OB-Kandidatin Gordana Rammert: Piratin mit starkem Willen - mit Video

Bielefeld. &bdquo;Wer nichts macht, ist selbst Schuld, wenn er frustriert ist." Sagt Gordana Rammert. Sich hängen zu lassen, ist keine Option. Obwohl sie es nie leicht gehabt hat. Nicht als Arbeiterkind, das mit einem pflegebedürftigen Vater aufgewachsen ist, nicht als mäßige Schülerin, nicht als alleinerziehende Mutter. &bdquo;Ich habe eine Jetzt-erst-recht-Mentalität", sagt die Jung-Politikerin und angehende Akademikerin. Auch darum will sie als gemeinsame Kandidatin von Piraten und Bürgernähe Oberbürgermeisterin werden. Mitmachen, mitmischen, das ist ihr Ding. Bürgerbeteiligung zu stärken, erst Betroffene zu fragen und dann zu entscheiden und dafür die Strukturen zu schaffen, das wäre das Erste, was sie als Oberbürgermeisterin ändern würde. Auch Kinder und Jugendliche würde sie beteiligen. &bdquo;Und ich würde einen Beteiligungs-Beauftragten einsetzen, der über den Dezernaten der Verwaltung steht", sagt die 33-Jährige. ÖPNV-Jahres-Abo für 364 Euro Schon als Jugendliche hat sie die ersten Jobs gehabt, hat Werbeblätter ausgetragen, Fisch verkauft, Regale eingeräumt. Einmal hat sie die Arbeitsbedingungen kritisiert – und flog prompt raus. &bdquo;Das war nicht schön, aber zumindest haben die Kollegen später mehr Geld bekommen." Ihre Löhne hat sie jahrelang gespart. &bdquo;Zum Abi habe ich mir dann ein Auto gekauft." Ein bisschen stolz ist sie darauf noch immer. Heute ist das Auto für sie nur noch ein Transportmittel. Für ein Bus- und Bahn-Jahresabo für 364 Euro macht sie sich stark und für die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer. Gordana Rammert ist Mutter einer zehnjährigen Tochter. Eine Herausforderung, die sie neben dem Job in der Uni-Verwaltung und ihrem Studium meistert. Sie weiß: Was ihr gelingt, ist längst nicht selbstverständlich, ist für viele ein gewaltiges Problem. Hiflsangebot für High-Performer Einen &bdquo;Care Point" würde sie daher in der Stadt einrichten, eine Anlauf- und Beratungsstelle, die etwa junge Eltern betreut, informiert, unterstützt oder an Termine erinnert. &bdquo;Nicht jeder weiß um Ansprüche und Angebote oder kriegt es hin, sich zu informieren." Hilfsangebote würde sie auch Leistungsträgern machen: &bdquo;Es gibt durchaus High-Performer mit Suchtproblemen. Die gehen aber nicht im Anzug zur Drogenberatung. Für die brauchte man eine gute Adresse in der Altstadt." Rammert spricht schnell, nicht hektisch. Sie brennt für ihre Themen, ist enthusiastisch, zornig, verständnisvoll. Mühelos wechselt sie vom konkreten Alltagsbeispielen auf die Theorie-Ebene, kann Sachverhalte ebenso allgemein begreiflich wie wissenschaftlich untermauert darstellen. Gegen Hetze und Rassismus BWL, Soziologie und Sozialwissenschaften hat sie an der Uni Bielefeld studiert. Statistik gehört zu ihren Stärken. In ihrer Abschlussarbeit geht es um Hass-Parolen in sozialen Medien. Das Thema beschäftigt sie auch privat: Seit zwei Jahren gehört zu zum Autorenteam des mehrfach mit Medienpreisen ausgezeichnetem Internet-Blogs &bdquo;Volksverpetzer". Das Aufklärungs- und -Faktencheck-Portal richtet sich gegen rechte Hetze und Rassismus. Mit Diskriminierung hat sie eigene Erfahrungen. Weil die Eltern begeisterte Jugoslawien-Urlauber waren, bekam sie den Namen Gordana. Weil das Standesamt aber einen eindeutig deutschen Namen wollte, heißt sie Gordana Kathrin. Beide Vornamen hat sie ausprobiert. &bdquo;Wenn ich mich mit jeweils nur einem Namen um ein Praktikum beworben habe, bekam Gordana eine Absage und Kathrin ein Vorstellungsgespräch." Veränderungen statt Beschwerden Früh kam ihr politisches Talent zum Vorschein. Für &bdquo;Die Partei" war sie Bundestags- und Landtagskandidatin. Im Jugendamtselternbeirat hat sie sich für Kita-Kinder eingesetzt, im Jugendhilfeausschuss des Rates gelernt, &bdquo;diszipliniert sowie konstruktiv zu arbeiten". 2016 wechselte sie zu den Piraten. Die bilden aktuell mit der Wählergemeinschaft Bürgernähe eine Ratsgruppe. Rammert ist die gemeinsame Kandidatin. Und die kann auch ganz pragmatisch sein: &bdquo;Die Sozialwohnungsquote in Neubaugebieten soll auf 40 Prozent erhöht werden, damit wir die derzeit gültigen 25 Prozent tatsächlich erreichen", fordert sie. Oder: &bdquo;Wir müssen mit der Wirtschaft einen Dialog über den Flächenbedarf führen, müssen interkommunale Gewerbegebiete schaffen." Für etwas zu sein, erfordere mehr Mut, als gegen etwas zu sein. Gordana Rammert findet: Wir haben nichts davon uns zu beschweren, lieber sollten wir Veränderungen bewirken."

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