Morgen stehen Busse und Bahnen still

Bielefeld. Im bundesweiten Tarifkonflikt um die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am morgigen Dienstag, 29. September, zu einem bundesweiten Warnstreik auf, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Aufgerufen sind auch die Fahrer von Bussen und Stadtbahnen bei MoBiel. Mit Beginn der Frühschicht bis nachts um 24 Uhr steht der Öffentliche Nahverkehr in Bielefeld (fast ganz) still. "MoBiel ist komplett dicht" "MoBiel ist Dienstag im Fahrdienstbereich komplett dicht", unterstreicht der stellvertretende Bezirksgeschäftsführer vom Verdi-Bezirk Ostwestfalen-Lippe, Hermann Janßen, auf Anfrage. Die Versorgung relevanter Bereiche für den Erhalt der Funktionsfähigkeit, etwa der Störungsdienst, bleibe vom Streik aber unbetroffen. Um acht Uhr werde es vor den Toren des MoBiel-Betriebshofs eine Kundgebung geben. Wegen der Coronakrise werde die Versammlung nur klein - 30 bis 40 Streikende - sein. Vor dem Betriebshof sei wenig Platz, und es werde streng auf die Einhaltung der Pandemie-Regelungen geachtet. Etwa auf Mund-Nasen-Schutz und einen Abstand von 1,5 Metern. Die anderen Mitarbeiter kämen nach und nach, um sich in die Streiklisten einzutragen. Sie blieben aber nicht lange, damit es nicht so voll werde. Ziel des Streiks im Verkehrsbereich, so Janßen weiter, sei unter anderem die Zusammenführung der bundesweit mittlerweile 16 unterschiedlichen Tarifverträge für den Nahverkehr, aber auch eine Entgelt-Erhöhung. Massive Beeinträchtigungen im öffentlichen Nahverkehr In Bielefeld seien rund 600 MoBiel-Beschäftigte zum Streik aufgerufen, bestätigen die Bielefelder Verkehrsbetriebe: "Es kommt zu massiven Beeinträchtigungen im Bus- und Straßenbahnverkehr." MoBiel geht derzeit davon aus, dass von Betriebsbeginn bis Betriebsende keine Stadtbahnen, nur wenige Busse und kein Rufbus Anton fahren werden. Die von MoBiel beauftragten Subunternehmer und Kooperationspartner seien vom Streik nicht betroffen. Welche einzelnen Fahrten am Dienstag noch durchgeführt werden, können Interessierte auf der Internetseite des Unternehmens www.moBiel.de/Streik finden. Mobilitätsgarantie ist ausgesetzt Das Servicecenter im Jahnplatz bleibt Dienstag geschlossen. Tickets gibt es im Kundenzentrum Jahnplatz Nr. 5, am Fahrkartenautomaten oder als Handy-Ticket über die MoBiel-App. MoBiel weist zudem darauf hin, dass die Mobilitätsgarantie bei Verspätungen und Ausfällen durch einen Warnstreik nicht gelte. Verdi: Kommunen lehnen Verhandlungen ab Hintergrund für die heutigen Streiks sei, dass die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber es abgelehnt habe, mit der Gewerkschaft in Verhandlungen einzutreten, so Verdi in einer bundesweiten Stellungnahme. Verdi fordere in dem Tarifkonflikt für bundesweit 87.000 Beschäftigte Regelungen zur Nachwuchsförderung und zur Entlastung der Beschäftigten. Im Rahmentarifvertrag soll zudem "die Ungleichbehandlung in den Bundesländern" beendet werden. Konkret gehe es dabei um zentrale Regelungen wie 30 Urlaubstage oder Sonderzahlungen. Mit einer Forderung für Auszubildende sollten Anreize zum Einstieg in den Beruf und zur Nachwuchsförderung geschaffen werden. Seit März fordert die Gewerkschaft hierzu die Verhandlung eines bundesweiten Rahmentarifvertrages. Steigende Fahrgastzahlen, weniger Stellen "Nach 20 Jahren Sparkurs im ÖPNV-Bereich auf dem Rücken der Beschäftigten sind die Grenzen der Belastbarkeit erreicht", betont die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. Sie wies darauf hin, dass "trotz steigender Fahrgastzahlen in den letzten 20 Jahren 15.000 Stellen abgebaut wurden". Folgen seien hohe Krankheitsquoten in den Betrieben und fehlender Nachwuchs.

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