In diesem besonderen Stadtbezirk hören zwei von drei Polit-Dinosauriern auf

Bielefeld. Sie sind seit Jahrzehnten die Gesichter von Politik in Gadderbaum: Hannelore Pfaff (71), Dietrich Kögler (80) und Barbara Schneider (74). Grün, schwarz, rot. Drei wie Feuer, Erde, Wasser. Während Pfaff bei der Kommunalwahl wieder antritt, hören Kögler und Schneider auf. Das ungleiche Trio teilt sich seit fast 30 Jahren den Polit-Kuchen, jeder war Bezirksbürgermeister (früher Bezirksvorsteher), Stellvertreter, Oppositionsführer. Jeder prägte Gadderbaum. Am stärksten aber waren sie gemeinsam: Für ihren Stadtbezirk zogen sie an einem Strang. Und so sagt Kögler: &bdquo;Mehr zu knabbern hatten wir an der Verwaltung im Rathaus und unseren eigenen Fraktionen im Rat." Zoff ums Freibad Schneider nickt dazu, erinnert sich ans Freibad, an 2013, als große Einigkeit herrscht im Rathaus, dass das Bad weg muss – und Pfaff aus dem Stand heraus vehement fürs Bad kämpfte. Kögler schloss sich schnell, wenn auch ruhiger, an, während Schneider länger brauchte, um eine klare Haltung zu finden. Zu sehr stand ihr die Rats-SPD auf den Füßen, inklusive Pit Clausens (SPD). Vielleicht ist genau dieses Thema geeignet, um viel über das besondere Trio zu erzählen. Pfaff, die bunt und wild ihren Weg geht, sich um Instanzen wenig schert, die emotional Politik macht, so wie sie es für richtig hält. Die Bäume umstrickt und Freibad-Senioren-Erotik-Kalender erfindet. Kögler, der ebenfalls eher Bauchmensch ist, einer mit konservativem Wertekompass, einer, der das, was er einmal für richtig oder falsch erkannt hat, dann auch hartleibig vertritt, zur Not gegen alle. Der sein Wort hält. Der ohne Wenn und Aber "Gadderbaum first” lebt. Und Schneider, die abwägender ist, die die Dinge lange durchdenkt, vergleicht, berücksichtigt, der anderen Seite viel Raum lässt, die taktisch agieren kann. Eine Finanzbeamtin, geprägt von Kirche, Gewerkschaft, Personalratsarbeit. Betont sachlich arbeitet sie sich zu einer Meinung vor. Große Stärke Genau in diesen drei Charakteren liegt die große Stärke des Trios, das nun auseinanderbricht. Das bedauern viele. Doch die Gesundheit nörgelt. Kögler, 2014 schon verabschiedet, wurde bedrängt und trat nochmal an. Ein Fehler, weiß er heute. "Ich hätte einfach resolut sagen müssen: ,Nein, das wars.” Er kämpfte und quälte sich für die CDU und Gadderbaum durch die sechs Jahre, ist nun drei Jahrzehnte in der BZV, ein Jahrzehnt war er Ratsherr. Schneider und Kögler lieben die Politik. Beide fühlen sich auf der untersten Ebene pudelwohl, da, &bdquo;wo wir dicht an den Menschen dran sind". Kögler: &bdquo;Wir gehören hier zur Gemeinschaft – und da zählt, dass man Versprechen halten muss." Schneider ergänzt: &bdquo;Und ehrlich zu sagen, wenn man etwas nicht schaffen kann." Das hat beiden viel Respekt eingebracht. Sie werden gegrüßt, geachtet, wertgeschätzt. Viele Erfolge Jenen, die die BZV als marginale Minipolitik geringschätzen, halten sie Erfolge entgegen. Jeder andere. Pfaff ist die Retterin: Pellahöhe, Freibad, Sekundarschule. Kögler auch: In den 90ern hörte er vom Gerücht, dass im Botanischen Garten der berühmte Rhododendron-Bereich abgeholzt und bebaut werden sollte, er organisierte den Protest. Und heute? &bdquo;Ist der Garten sogar erweitert worden", sagt Kögler zufrieden. Lange war er auch &bdquo;Mister Osterfeuer und Mister Weihnachtsmarkt" – Pfaff nahm ihm das später ab. Blickt SPD-Frau Schneider auf Erfolge, so freut sie sich noch heute darüber, dass sie noch vor der Verwaltung gehört hatte, dass Blitzer plötzlich auch aus Lärmschutzgründen aufgestellt werden durften. &bdquo;Ich gab den Impuls für den Blitzer stadtauswärts auf dem OWD", erinnert sie sich an ihr Nachbohren bei der Stadt. Auch, dass sie beim Johannisberg an einer Neuplanung festhielt, freut sie. &bdquo;Lange galt ich als Traumtänzerin, dann aber waren plötzlich Mittel über das Konjunkturpaket da und konnte der Johannisberg so toll gestaltet werden wie er heute aussieht." Und Misserfolge? Da sind sie sich einig: Niemals hätte Gadderbaum sein Bezirksamt verlieren dürfen. Scharmützel gehören dazu Lächeln können sie über all die politischen Scharmützel, die es gab – so 2009, als Pfaff klare Wahlsiegerin war und partout nicht mit Kögler und Schneider den Job als Bezirksbürgermeisterin teilen wollte. Und am Ende auf die Nase fiel. In rotgrünen Zeiten stimmte die SPD mit CDU, FDP und BfB komplett für Kögler. Der gab später an Schneider ab, Wahlsiegerin Pfaff blieb Stellvertreterin. Heute lachen alle darüber. Geschenkt, auch das ist eben Demokratie. Demokratie, in der auch mal Pulverdampf aufsteigt, wenn Kögler polternd einen Volltreffer setzt. In der Pfaff klug Emotionen weckt. Schneider ist hier gerne der Gegenpol. Zwischen der schillernden Hannelore und dem kantigen Dietrich verleiht &bdquo;die Barbara" der Demokratie mit ihrer Ruhe souverän die verdiente Würde. Nun bricht das Trio auseinander, müssen andere, jüngere, den Mikrokosmos Gadderbaum politisch zusammenhalten.

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