Live: Krisenstab informiert zu Corona-Großalarm an Bielefelder Schulen

Bielefeld. Am Donnerstagmorgen wurde in Bielefeld bekannt, dass mindestens drei Klassen der Diesterwegschule durch einen Corona-Fall in Quarantäne geschickt werden mussten. Inzwischen ist klar, dass der Krisenstab im Laufe des Tages noch deutlich mehr Maßnahmen ergriffen hat. Die gesamte Schule ist bis auf Weiteres geschlossen. Dutzende Schüler und Familien sind betroffen. Reihentests sollen schnell Klarheit bringen. Aber im Laufe des Tages wurden noch andere Verdachtsfälle in Schulen bekannt. Eine weitere Grundschule, eine Kita und mehrere Berufsschulen sind betroffen. Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger informierte ab 18 Uhr auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. nw.de war live dabei. Ingo Nürnberger berichtet: "Nach einigen Tagen mit einem sehr geringen Infektionsgeschehen, wurden von den Laboren heute gleich mehrere Betroffene gemeldet." Plötzlich sorgten Infektionen in den Schulen für reichlich Unruhe in der Stadt. Der komplizierteste Fall sei die Diesterwegschule an der Rohrteichstraße in Mitte. Dort sei eine Lehrerin positiv, die sich bereits vor mehreren Tagen hat testen lassen. Nur leider liegt das Laborergebnis erst jetzt vor. In dieser Zeit hat sie weiter unterrichtet - in den Klassen auch ohne Mund-Nase-Schutz. Deshalb führe das positive Ergebnis nun zu so vielen betroffenen Schülern. UPDATE, Freitag, 4.9.: Wie die Grundschule betont, habe die Lehrerin nicht fahrlässig agiert. Sie hatte sich am 31. August testen lassen. Als dieser Test negativ ausfiel, kam sie am Mittwoch wieder zum Unterricht. Doch am Nachmittag erreichte die das positive Ergebnis eines deutlich weiter zurückliegenden Tests vom 26. August. Auf diesen hatte die Lehrerin bis dahin vergeblich gewartet. Weil die Lehrerin in drei Grundschulklassen unterrichtet hat, sagt Krisenstabsleiter Nürnberger, seien von der Quarantäne knapp 100 Schüler betroffen. Die Frau habe aber auch im Lehrerzimmer Kontakt zum Kollegium gehabt. Sechs von ihnen würden inzwischen Krankheitssymptome zeigen. Da auch diese Lehrer in den letzten Tagen Unterricht gegeben haben, wird die Schule jetzt vorsorglich ganz geschlossen. &bdquo;Wir wollen damit einen Hotspot verhindern", sagt der Krisenstabsleiter. Nürnberger erklärt: "Die Labore brauchen derzeit relativ lange für die Auswertung der Corona-Tests." Deswegen werde der Unterricht auch am Montag zu 99 Prozent nicht stattfinden können. "Was danach passiert, erfahren wir nächste Woche." Dass schon am Wochenende alle Ergebnisse vorliegen, sei nicht zu erwarten. Am Freitag werde eine große Testreihe auf dem Gelände an der Feldstraße (ehemals "Kahmann und Ellerbrock") starten. An einem Tag könnten in dem "Drive-In" bei zwei eingerichteten Teststraßen locker 200 bis 300 Personen getestet werden. Rund 240 Schüler seien an der Schule gemeldet. Alle seien aufgerufen, einen Abstrich zu machen. Auch drei Berufskollegs sind von den Corona-Fällen betroffen. So sei ein Schüler vom Rudolf-Rempel-Berufskolleg positiv getestet worden. Der Azubi zum pharmazeutisch-technischen Assistenten habe an einer Klausur teilgenommen - 20 weitere Klausurteilnehmer sowie ein Lehrer seien nun von der Quarantäne betroffen. Der Berufschüler komme aus Paderborn, so Nürnberger, habe aber in Bielefeld an der Klausur teilgenommen. Vier der 20 betroffenen Mitschüler seien aus Bielefeld. Der Rest komme aus ganz OWL. An der selben Schule, aber in einem anderen Ausbildungsbereich (Groß- und Außenhandel) hatte eine Schülerin einen bestätigten Corona-Befund. Die gute Nachricht vom Gesundheitsamt: "Sie hatte keine relevanten Kontakte zu anderen Personen." Auch am Carl-Severing-Berufskolleg ist eine Schülerin positiv getestet worden. Sie hatte Kontakt zu 25 Mitschülern und fünf Lehrern. Sie alle sind in Quarantäne und erhalten ebenfalls Angebote, sich testen zu lassen. Am Berufskolleg Tor 6 habe ein bestätigter Fall nur wenig Folgen. Der Schüler hatte nur Kontakte zu einer Hand voll Mitschülern. Das liege am sehr strengen Hygienekonzept des Kollegs, betont Nürnberger. Dort herrscht während des gesamten Unterrichts Maskenpflicht. Deutlich komplizierter sei es unterdessen an einer Grundschule und einer Kita. Laut Ingo Nürnberger meldete ein Labor am Mittag zwei positive Tests. Einen an der Grundschule Windflöte - betroffen ist ein Schüler - und eine erkrankte Kita-Mitarbeiterin an der Hillegosser Kita am Rosenhag. Der Krisenstab und das Gesundheitsamt hätten sehr schnell die Maschinerie anlaufen lassen und Kita- sowie Schulverantwortliche über die nötige Quarantäne informiert. Anschließend wurden auch die Eltern in Kenntnis gesetzt. Betroffen ist an der Grundschule eine Klasse und in der Kita eine Gruppe. Leider meldete das Labor anschließend - wenige Stunden später - dass man sich nicht mehr sicher sei, ob die Tests wirklich positiv waren, berichtet Nürnberger. Eine Aufklärung sei am Donnerstag nicht mehr zu erwarten. Nürnberger betont, dass es in den Labors relativ viele falsche Positiv-Tests gebe. Um einen Fehler auszuschließen, bestehe ein Testdurchgang aus zwei Testvorgängen. "Was bei diesem Labor schiefgegangen ist, wissen wir nicht." Es tue ihm leid, dass in beiden Einrichtungen jetzt sehr viel Unruhe entstanden sei, so der Krisenstabsleiter. Möglicherweise gebe es dann aber am Freitag eine erfreuliche Entwarnung. Allen direkten Kontaktpersonen von Infizierten bietet der Krisenstab einen Test an. Wichtig: Wer direkten Kontakt zu einer infizierten Person hatte, kann sich übrigens auch durch einen negativen Test nicht aus der Quarantäne befreien." Diese Möglichkeit bestehe nur bei Reiserückkehrern sowie bei Pflegekräften von Krankenhäusern und Pflegediensten, wenn dort der Betrieb in Gefahr sei. Das heißt: Die knapp 100 Schüler der Diesterwegschule können sich am Freitag zwar testen lassen und möglicherweise in ein paar Tagen aufatmen, weil ihr Test negativ war. Die angeordnete Quarantäne müssen sie aber dennoch komplett abwarten. Die einzig gute Nachricht aus der Diesterwegschule: Die betroffene Lehrerin sei wohl in den letzten Tagen schon nicht nicht mehr an der Schule eingesetzt worden. Demnach könnte es sein, so der Krisenstabsleiter, dass die nötige Quarantäne nicht mehr volle 14 Tage andauern muss. Die Eltern und Geschwister dieser Kinder sind übrigens nicht in Corona-Quarantäne, so Nürnberger. Er spricht von "Kontaktpersonen von Kontaktpersonen". Selbst wenn etwa die Eltern engen Kontakt zu den betroffenen Kindern haben: Sie dürfen am Freitag zur Arbeit. Eine Quarantäne für diese Personengruppe sei vom Robert-Koch-Institut nicht vorgesehen. Und sie sei angesichts des vagen Verdachts, sich womöglich angesteckt zu haben, auch nicht vertretbar. Dennoch habe der Corona-Krisenstab in Bielefeld das zu Beginn der Pandemie so streng gehandhabt. Nürnberger glaubt, dass das unter anderem ein Grund dafür gewesen sei, dass die Corona-Entwicklung in Bielefeld so moderat verlaufen ist. Die aktuellen Fälle sind übrigens nicht die ersten seit Ende der Sommerferien. Seit dem Neustart des Präsenzunterrichts vor gut drei Wochen wurden bisher drei Coronafälle bekannt. Wie berichtet, mussten am Max-Planck-Gymnasium, der Realschule Heepen und am Berufskolleg Bethel jeweils eine Klasse, beziehungsweise eine Schülergruppeund einige Lehrer für 14 Tage in Quarantäne. Rund 100 Personen wurden daraufhin vom Gesundheitsamt in einer mobilen Station getestet: alle negativ.

Meistgelesen