Scharfe Diskussion um Zustände im Klinikum Bielefeld nach Tragödie

Bielefeld. Die Ermittlungen zum Todesfall des Patienten aus dem Klinikum Mitte, der wegen einer Verwechslung das falsche Medikament erhalten haben soll, laufen. Der zuständige Kommissar der Polizei hat die relevanten Patientenakten an sich genommen. Staatsanwalt Christopher York geht davon aus, dass der Hergang der Tragödie, die zum Tod des 26-Jährigen geführt hat, schnell geklärt werden kann. &bdquo;Allerdings dauert die Ermittlung der Todesursache länger", sagt er. &bdquo;Auf die Ergebnisse der Rechtsmedizin müssen wir vielleicht Monate warten." Eine solche Analyse sei komplex. Tragödie erschüttert das Personal Mohammad Sliman wurde am Donnerstag beerdigt. Wie berichtet soll er nach nicht bestätigten, aber auch nicht dementierten Informationen 80 Milligramm Methadon erhalten haben. Diese Dosis gilt laut Experten als tödlich. Das Methadon sei nach bisherigen Informationen für dessen Zimmernachbarn gedacht gewesen. Bei diesem soll es sich um einen Krebspatienten handeln. Laut Experten-Informationen müsste er nach medizinischer Lage schwer heroinabhängig sein, um eine solche Menge Schmerzmittel vertragen zu können. "Wir wissen oft nicht, wie wir das alleine schaffen sollen" Die Tragödie erschüttert das Personal im Klinikum Mitte. Die Mitarbeiter der Station versammelten sich jetzt, um über den Fall zu sprechen. Mehrere Pfleger gingen zugleich an die Öffentlichkeit mit Berichten über ihren Arbeitsalltag.&bdquo;Sie glauben nicht, wie schlimm es bei uns mittlerweile ist." Das sagt eine Pflegemitarbeiterin des städtischen Klinikums. Fast wortgleich berichtet sie wie andere aus dem Krankenhaus von starker Überlastung auf den Stationen. &bdquo;Wir wissen oft nicht, wie wir das alles schaffen sollen." Nachts zu zweit auf einer Station mit 40 Patienten sei keine Seltenheit. Das erzeuge Frust. Wegen der Unzufriedenheit sei die Zahl der Kündigungen deutlich angestiegen, die frei werdenden Stellen würden aber oftmals gar nicht oder mit Altenpflegerinnen besetzt, die nicht das Fachwissen wie examiniertes Krankenpflegepersonal hätten. "Tür des Geschäftsführers steht offen" Die Krankenhaus-Führung im Klinikum Mitte kann die Kritik so nicht nachvollziehen. Laut Sprecher Axel Dittmar hat die Zahl der Vollzeit-Pflegekräfte nicht ab-, sondern zugenommen. &bdquo;Und wir suchen weiter nach examinierten Mitarbeitern." Auch Arztstellen seien ausgeschrieben. Derzeit arbeiten 650 Vollzeitbeschäftigte im Pflegebereich, 2.700 Mitarbeiter zählt das Klinikum insgesamt. Dittmar sagt zudem, dass die Geschäftsführung um Geschäftsführer Michael Ackermann sich durchaus den Sorgen der Mitarbeiter stelle und gestellt habe. Zahlreiche Versammlungen und Gesprächsrunden würden davon zeugen. &bdquo;Auch steht die Tür des Geschäftsführers für Gespräche offen." Flächendeckendes Problem Der Todesfall hat neben der Diskussion um die Krankenhaus-Ausstattung mit Personal mehrere ehemalige Patienten dazu veranlasst, ihre Erlebnisse aus der Zeit in der Klinik zu schildern. Übereinstimmend sind es Berichte von gestresstem Personal und falschen Medikamenten-Zuordnungen. Laut &bdquo;Aktionsbündnis Patientensicherheit" würden solche Fehler im alltäglichen Medizinbetrieb nicht nur auf das städtische Haus in Bielefeld zutreffen, sondern flächendeckend in Kliniken in Deutschland passieren. Die Zahlen, die das Aktionsbündnis – eine gemeinsame Initiative von Vertretern der Gesundheitsberufe, ihrer Verbände und der Patientenorganisationen vorlegt – , sind erschreckend. Der Verein geht von einigen Zehntausend Todesopfern jährlich durch medizinische Behandlungsfehler aus.

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