Stadt in Alarmbereitschaft: 27 private Feiern am Wochenende in Bielefeld angemeldet

Bielefeld. Selbst der Krisenstab zeigte sich überrascht – und erleichtert. In Bielefeld drohen vorerst keine schärferen Corona-Regeln. Die kritische Frühwarngrenze von 35 wir vorerst nicht geknackt. Dennoch seien die Zahlen aktuell &bdquo;viel zu hoch". Auch das Wochenende bereitet dem Krisenstab Sorgen: Bis Freitag wurden bereits 27 private Feiern mit teilweise mehr als 100 Teilnehmern in öffentlichen Gebäuden angemeldet – vor allem Hochzeiten. DIE ZAHLENNoch am Freitagmorgen hatte der Krisenstab erwartet, schärfere Corona-Auflagen verhängen zu müssen. Der sogenannte Inzidenzwert hatte sich innerhalb von einer Woche nahezu vervierfacht – auf 33,9. Waren am vergangenen Freitag noch 43 Bielefelder infiziert, so sind es mittlerweile 119. Der Grenzwert von 35 aber wurde letztlich nicht erreicht, da die Anzahl der Neuinfektionen geringer ausfiel, als erwartet. Die Stadt geht davon aus, dass der Wert auch in den kommenden Tagen nicht geknackt werden wird. Am Samstag erwartet sie einen Inzidenzwert von 30,9. DIE MASSENTESTSEin Grund zur Entwarnung: Inzwischen liegen alle Ergebnisse der Massentests vor, die das Gesundheitsamt Anfang der Woche im Testzentrum an der Feldstraße durchgeführt hat. Ergebnis: Nur 6 von 600 Tests sind positiv. Die Betroffenen wurden benachrichtigt. Familien, die bislang keinen Anruf vom Amt erhalten haben, könnten davon ausgehen, dass ihr Testergebnis negativ ist, sagt Barbara Busch-Viet aus der Corona-Abteilung. In Quarantäne müssen sie aufgrund der Inkubationszeit dennoch bleiben. Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger dankte vor allem den Mitarbeitern der Hilfsdienste für ihre zuverlässige Arbeit. Kritik an der langen Wartezeit auf die Testergebnisse wies er zurück. DIE FAMILIENFEIERErstmals gab es am Freitag keine weiteren Ansteckungen nach der Feier vom 15. September. 74 Menschen haben sich dadurch angesteckt. Rund 1.000 Schüler und Lehrer müssen deshalb zwei Wochen lang zuhause bleiben. Dass es über die Feier hinaus in der Stadt 16 Neuinfektionen gibt, mache deutlich, dass die Bielefelder weiter vorsichtig sein müssen, so Nürnberger. &bdquo;Der Herbst fängt erst an." DIE SCHULENDurch die Feier wurde das Virus in zwölf Schulen getragen. In der Martin-Niemöller-Gesamtschule und der Diesterwegschule hat es sich weiter verbreitet – dort wurden insgesamt sechs weitere Fälle gemeldet. Die entsprechenden Klassen müssen die Quarantäne um zwei Tage verlängern. Von den rund 1.000 Personen in Quarantäne sind somit insgesamt etwas mehr als 20 infiziert. Ernsthaft erkrankt sei niemand; einige hätten leichte Symptome wie Halskratzen und Husten, so Busch-Viet. Die Stadt empfehle den Schulen &bdquo;dringend", nicht auf die Maskenpflicht im Unterricht zu verzichten. Ebenso in den Lehrerzimmern. Eine Verpflichtung sei das aber nicht. KONTROLLEN AM WOCHENENDEBislang wurden für das Wochenende 20 Feiern mit mehr als 50 Teilnehmern angemeldet sowie sieben mit mehr als 100 Gästen. &bdquo;Das macht mir durchaus Sorgen", so Nürnberger. Die vergangene Woche habe gezeigt, dass das Infektionsgeschehen bei privaten Feiern größer sei als in Schulen. Das Ordnungsamt wird kontrollieren, ob nicht mehr als 150 Gäste da sind, ob sie auf die Corona- und Hygieneregeln achten und ob es Kontaktlisten Namen gibt. Zudem müssen diese Feiern einen &bdquo;außergewöhnlichen Anlass" haben – wie eine Hochzeit. Nürnberger: &bdquo;Bei einem 43. Geburtstag würden wir genauer hinschauen." Privatfeiern zuhause werde die Stadt nicht kontrollieren. Das sehe die Corona-Verordnung nicht vor. Für die Kontrolle am Wochenende stocke die Stadt das Personal auf. DAS HÄTTE GEDROHTNürnberger hatte sich zuletzt mit Experten des Landes beraten, welche Corona-Verschärfungen die Stadt treffen könne. Sobald Bielefeld die 35er-Grenze knacken sollte, müssten Privatfeiern in öffentlichen Räumen unverzüglich auf 50 Teilnehmer beschränkt werden. Konkret: Veranstalter von Hochzeiten müssten dann gegebenenfalls zahlreiche Gäste kurzfristig ausladen. Einen Ermessensspielraum würde es dann nicht geben. Per Allgemeinverordnung könnte die Stadt weitere Maßnahmen verhängen, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Sie könnte beispielsweise eine Maskenpflicht in den Schulen nicht bloß empfehlen, sondern verordnen – oder ein Alkoholverbot in der Öffentlichkeit aussprechen. Ein regionaler Lockdown – so wie im Sommer im Kreis Gütersloh – droht erst, wenn die Stadt den Grenzwert von 50 überschreitet. Davon ist Bielefeld aber weit weg.

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