
Bielefeld. Alle fünf Jahre, also noch seltener als die Austragung Olympischer Spiele, lud die dienstälteste Punkband Bielefelds zu ihrem berüchtigten Hackerfest ein. Das olympische Motto des Abends: schneller, lauter, wilder – und voller. „Wir sind ausverkauft“, freut sich Sänger und Stehschlagzeuger von ZZZ Hacker, Charles Schwede, noch vor Beginn des opulenten Festes im Forum.
Die letzten 20 Abendkassen-Tickets waren ganz schnell weg. Er fährt fort: „Bei 400 Leuten ist Schluss, denn den kleinen Saal brauchen wir als Backstage-Bereich. Die sonst übliche Empore wäre dafür zu klein.“
Kein Wunder, haben sich die vier Funpunker – neben Charles sind noch Gitarrist T-Kiela und die beiden Bandgründer und Brüder Kussi (Gitarre) und Coach Weber (Bass) an Bord – satte Verstärkung für die Feierlichkeiten zum 45. Bandgeburtstag besorgt.
„Randale“ gönnt sich ein Ü18-Programm
Bühne frei für „Supervan“ und „Foxglove“, „Motörhell“, die dem Vernehmen nach erst nachts um zwei aufgetreten sind. „Dickcheese“ standen als positive musikalische Überraschung des Abends ebenfalls auf der Bühne (trotz des Namens), sowie die Möhrenheads von „Randale“: Die Kreativen der Kinderkapelle freuten sich darauf, endlich mal ein gepflegtes Ü18-Programm spielen zu können. Was sie dann auch taten.
Doch was wäre die ganze Show ohne die Anmut und Grazie des bandeigenen Hackerballetts? Im brutalen Musik-Business ein absolutes Novum - made in Bielefeld. So wie die dazugehörigen „Mörderbluemen“: Das florale Gogo-Geschwader erblüht zur Freude der Besucher im Fünf-Jahres-Rhythmus des Hacker-Reigens. „Wir sind gespannt, was uns da erwartet. Sehen wir uns?“, fragten die Hacker im Vorfeld auf ihrer Homepage. Sehen wir uns?
Familienfest für die Musik-Szene
Die vierhundert Gäste scheinen sich alle irgendwie zu kennen, da wird geherzt und gebusselt vor dem Eingang des Forums, getratscht und gelacht – eine Art Familienfest der Bielefelder Subkultur. Altpunks der ersten Stunde aus dem AJZ, jahrzehntelange musikalische Wegbegleiter und andere Silberrücken, graue Bärte und blanke Schädel.
Dazu Dauerkarteninhaber vom Block 3, Plattendealer, Kneipenwirte, Konzertveranstalter, die „Siggi-Community“war fast vollzählig angerauscht, und auch ein paar Hardcore-Hackerfans. Markus, „Chief“ des Männerchors „Shantallica“, trug ein „25 Jahre Hacker“-T-Shirt und es passt ihm immer noch nach zwanzig Jahren – es spannt nicht einmal am Bauch – Respekt! „Das Shirt liegt schon lange ganz oben auf meinem Stapel“, verrät Markus.
Die Hacker haben den Kniff raus
Auch unter den Musikern geht es familiär und freundschaftlich zu. Da wird angepackt und geholfen, nicht nur beim Getränkenachschub. Markus hilft beim Bühnenumbau, wenn die Bands wechseln, und Charles Hacker kommt im giftgrünen Anzug kurz hinter dem Vorhang hervor und kneift Marc, Gitarrist von Randale, mal kurz in den Allerwertesten – alter Schwede!
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Ihr zehnjähriges Bühnenjubiläum feierten die Hacker noch im JZ Jöllenbeck. Ihr 25. im JZ Kamp, wo sie übrigens Anfang der 1980er die Ärzte aus Berlin kennenlernten und seitdem im losen Kontakt mit Bela, Rod und Farin stehen, 30 Jahre Hacker hieß es dann erstmals im Forum. Zu diesem denkwürdigen Anlass fragte die NW seinerzeit: „Was machen die Hacker 2020?“ Die Antwort vom Coach kam einer Offenbarung gleich: „Uns gibt’s dann noch. Ein altes Gesetz sagt, dass wir uns nie auflösen“. Amen.
Und wie es sie gab! Allerdings erst 2022: Damals kam Corona dazwischen und die Party verschob sich erst um ein Jahr, schließlich sogar noch um ein zweites – und dann gab es keine Gnade.
Goldenes Bandjubiläum 2030
Mit mächtig Karacho meldeten sich das Dino-Quartett aus der Quarantäne zurück und präsentierte sich auch jetzt wieder in brachialer Bestform – Gütesiegel für 45 Jahre ehrliches Handwerk. Das lässt hoffen auf das Hackerfest im Jahr 2030 zum 50. Bandjubiläum: dann endlich frisch gewindelt in Gold, getreu dem Namen der eigenen Proben-Kneipe: „Zur goldenen Windel“.
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