Parteiencheck: Große Unterschiede beim brisanten Thema Jahnplatz-Umbau

Bielefeld. Für die einen ist er ein visionäres Projekt, andere sehen es einfach als pragmatischen Kompromiss und wieder andere als teuren Flop. Feststeht, seit Planungsbeginn ist der Jahnplatz-Umbau ein Zankapfel in Stadt und Politik. Im Juli ist die Riesenbaustelle gestartet und soll, ja muss sogar, in zwei Jahren fertiggestellt sein, damit es mit der Förderung klappt. Doch trotz Baustart und beschlossener Planungen: Ruhe ist noch immer nicht eingekehrt, höchstes auf dem größtenteils gesperrten Jahnplatz selbst. Das zeigt auch der Parteiencheck. Dass die Haltung zum angelaufenen Großprojekt durchaus als stimmentscheidend bei der Kommunalwahl eingeschätzt wird, verdeutlicht die Vielfalt der Meinungen bei den Parteien. Einige wollen sogar das Rad zurückdrehen und neu planen. SPD Die Sozialdemokraten an der Stadtspitze zählen zu den Machern des neuen Jahnplatzes. Aus ihrer Sicht ist der zentrale Platz, den täglich Tausende Menschen passieren, schon lange kein attraktiver Ort mehr gewesen, für Radfahrer und Fußgänger nicht gut gemacht und zuletzt durch Luftverschmutzung auch gesundheitsschädlich. &bdquo;Deshalb ist es richtig und wichtig, dass der Jahnplatz neu gestaltet und letztlich für alle besser wird“, schreibt die SPD. CDU Die CDU stimmte im Rat gegen den jetzigen Jahnplatz-Umbau. Die Christdemokraten lehnen den Rückbau als zentralen Verkehrsknoten ab. Sie wollen &bdquo;ein leistungsfähiges wie auch zukunftsgerichtetes Gesamtverkehrskonzept unter Beachtung der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen“. Geht es nach der CDU, soll stattdessen eine intelligente Verkehrssteuerung Staus vermeiden und Verkehre besser fließen lassen. GRÜNE Die Grünen stimmten für den Jahnplatz-Umbau und wollen ihn &bdquo;zukunftsfähig“ weiter vorantreiben. Zum Schutz des Klimas müssten die hohen Stickoxid-Werte am Jahnplatz eingedämmt werden, so die Partei. Bus- und Radspur sind für die Grünen erst der Anfang. Für die Grünen bedeutet das: mehr Platz für Menschen, weniger Lärm, mehr Luft zum Atmen, eine oberirdische Stadtbahn und eine autofreie Wilhelmstraße, Lieferverkehre ausgenommen. DIE LINKE In den Augen der Partei Die Linke ist die Chance für einen Jahnplatz ohne Autos ohne Not vergeben worden. Sie wollen eine attraktive Innenstadt mit weniger Autoverkehr. Deren Erreichbarkeit hänge nicht am Jahnplatz und müsse deutlich verbessert werden, sagen sie. Weil sich aus ihrer Sicht Innenstädte in den kommenden Jahren weiter verändern werden, will Die Linke eine Stadt, die diesen Prozess rechtzeitig aufnimmt und entsprechend begleitet. FDP Die FDP hat die jetzigen Umbaupläne zum Jahnplatz immer abgelehnt. Die Liberalen kommentieren das Projekt mit den Worten: &bdquo;Für viel Geld wird nichts besser.“ Sie streben für die noch möglichen Bereiche eine Neuplanung im Einklang mit Anliegern und Handel an. Einen Ankauf des Tunnels unter dem Jahnplatz lehnt die Partei strikt ab. BÜRGERNÄHE Die Ratsgruppe Bürgernähe/Piraten will den Jahnplatz durch eine neue oberirdische Stadtbahnlinie vom Busverkehr entlasten und Taktverdichtungen im Stadtbahnnetz ermöglichen. Die neue Linie soll vom Jahnplatz zum Kesselbrink, zu den Berufskollegs über die Heeper Straße bis zur Radrennbahn fahren. LIB Die Wählergemeinschaft Lokaldemokratie für Bielefeld (LiB) sieht den Jahnplatz als Herz der City und Verkehrsknotenpunkt und befürwortet den Umbau zugunsten von Fußgänger- und Fahrradfreundlichkeit. Sie will die Aufenthaltsqualität verbessern und eine &bdquo;menschengerechte Gestaltung“ erreichen. Der Handel soll mit einem Lieferkonzept für Kunden zur Verkehrsreduktion beitragen. BFB Aus Sicht der Bürgergemeinschaft für Bielefeld (BfB) darf der Jahnplatz als zentraler Platz und Verkehrsknotenpunkt in Bielefeld nicht alleine betrachtet werden. Er müsse in ein Gesamtkonzept eingebettet sein, fordert die BfB. Den neuen Jahnplatz-Umbau wertet sie als &bdquo;teuren Behelf“. AFD Die Einrichtung von Grünflächen, eine umfassende Beleuchtung und der Abriss der Wellblechdächer werden von der AfD befürwortet. Die zweijährige Sperrung lehnt die Partei ab und will die zweispurige Befahrbarkeit für Autos in beide Richtungen sowie zum Rathaus wiederherstellen. DIE PARTEI Die Partei sagt zum Jahnplatz nur denkbar knapp: &bdquo;. . . der wird dann begrünt und umbenannt in Jahnpark.“ UBF Die Wählergemeinschaft Unabhängiges Bürger-Forum (UBF) sieht den Jahnplatz als Zentrumsplatz, der nicht nur eine freundliche Aufenthaltsqualität bieten, sondern auch Verknüpfungspunkt für den Nahverkehr sein sollte. Hier biete sich nur eine Niederflurtrasse an, schreibt die UBF. Der Jahnplatz dürfe jedoch nicht zum Problemplatz verkommen und benötige ein konsequentes Ordnungskonzept. BIG & BBZ Das Bündnis Innovation und Gerechtigkeit (BIG) sowie die Bürgerbewegung für Zivilcourage (BBZ) äußerten sich auf NW-Anfrage nicht konkret zum Jahnplatz.

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