"Ich stech dich ab" - Opfer berichten erschreckende Details zu Bielefelder Überfall

Bielefeld. Das ganze Ausmaß der brutalen, nächtlichen Überfälle im Kunsthallenpark ist immer noch nicht ganz aufgeklärt. Nun berichten zwei der Opfer, die in der Nacht zu Sonntag im &bdquo;Kunsti" krankenhausreif geschlagen wurden, mit welcher Brutalität und Abgebrühtheit die Täter Angst und Leid verursachten. Unverhohlen soll einer von ihnen mehrfach mit seinem Klappmesser gedroht haben. Dass in diesem Moment am anderen Ende des Parks ein Streifenwagen stand, hielt die Täter nicht ab. Jonas und Sven (19, 18; Namen geändert) hatten sich kurz vor Mitternacht mit ihren zwei Freunden im Kunsthallenpark getroffen. Nach wenigen Minuten wurde das Quartett von drei unbekannten jungen Männern angesprochen. Schwitzkasten, Messer, Ohrfeige, Pfefferspray Zunächst ganz harmlos: &bdquo;Die wollten einen 50-Euro-Schein wechseln." Als die Vier aber sagten, dass sie zu wenig Geld dabei hätten, wurde die Stimmung aggressiv. &bdquo;Plötzlich wurden wir angegriffen", berichtet der 19-Jährige Jonas. Einer der Täter nahm sein Gegenüber in den Schwitzkasten, ein anderer zückte ein Messer: &bdquo;Jonas rief noch: ’Der hat ein Messer!’" Dann ging alles ganz schnell. Der Täter mit dem Messer gab einem der Freunde eine Ohrfeige, Sven griff sich das Pfefferspray des Freundes und sprühte es zur Gegenwehr dem Bewaffneten in die Augen. Doch das Reizgas sorgte nicht für das erhoffte Ende der Auseinandersetzung. Im Gegenteil. Der Halbstarke mit dem Messer wurde richtig wütend und verfolgte nun im Sprint Jonas, der in Richtung Kunsthalle davongeeilt war. Die drei anderen hatten Glück. Sie rannten über den Nebelswall in Richtung Kreuzstraße. Ihnen folgte niemand. &bdquo;Ich stech’ Dich ab, wenn Du die Freunde nicht zurückholst" Der 19-jährige Sven erlebte hingegen wenig später angsterfüllte Minuten. An der Alfred-Bozi-Straße holten ihn die drei Täter ein und arbeiteten sich nun vor einem Bürohaus an ihrem Opfer ab. Während der eine den 19-Jährigen weiter mit dem Messer bedrohte, schlug und trat der Zweite auf ihn ein. Der Dritte durchsuchte den 19-Jährigen und nahm ihm Geld, Schmuck und Autoschlüssel ab. Ein Zeuge, der Jonas zur Hilfe eilen wollte, ergriff sofort die Flucht, als er das gezückte Messer sah. &bdquo;Dann hat er mir sein Messer an den Hals gehalten und hat gesagt: ’Ich stech’ Dich ab, wenn Du deine Freunde nicht zurückholst’." Der äußerst aggressive Typ wollte offenbar unbedingt Rache für die Pfeffersprayattacke. Ausgerechnet in diesem Moment rief Sven an, um sich nach Jonas zu erkundigen. Mit dem Messer am Hals sagte der 19-Jährige, dass man sich am Auto treffen wolle. Noch heute steckt das Geschehen dem 19-Jährigen sichtbar in den Gliedern. Trio in der Falle: Ein knappes Dutzend Schläger tritt auf Opfer ein Die drei Räuber zwangen also ihr Opfer zum Kunsthallenpark, wo sie nach Angaben des 19-Jährigen noch sechs bis acht weitere Mittäter mitnahmen, die dem Messertäter nun zur Kreuzstraße folgten. Die drei Geflüchteten hatten noch nicht die Polizei gerufen, weil sie Ärger und Sorgen der Eltern vermeiden wollten. Die drei warteten in der Nähe des Autos. &bdquo;Als die Zentralverriegelung blinkte, sind wir sofort eingestiegen", berichtet der 17-jährige Kumpel. Damit saßen sie in der Falle. Denn nicht ihr Freund Jonas hatte den Wagen geöffnet, sondern die Halbstarken. Kurz darauf prügelte und trat knapp ein Dutzend Schläger auf die Drei ein. Vor allem Sven wurde nacheinander von jedem der jungen Männer geschlagen und getreten, erzählen die jungen Männer. &bdquo;Selbst als er blutüberströmt bettelte, sie sollten aufhören, gingen die Tritte weiter", sagt Jonas, der an der Kreuzstraße verschont wurde. Sven erlitt einen doppelten Kieferbruch, verlor einige Backenzähne und musste später in der Klinik operiert werden. Die Kripo ist mit den Ermittlungsergebnissen zufrieden Die Bande flüchtete, als der erste Streifenwagen eintraf. Doch statt das Weite zu suchen, gingen sie stumpf zurück in den Kunsthallenpark. Wie berichtet, konnte die Polizei dort wenig später zwei Tatverdächtige (16, 18) festnehmen. Die Kripo ist bisher mit den Ermittlungsergebnissen zufrieden, sagt Polizeisprecher Michael Kötter. Auch eines der Opfer berichtet, dass die Beamten in ihrem Auto später das Klappmesser des Hauptangreifers finden konnten. Die beiden Festgenommenen sind dem Vernehmen nach der Polizei bereits gut wegen anderer Raubüberfälle bekannt. Eine Woche zuvor hatte sich an Ort und Stelle übrigens ein ähnlicher Überfall ereignet. Hier hatte auch eine größere Gruppe nach Geld gefragt. Dann schlugen die Täter auf einen Jugendlichen ein und raubten eine teure Musikbox. Wachschutz seit Freitag Nach den jüngsten Ereignissen hatte die Stadt nun Handlungsbedarf gesehen: Der Verwaltungsvorstand um Oberbürgermeister Pit Clausen engagiert ab sofort für die kommenden acht Wochen einen privaten Wachschutz, der ab 21 Uhr für Ordnung in dem Park sorgen soll. Allerdings vor allem, um die Kunstwerke zu schützen. Jonas stöhnt auf, als er davon hört: &bdquo;Dort ist schon so viel passiert. Ich dachte, die sollen uns schützen?" Für Gewalttaten bleibt aber die Polizei zuständig. Ihre Präsenz allein scheint für manche aber nicht abschreckend genug zu sein. Während des ganzen Geschehens zwischen dem Überfall um 23.35 Uhr und dem Notruf kurz vor Mitternacht von der Kreuzstraße stand an der Straße Am Waldhof ein Streifenwagen.

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