Corona-Ausnahmezustand: 1.500 Bielefelder in Quarantäne - Krisenstab tagt

Bielefeld. Mehr als 1.500 Menschen in Quarantäne, Infektionen an zehn Schulen, Verkehrschaos rund um das Corona-Testzentrum: Nach einer Familienfeier befindet sich Bielefeld im Corona-Ausnahmezustand. Nun äußerte sich der Krisenstab in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz zum weiteren Vorgehen. nw.de war live dabei. (function(d, s, id) {var js,ijs=d.getElementsByTagName(s)[0];if(d.getElementById(id))return;js=d.createElement(s);js.id=id;js.src="//embed.scribblelive.com/widgets/embed.js";ijs.parentNode.insertBefore(js, ijs);}(document, 'script', 'scrbbl-js'));--- Die aktuelle Lage im Überblick: Immer mehr Bielefelder müssen in Quarantäne: Auf einer Familienfeier hatten sich am 15. September etliche Bielefelder mit dem Corona-Virus infiziert (die NW berichtete). 950 Personen, darunter 800 Schüler, wurden seitdem in Quarantäne geschickt – Rekord. Das gab’s seit Beginn der Pandemie in Bielefeld auf einen Schlag noch nicht. Somit sind aktuell 1.450 Menschen in der Stadt in Quarantäne. Ein Kommunikationsfehler der Verwaltung führte unterdessen am Montag zu einem großen Verkehrschaos vor dem Testgelände im Bielefelder Osten. Das Gesundheitsamt hatte alle betroffenen Eltern aufgerufen, ohne Termin zum Testzentrum zu kommen, welches sich auf dem ehemaligen Gelände von Kahmann und Ellerbrock an der Feldstraße befindet. Das führte am Montag zu einem Verkehrschaos mit Rückstaus bis auf die Eckendorfer und Herforder Straße. Die Stadt bat Betroffene kurzerhand, das Gelände nicht mehr anzufahren. Einige berichteten der NW, dass sie mehr als zwei Stunden lang auf den Abstrich warten mussten – der Frust war groß. Grund war ein Kommunikationsfehler der Stadt. Die hatte fälschlicherweise berichtet, dass sich am Montag Lehrer und Schüler ohne Termin testen lassen können. Dafür entschuldigte sich Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger während einer spontan einberufenen Pressekonferenz mehrfach. Zwar wurden bereits 200 Abstriche vorgenommen; doch Hunderte stehen noch aus. Die Stadt bittet Betroffene, am Dienstag nur zu festen Zeiten im Auto auf das Testgelände zu kommen – zwischen 10 und 18 Uhr. Geregelt wird der Ablauf nach den Anfangsbuchstaben der Nachnamen: 10 bis 12 Uhr (A,B,C,D,E) 12 bis 13.30 (F,G,H,I,J) 13.30 bis 15 (K,L,M,N,O) 15 bis 16.30 (P,Q,R,S,T) 16.30 bis 18 (U,V,W,X,Y,Z). Auslöser für den Corona-Ausbruch war eine Geburtstagsfeier in einer Privatwohnung am 15. September. Die rund 30 Teilnehmer sind laut Nürnberger den ganzen Tag in der Wohnung ein- und ausgegangen. Da sich danach auch Familienangehörige angesteckt haben, sind inzwischen 38 Personen infiziert, darunter mindestens 12 Kinder und Jugendliche. Die wiederum besuchen zehn Schulen in der Stadt. Kitas seien nicht betroffen, zwei Kita-Kinder seien negativ getestet worden. Eine Teilnehmerin der Feier war am 17. September ins Krankenhaus gekommen. Von da an sei die Infizierten-Zahl täglich gestiegen.Nürnberger mahnt an, dass der kulturelle Hintergrund der Familienfeier nicht relevant sei, auf eine entsprechende Frage wollte er nicht eingehen. Auf der Feier seien überwiegend Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit gewesen. Der Krisenstabsleiter zeigte sich von der aktuellen Situation in hohem Maße verärgert: &bdquo;Es ist anzunehmen, dass die Teilnehmer der Feier nicht besonders vorsichtig waren." Rechtliche Konsequenzen wird die Familienfeier aber vermutlich nicht haben, da es sich nicht um einen Regelverstoß im engeren Sinne handele. &bdquo;Den gibt es nämlich gar nicht", sagt Nürnberger. Schließlich habe die Feier nicht im öffentlichen Raum stattgefunden. Auch einen Veranstalter habe es somit nicht gegeben. Und die Grenze von zulässigen 150 Personen pro Fest sei bei der Feier mit 30 Teilnehmern bei weitem nicht erreicht worden. Selbst ein Anpassen dieser Grenze auf 50 Personen – so wie es die Stadt Hamm nach dem dortigen Corona-Ausbruch gemacht hat – hätte in diesem Fall wahrscheinlich nicht geholfen, so Nürnberger. Der Stadt bleibe somit vorerst nichts anderes übrig, als immer wieder an den gesunden Menschenverstand und die individuelle Verantwortung zu appellieren. &bdquo;Wir müssen uns aktuell immer wieder fragen, ob Feiern wirklich nötig sind", so Nürnberger. Die Stadt verhängt jetzt eine Allgemeinverfügung für die 950 Personen, die in Quarantäne müssen. Damit ordnet sie die Quarantäne offiziell an. Viele Eltern beschäftigt nun die Frage, ob sie gleichzeitig mit ihren Kindern in Quarantäne kommen. Die Antwort: nein, nur Kontakte ersten Grades. Trotzdem müssen viele zuhause bleiben, weil sie ihre Kinder betreuen müssen. Für viele Eltern ist das ein enormer Kraftakt. Familien, deren Kinder die Diesterwegschule besuchen, trifft es bereits ein zweites Mal. Die Schule musste bereits Anfang September schließen und jetzt erneut. Umso erfreulicher wirkt da die Nachricht, dass ab Dienstag wieder bis zu zehn Lehrer zur Verfügung stehen werden, weil sie aus der vorsorglichen Quarantäne entlassen werden. Somit könnten ab Dienstag zumindest wieder die Klassen unterrichtet werden, die nicht von der Quarantäne betroffen sind. Das berichtet Leiterin Martina Schmidt-Schlierf auf Anfrage. Insgesamt sind in Bielefeld aktuell 70 Personen infiziert; also 32 weitere ohne Bezug zur Familienfeier. Da aber noch mehrere Testergebnisse ausstehen, rechnet der Krisenstab damit, dass die Zahl weiter steigen wird.

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