst Hühner anzuschaffen. Für die ist im Garten inzwischen schon einiges vorbereitet: Es gibt eine Auslauffläche von 20 Quadratmetern sowie einen Stall auf Stelzen, der vier Quadratmeter groß ist. Eine Henne, &bdquo;von Bekannten übernommen", lebt schon dort. Ralf Schlingheide: &bdquo;Sie war vier Stunden da und hat schon ein grünes Ei gelegt." Nun soll sie weitere fedrige Mitbewohner bekommen – und das ist gut so: Denn Hühner sind Gruppentiere. Besuch beim Geflügelzuchtverein An diesem Abend will sich das Ehepaar beim Geflügelzucht- und Gartenbauverein Ummeln weitere Infos holen. Welche Hühnerrassen gibt es? Welche eignen sich fürs Leben in der Stadt? Was muss alles beachtet werden? Und natürlich: Wie lassen sich die vorhandene und die neuen Federtiere am besten vereinen? Beim 1. Vorsitzenden Dirk Plaßmann haben sich weitere Vereinsmitglieder eingefunden. Jedes hat eigene Erfahrungen, eigene Vorlieben und eigene Tipps. "Staubsauger unter den Hühnerrassen" Wie André Nestroy, der in Friedrichsdorf wohnt und der drei seiner Japanischen Wachteln mitgebracht hat. Die seien klein, pflegeleicht und relativ ruhig, zumindest wenn es nur Hennen sind – wichtig wegen der Nachbarn. Die Tierchen legen fleißig Eier, hübsch schwarz-gesprenkelt, ebenso niedlich wie die Hühnchen selbst. Sie werden schnell zahm, und sie haben einen weiteren Vorteil für diejenigen, die mehrere Vogelarten in einer Voliere halten. &bdquo;Sie sind die Staubsauger unter den Hühnerrassen, sie picken alles auf, was unten liegt", erzählt Nestroy, der immer wieder bei Ausstellungen oder von Bekannten angesprochen wird, ob er nicht Tiere abgeben würde. &bdquo;Nächstes Jahr wieder. Die Küken kommen im Frühling." Mehr Nachfragen durch Corona Vereinsvorsitzender Plaßmann, der seit der Coronazeit &bdquo;sehr viel mehr Nachfragen" registriert, hat bei der Wahl eines eigenen Nutztieres eine klare Meinung. &bdquo;Schwein ist schwierig, Huhn ist leicht", sagt er. Gleichwohl ist einiges zu bedenken – jedes Tier braucht Platz, Futter, Pflege; der Stall – mit Sitzstange, Kotplatte und Nest ausgestattet - muss regelmäßig gereinigt werden. Das schützt auch vor Ungeziefer. Und: Eine Anmeldung bei der Tierseuchenkasse – &bdquo;das ist wie eine Versicherung" – ist unverzichtbar. Vorgeschrieben ist darüber hinaus auch für Hobbyhalter die New-Castle-Impfung, die gegen die sogenannte atypische Geflügelpest schützt. Plaßmann empfiehlt zudem eine Mitgliedschaft im Verein, &bdquo;da ist dann auch das Impfen umsonst". Und der Jahresbeitrag gering. Legemehl, Möhren und grünen Salat Gefüttert werden sollte Legemehl, das unter anderem Mais,Soja, Fischmehl, Weizenkleie, Vitamin- und Mineralienzusätze enthält. Und die Hühner mit allem versorgt, was sie brauchen. Plaßmann: &bdquo;Das gibt es bei Genossenschaften und Raiffeisenmärkten." Außerdem kann vieles mehr in den Napf: Getreide, Brot oder ein bisschen Obst, Möhren oder grüner Salat. Allerdings: &bdquo;Man sollte aufpassen, dass Hühner nicht zu fett werden." Das ist schlecht fürs Tier und auch für den Halter: &bdquo;Die Hühner hören dann auf zu legen." Und die Rasse? Hier hat der künftige Hobbyhalter die Qual der Wahl. Viele Rassen gibt es in unterschiedlichen Größen und Farbschlägen. Aber grundsätzlich, so Plaßmann, sollten Familienhühner eher ruhig sein. Schön fürs Auge seien Seidenhühner, hübsch auch Wyandotten oder Deutsche Zwerg-Reichshühner.Gerade für den Hobbyhalter seien auch Zwerg-Welsumer gut geeignet. Von einem Pärchen rät der Vereinsvorsitzende allerdings entschieden ab: &bdquo;Da hat die Henne nur Stress. Je mehr Hennen, desto besser." Hobby-Test mit einem Miethuhn Wer das Leben mit Federvieh zunächst mal testen will, könnte sich ein &bdquo;Miethuhn" zulegen – auch das gibt es, und es hat den Vorteil, dass es nach einiger Zeit problemlos wieder abreist. Und dann stellt sich auch nicht irgendwann die Frage &bdquo;Suppe oder Gnadenbrot". Die hat Familie Schlingheide übrigens schon für sich entschieden. Silke Schlingheide: &bdquo;Wenn ich Fleisch esse, dann gehört ein Huhn auch in den Topf."

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